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Todesfeuer

Todesfeuer

Titel: Todesfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Eigentumswohnungen auf.
    Drei Querstraßen östlich vom Strand roch man zwar das Meer, sah aber nicht den großen, blauen Kuss.
    Das Innere des Gebäudes war kühl, grau und steril. Der schläfrig wirkende Schlosser war bereits an der Tür von Backers Wohnung im ersten Stock. »Ein Mordfall, was?«, sagte er und öffnete seine Tasche. Milo gab ihm Latexhandschuhe, zog sich selber welche über und reichte mir ein Paar. »Muss ja was ganz Großes sein«, sagte der Schlosser und machte sich an die Arbeit. Das Schloss gab rasch nach, eine Rechnung wurde abgezeichnet, dann warf der Schlosser seine Handschuhe auf den Teppichboden im Flur und ging.
    Ich wartete, bis Milo mir zurief, dass alles klar war.
    Desmond Backer hatte Architektur studiert, aber er wohnte in einem schlichten Zweizimmer-Apartment mit Bad und hatte keinerlei Anstalten unternommen, ihm eine persönliche Note zu verleihen.
    Ein braunes Stoffsofa und ein dazu passender Zweisitzer im Wohnzimmer, billige Bambustische, an den Wänden gerahmte Fotos von Bäumen, Seen, Füchsen, Eulen und Adlern. Ein Regal aus Bimssteinblöcken und Glasplatten enthielt Architekturtexte und ein paar großformatige Taschenbücher. Bevölkerungskontrolle, Biodiversität, Wiederaufforstung tropischer Regenwälder, erneuerbare Energien.
    Mineralwasserflaschen im Discounter-Sechserpack füllten die oberste Ablage des unscheinbaren Kühlschranks. Darunter zwei Flaschen Corona, ungeöffnete Salatbeutel und eine vakuumverpackte Bioforelle. Auf der aus falschem Granit bestehenden Anrichte in der Miniküche befanden sich eine Kaffeemaschine, eine Saftpresse, ein Messerblock und die Zeitung von gestern, noch zusammengefaltet und mit einem Gummiring zusammengehalten.
    Keinerlei Unordnung, nirgendwo Blut. Keine weibliche Note.
    Das Gleiche galt für das winzige, schummrige Schlafzimmer, das von einem überdimensionalen Bett mit schwarzem Holzgestell nahezu vollständig ausgefüllt wurde. Das hohe Fenster rahmte die blaue Flanke des Nachbargebäudes ein. Auf dem würfelförmigen Birkenholznachttisch stand eine Schwanenhalslampe, daneben lagen eine Schachtel Papiertaschentücher und zwei weitere Bücher über Forstwirtschaft. Keine Kommode, aber ein Teil des Kleiderschrankes war in Schubladen unterteilt. Nicht viel Kleidung, aber alles von höchster Qualität. Zwei Kaschmirpullis, marineblau und schokoladenbraun, der gleiche Schnitt wie bei dem schwarzen, den Backer in seiner letzten Nacht getragen hatte. Italienische Slipper und ein Paar Laufschuhe von New Balance.
    Milo musterte die Sohlen der Laufschuhe. »Sand im Profil, vermutlich vom Joggen am Strand.«
    Auf einem selbstgebauten Schreibtisch neben dem Schrank standen ein silberner iMac und eine zweite, verstellbare Lampe. In einer der oberen Schubladen fand Milo Kondome, ganze Schachteln voll, diverse Marken, Modelle und Farben. Darunter mehrere ausgedruckte Seiten aus dem Internet. Fotos von Heteropärchen beim Sex, sportliche Stellungen, Frauen in Ekstase, ob echt oder nicht - wer wusste das schon -, nichts Grausames oder Ausgefallenes.
    »Er hat auf sicheren Sex geachtet, aber Samen am Oberschenkel der Unbekannten hinterlassen und keine Kondome am Tatort«, sagte ich.
    Milo kratzte sich die Nase. »Vielleicht hat der Täter auch ‘ne Schachtel Gummis als Beute mitgehen lassen.«
    »Dazu noch die Tasche der Unbekannten, die Decke oder was immer Backer an Bettzeug mitgebracht hat, und den BMW«, sagte ich. »Interessante Beute.«
    Er kniete sich hin und blickte unters Bett.
    »Wenn er Backer dabei erwischt, wie er ein Kondom abstreift, wäre das der ideale Zeitpunkt zum Zuschlagen«, sagte ich.
    »Weggetreten, nicht auf der Hut, auf dem falschen Fuß erwischt«, sagte er. »Hier kommt der große Tod.«
    »Oder aber Backer hat bei der Unbekannten nichts übergezogen, weil er mit ihr etwas Besonderes laufen hatte.«
    Milo dachte darüber nach, wandte sich wieder dem Schrank zu, überprüfte ein hohes Brett, dann den Boden unter ein paar langen Mänteln. Zog einen Karton heraus. Zeichenblöcke, Bleistifte, Radiergummis, Kulis, die Steuererklärung vom letzten Jahr, ein paar Kreditkartenabrechnungen, Handyunterlagen, Fotos.
    Zuerst nahm Milo sich die Telefonrechnungen vor. »Nicht viel los letzten Monat… er hat mit jemand im Staat Washington gesprochen… viermal - und hier ist wieder unsere Kleine.«
    Er klappte vier Fotos in einem Plastiketui auf.
    Allesamt Porträts von »Samantha«, bis auf ein Foto, auf dem das Kind auf dem Schoß

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