Todesfeuer
gesagt, dass wir sie umgedreht haben«, sagte Lindstrom.
»Ihre Identität wurde gelöscht, also sparen Sie sich den ganzen Ausredenmist.«
Lindstrom spielte mit einem Träger ihres Tops. »Ja, wir haben sie umgedreht. Aber sie hatte nicht wegen der Prostitution Angst, es war das Dope. Wir sprechen hier von kiloweise Gras, Pillen in ordentlichen kleinen Tüten, dazu ein paar Brocken Crack. Genug, um sie für lange Zeit wegzusperren.«
»Sie war eine Großdealerin?«
»Das Zeug wurde im Keller der Pension gefunden, in die sie für gewöhnlich ihre Freier mitgenommen hat. Im Zentrum von Seattle, nicht weit vom Pike-Markt entfernt.«
»Sie hatte das ganze Zeug einfach zufällig in ihrer Hütte?«
»Sie hockte darauf«, sagte Lindstrom. »Buchstäblich. Unter einer Falltür genau unter ihrer Bumsmatratze. Doreens Pech war, dass sie sich vor den Augen eines Freiers Pillen reingepfiffen hat. Es stellte sich dann heraus, dass er Sittenpolizist und im verdeckten Einsatz war. Sie behauptete, es wäre Anvil, das wurde später auch bestätigt. Aber in der Zwischenzeit wurde ihr Zimmer auf den Kopf gestellt. Die Stadt hatte gerade einen befristeten moralischen Kreuzzug in Gang gesetzt - zu viele Penner, die Touristen belästigten -, daher war es ein Kinderspiel, einen Durchsuchungsbefehl zu kriegen. Doreen behauptete, sie hätte keine Ahnung, dass es die Tür überhaupt gab, hätte nie unters Bett geschaut. Vielleicht stimmte das sogar. Viele Mädchen benutzten das gleiche Zimmer, und das Haus gehörte zwei kambodschanischen Restaurateuren, die man verdächtigte, alles mögliche üble Zeug einzuschmuggeln. Als das FBI hinzugezogen wurde, waren sie schon über alle Berge, verschwunden unter einem Haufen Papiere, die nach Pnom Penh führten, und dort war dann Sense. Wir hatten vor, das ganze Grundstück unter Anwendung der RICA-Statuten zur Bekämpfung der Organisierten Kriminalität zu konfiszieren, aber die Polizei von Seattie beanspruchte die Beute für sich. Dort steht jetzt ein niedliches kleines Einkaufszentrum. Designer-Cafe, Sushi-Bar, ein italienisches Cafe mit großartigem Gebäck, ein Fitnessstudio für Yuppies. Dazu ein Bräunungsstudio, was in der regnerischen Stadt ganz nützlich sein dürfte.«
»Sie waren also unlängst dort.«
»Ja, gestern. Ich wollte so viel wie möglich über Doreen rausfinden. Nachdem wir erfahren hatten, was hier mit ihr passiert ist.«
»Was genau haben Sie rausgefunden?«
»Nicht das Geringste.« Lächeln. »Ich hatte bei dem Italiener ein gutes Panini.«
»Seit wann hatten Sie Kontakt mit Doreen?«
»Ich hatte nie Kontakt mit ihr«, sagte Lindstrom. »Ich habe sie geerbt. Und einen Haufen andere. Wenn das so klingt, als wollte ich mich verteidigen, dann sei’s drum.«
»Ein Haufen Spitzel, die von Steuergeldern leben und euch letzten Endes anscheißen. Das Übliche.«
Die Haut über Lindstroms Halsansatz wurde rosig. »Als ob euch das nie passiert? Ich weiß zufällig, dass vor sechs Jahren eine eurer besten Sittenpolizistinnen als Zuhälterin in Hollywood eingesetzt wurde. Nicht irgendeine Lockspitzel-Sache. Das LAPD ließ einen echten weiblichen Detective zweiten Grades auf der Straße echte Nutten anheuern und anschaffen gehen, das Ganze geschäftsmäßig betreiben, Buch führen, das Einkommen festhalten. Und das nur, damit ihr prominente Freier einkassieren konntet, weil eine Feministin im Stadtrat so laut geschrien hat, bis man auf sie hörte. Und was wird aus eurem grandiosen Plan? Die Straßenmädchen, die eure Kollegin rumkommandieren soll, jubeln ihr K.-o.-Tropfen unter, ziehen sie aus, machen Fotos, während sie von ein paar ihrer Schlägerfreunde gestoßen wird, stellen die Bilder ins Netz und setzen sich mit der Kohle nach Mexiko ab. Das ist Polizeiarbeit vom Feinsten.«
Milos Miene deutete darauf hin, dass er noch nie davon gehört hatte.
»Ist Ihnen neu, was?«, sagte Gayle Lindstrom. »Tja, dann bedanken Sie sich mal beim Vertuschungstrupp des LAPD. Ich will damit sagen, Milo, dass wir alle mal gewinnen und mal verlieren. Und wir sichern uns alle ab. Ja, beim FBI dachte man, Doreen wäre nützlich, weil sich zur gleichen Zeit, in der sie behauptet hat, sie wäre mit Backer durch die freie Natur gestreift, die ganze ökoverrückte Szene auf eine ekelhafte Art und Weise radikalisiert hat. Ich rede hier von zwei kleinen Kindern eines Genforschers - Kleinkinder, Herrgott noch mal -, die Verbrennungen dritten Grades erlitten, als Tierbefreiungsspinner das Haus
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