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Todesfeuer

Todesfeuer

Titel: Todesfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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problematisch ist. Vor dem 11. September 2001 waren wir bereit, viel Zeit und Geld für die Überwachung einheimischer Spinner aufzubieten, die meiner bescheidenen Meinung nach eine ebenso große Gefahr für die allgemeine Sicherheit darstellen wie ein gewisser Ahmed.«
    »Keiner hält mehr Ausschau nach Ahmed.«
    »Uns geht es genau wie Ihnen, Lieutenant. Wir sind chronisch unterfinanziert und müssen bei Politikern die Hand aufhalten, die die Aufmerksamkeitsspanne einer Gnitze auf Koks haben. Das derzeit heiße Thema kriegt die ganze Zuwendung, und alles andere kommt in die unterste Schublade. Öko-Terroristen haben hunderte von Gewalttaten begangen, mit zahlreichen Todesopfern. Wir haben es hier mit Widerlingen zu tun, die die Menschheit für eine Plage halten und ohne mit der Wimper zu zucken Nägel in Bäume schlagen, damit Holzfäller verstümmelt werden. Mit Fanatikern, die die Häuser anderer Leute niederbrennen, weil sie die Quadratmeterzahl nicht gutheißen. Bislang ist noch nichts Größeres passiert, und sie können sich auf die klammheimliche Sympathie von manchen gemäßigten Umweltschutzgruppen berufen, die Gewalt verurteilen, aber ihnen weiter zuzwinkern und alles abnicken, was sie tun. Aber meiner Meinung nach ist es nur eine Frage der Zeit, bis unser Land es bedauert, dass es sich nicht mit dem Problem befasst hat.«
    »War Desmond Backer ein Öko-Terrorist?«
    Lindstrom stupste wieder ihre Tasche an. »Es ist eine heikle Situation. Nicht für mich persönlich. Wir reden hier von Ereignissen, die sich vor meiner Anstellung beim FBI zugetragen haben.«
    Sie öffnete ihre Tasche, holte einen Fettstift heraus, verzog den Mund zu einer missbilligenden kleinen Schnute und schmierte sich die Lippen ein. Simple Verzögerungstaktik. Im Laufe meiner Tätigkeit als Psychologe hatte ich jede Menge Varianten davon kennen gelernt.
    »Ich habe meinen Text vergessen«, sagte Milo. »Wie lautet mein nächster Satz?«
    »Der Überblick, den ich Ihnen geben werde, Lieutenant, beruht auf einer Zusammenfassung der Akten, die mir von meinen Vorgängern übergeben wurden, die versetzt wurden.«
    »Sie werden zu Ahmed versetzt. Aber Sie befassen sich mit einheimischen Wüterichen, um die sich sonst keiner kümmert.«
    Gayle Lindstroms leichtes Lächeln hätte einen da Vinci fasziniert.
    »Sie kommen nicht gut mit anderen klar, deshalb sind Sie auf Auszeit«, sagte Milo.
    Sie lachte. »Sagen wir einfach, ich wurde beauftragt, mir die Öko-Kriminalität über viele Jahre hinweg vorzunehmen und Berichte zu schreiben, die wahrscheinlich niemand liest. Meinen Anweisungen zufolge soll ich mich auf den pazifischen Nordwesten konzentrieren, weil die Pelztierchen und Bäume dort die Leidenschaft am meisten befeuern. Diese Recherchen haben mich zu Ihren Mordopfern geführt. Desmond Backer und Doreen Fredd haben sich in Seattie kennen gelernt. Er ist dort aufgewachsen, und sie wurde als schwieriges Mädchen in ein Heim geschickt. Sie hat sowohl vom Heim erlaubte Freigänge als auch unerlaubte Ausgänge genutzt, um mit Backer und seinen Freunden zu verkehren.«
    »Sie ist aus dem Fenster geklettert«, sagte Milo.
    »Oder hat sich aus der Hintertür geschlichen. Das Heim war nicht gerade eine Hochsicherheitsanstalt. Wie viele Teenager haben sich Fredd und Backer offenbar ihre Freizeit mit diversen pflanzlichen Halluzinogenen, alternativer Musik und Videospielen vertrieben. Außerdem haben sie an durchaus nützlichen Unternehmungen wie Wandern, Campen, Umweltsäuberungsaktionen und der ehrenamtlichen Rettung von Wildtieren teilgenommen. Leider könnte das eine oder andere davon auch als Tarnung für Brandstiftungen und andere Arten von Vandalismus gedient haben.«
    »Wurden sie jemals festgenommen?«
    »Ungenügende Beweise«, sagte Lindstrom. »Aber dass sie sich in der Nähe von mehreren verwüsteten Häusern aufhielten, ist aufschlussreich.«
    »Was genau haben Sie gegen die beiden vorliegen?«
    »Was die örtliehe Polizei gegen sie vorliegen hatte, waren lediglich Behauptungen. Dann gab es einen Toten.«
    »Sie haben jemand umgebracht?«
    »Nicht direkt, aber sie tragen eine moralische Schuld.«
    Milo zückte seinen Block. »Name des Opfers?«
    »Vincent Edward Burghout, Van genannt. Er war siebzehn, als er in einer noch nicht fertig gebauten Villa in Bellevue, Washington, verbrannte. Mittlerweile haben Sie vermutlich schon von Bellevue gehört, weil dort die Hightech-Milliardäre ihre Schlösser bauen. Seinerzeit hatte das gerade

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