Todesfeuer
Architekturbüro. Sheryl hat mir den Job besorgt.«
»Sie und Sheryl sind alte Freundinnen.«
»Seit der Aufbauschule. Wir haben’s bei der Army versucht, aber unsere Meinung geändert, wegen dem Irak. Stattdessen haben wir uns am College eingeschrieben. Dort hat es uns nicht gefallen, deshalb sind wir zu ‘nem Computerlehrgang zu ITT gegangen, aber das hat uns auch keinen Spaß gemacht, na ja, und dann sind wir eben auf Wirtschaftsinformatik an der Briar-Sekretärinnenschule umgestiegen. Sheryl hat sofort einen Job gekriegt, sie kann schnell tippen, aber ich bin langsamer, deshalb bin ich auf Computergraphik umgestiegen. Ich träume davon, Möbel und Stoffe zu entwerfen, aber im Moment gibt’s da nichts, und als Sheryl den Job bei GHC gekriegt hat, hat sie mir erzählt, dass sie eine Praktikantin brauchten, und vielleicht könnte ich da ja auch was entwerfen.«
»War dem so?«
»A-äh, ich habe meistens Besorgungen erledigt und das Telefon übernommen, wenn Sheryl anderweitig eingespannt war. Was nicht oft vorkam. Eigentlich gab es dort nichts zu tun.«
»Hat Des schon bei GHC gearbeitet, als Sie und Sheryl eingestellt wurden?«
»Nein, der ist später dazugekommen. Etwa eine Woche später. »Endlich ein Kerl<, haben wir gesagt.« Sie errötete.
»Mr. Cohen ist auch ein Kerl.«
»Der ist alt.«
»Wie alt?«
»Um die sechzig. Er ist wie eine Art Opa für uns.«
Links von uns sagte jemand: »Er ist ein Opa, hat immer seine rotznäsigen Enkel mitgebracht und ist den ganzen Tag mit ihnen ausgegangen.«
Sheryl Passant blickte auf uns herab wie ein Orakel vom Berg.
Ich stand auf, um sie auf die Eckbank rutschen zu lassen. Sie trug jetzt keinen Pferdeschwanz mehr; ihre langen blonden Haare waren offen, und die Brille war weg.
Sie setzte sich zu uns. »Warum habt ihr über Mr. Cohen geredet?«
»Wir reden über Des, Sher«, sagte Bettina Sanfelice. »Um rauszufinden, wer ihn umgebracht hat.«
»Wir? Was können wir ihnen schon erzählen?«
»Zunächst mal, was für ein Typ Des war, Sheryl«, sagte Milo. »Hatte er Feinde? Und wer könnte ihm etwas antun wollen?«
Passant rutschte näher. Sie drückte den Oberschenkel an meinen. Ich rutschte einen Zentimeter weg. Sie runzelte die Stirn. Schüttelte ihre Haare. »Des hatte keine Feinde.«
»Überhaupt keine?«
»Des war sehr umgänglich. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ihn jemand gehasst hat. Nicht mal Helga, die Nazibraut.«
»Helga, das Gestapomädchen«, sagte Sanfelice kichernd, dann wurde sie wieder ernst. »Tut mir leid, wir… sie hat uns nicht gut behandelt. Wir hatten schon Mühe, unser Gehalt zu kriegen. Sheryl, meine ich. Ich war bloß Praktikantin, deshalb hab ich gar kein Geld gekriegt.«
»Was total ätzend war«, sagte Passant. »Du hast die gleiche Arbeit gemacht wie ich, Tina. Du hättest genauso viel Geld kriegen müssen wie ich. Helga ist ätzend.«
»Gehörte ihnen die Firma nicht zu gleichen Teilen?«, fragte Milo.
»Marjie und Mr. Cohen hatten keinen Zugriff auf das Geld, den hatte bloß sie. Das Gebäude hat ihr gehört. Irgendwie hatte sie die Vorstellung, dass alles ihr gehört. Sie hat ständig dahergeredet, als hätte sie die grüne Denkweise erfunden. Als hätte es Al Gore nie gegeben. Glauben Sie, sie hat Des umgebracht?«
»Halten Sie das für möglich?«
Die Frauen schauten einander an. Sanfelice rührte ihr Getränk um. »Ich sage nicht, dass sie’s getan hat«, erwiderte Passant. »Aber ganz normal ist sie nicht, wissen Sie?«
»Sie ist eben anders«, sagte Sanfelice. »Aus Europa.«
Der Junge im roten Hemd tauchte wieder auf, diesmal mit zwei Tellern.
Burger mit Speck, mit weißem und orangem Käse überbacken, Salatköpfe so groß wie ein Babykopf, ein Heuballen aus Zwiebelringen. »Ähm, wollt ihr das noch?«
»Ich war hungrig«, sagte Bettina Sanfelice, »aber jetzt ist mir schlecht.«
»Igitt«, sagte Sheryl Passant. »Müssen wir das trotzdem bezahlen?«
»Stell das Essen hin, mein Junge, und gib mir die Rechnung«, sagte Milo. »Hier ist ein Trinkgeld im Voraus.« Er schob ihm ein paar Scheine zu.
»Fein«, sagte der Junge.
Eine mehrere Minuten dauernde Routinebefragung brachte nichts Neues über Desmond Backer, den die Frauen als »nett und total scharf« bezeichneten. Der Schock war abgeklungen, und beide schienen sich über die Aufmerksamkeit zu freuen, die ihnen zuteil wurde.
Bettina Sanfelice musterte ihren Burger. »Er ist vermutlich ekelhaft, aber ich probier ihn trotzdem.«
»Ich
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