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Todesfeuer

Todesfeuer

Titel: Todesfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Möglichkeit, sobald sie da drin ist.«
    »Genau«, sagte Baumeister. »Wie bei einem dieser Privatclubs. An der Kordel vorbeizukommen ist schwer, aber sobald man drin ist, geht alles.«
    »Kein Richter wird euch das abkaufen«, sagte Thomas. »Und wir haben es obendrein mit der Herrscherfamilie zu tun.«
    »Aber was ist, wenn sie schon drin war und ihre Götterspeise angebracht hat?«, sagte Milo. »Bei all den Flugzeugen in der Nähe? Dem ganzen Düsentreibstoff?«
    »Scheiße«, sagte Boxmeister. »Das will ich mir nicht mal vorstellen. Ich wäre mit Sicherheit nur ungern derjenige, der keine Vorsichtsmaßnahmen ergriffen hat.«
    »Raffiniert, Jungs«, sagte Thomas. »Ihr wollt, dass ich den Boss frage.«
    Milo warf einen Blick zum Einwegspiegel. Helga war noch immer wie erstarrt. »Das liegt an Ihnen, aber ich habe meinen ganzen Charme mit ihr aufgebraucht.«
    Thomas trommelte auf ihr Blackberry ein. Fing an zu texten.
    Helga Gemein stand auf, ging zum Spiegel, kehrte uns den Rücken zu.
    Sie griff mit einer Hand nach oben. Spielte an der Perücke herum.
    »Das ist ein Zeichen dafür, dass sie unruhig ist, wenn sie an ihrem Lausnest rumfummelt«, sagte Boxmeister. »Sie gibt klein bei, ich spüre es.«
    Wenn das Milo tröstete, ließ er es sich jedenfalls nicht anmerken.
    Thomas textete weiter.
    Helga Gemein drehte sich wieder um, wandte sich uns zu.
    Schaute uns an, ohne uns zu sehen. Ausdrucksloser Blick - sie war an einem einsamen Ort angelangt.
    Mit einer jähen Bewegung riss sie die Perücke herunter und entblößte ihren herrlich geformten, rasierten Kopf, der weiß glänzte. Sie hielt die Perücke vor sich, mit der Höhlung nach oben, wie einen Kelch, und lächelte.
    Ein trauriges Lächeln. Es war das zweite Mal, dass ich es sah. Ich mochte sie immer noch nicht.
    Sie griff in die Perücke und holte etwas heraus. Klein, weiß und kapseiförmig. Sie hielt es zwischen Daumen und Zeigefinger.
    Sie lächelte noch immer, als sie den Mund öffnete und das weiße Ding einwarf. Schluckte.
    Ihr Lächeln wurde breiter. Ihr Atem ging rascher. »O Scheiße«, sagte Boxmeister.
    Milo war bereits aufgesprungen und stürmte zur Tür. Maria Thomas blickte von ihrem Blackberry auf. »Was ist los?«
    Milo rannte an ihr vorbei, ließ die Tür zuknallen.
    Nur wenige Zentimeter entfernt, durch das Glas von uns getrennt, fing Helga an zu zittern. Sie griff sich an den Unterleib und keuchte auf.
    Würgte.
    Etwas Grünes und Schleimiges sickerte aus ihrem Mund.
    Dem schlaffen Mund, das Lächeln war verschwunden.
    »O mein Gott«, sagte Thomas und rannte aus dem Raum. Boxmeister hastete hinter ihr her.
    Ich blieb sitzen. Kein Grund, für noch mehr Gedränge zu sorgen.
    Bei Helga setzten bereits die Krämpfe ein. Ihr Atem ging mühsamer. Sie torkelte näher an den Einwegspiegel und keuchte abgehackt. Er beschlug. Sie bespritzte ihn mit glasigem Speichel, dann mit rosa Punkten.
    Der schwere Krampf fing bei den Augen an und breitete sich rasend schnell nach unten aus, als er ihren ganzen Körper erfasste.
    Eine Stoffpuppe, von einem unsichtbaren Gott geschüttelt.
    Schaum quoll aus ihrem Mund, ein Wasserfall aus Gallenflüssigkeit. Schleimklumpen bedeckten das Glas, trübten meine Sicht. Aber ich konnte erkennen, wie Milo hineinstürmte und sie auffing, als sie umfiel.
    Er legte sie behutsam hin und begann mit Herzdruckmassagen. Thomas und Boxmeister standen wie gebannt daneben.
    Milos Technik war perfekt. Rick besteht darauf, dass er sie alle zwei Jahre auffrischt. Er meckert immer über diese gewaltige Zeitverschwendung und behauptet steif und fest, bei der Mordkommission sei Kopfarbeit gefragt, wann hätte er jemals die Gelegenheit, den Helden zu spielen.
    Heute hatte er sie.
    Heute kam es nicht mehr darauf an.
     
    34
     
    Das Gesicht des Polizeichefs ist noch pockennarbiger als Milos. Ein buschiger weißer Schnurrbart erfüllt seinen Zweck und kaschiert die Hasenscharte ziemlich gut.
    Er ist ein schlanker Mann, der kaum ein Gramm Fett am Leib hat. Dadurch spannt sich die Haut so über seinen Schädel, dass die Grübchen und Krater, die glänzenden Wülste und Narben hervorgehoben werden. Der Schädel ist ein seltsam geformtes Dreieck, oben breit und ungewöhnlich flach, mit seidigen, weißblonden Haaren bedeckt, und läuft zum Kinn hin spitz zu. Seine Augen sind klein und dunkel und zucken entweder hektisch hin und her oder bewegen sich eine ganze Zeitlang überhaupt nicht. Wenn er auf eine bestimmte Art und Weise den Kopf dreht,

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