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Todesfeuer

Todesfeuer

Titel: Todesfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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sich das Gesicht rieb, über den Verkehr von L.A. maulte, all diese kriminellen Schwachköpfe, die ständig mit dem Handy telefonierten, schau dir den Idioten an, der da winkt, schau dir dieses hirnverbrannte Arschloch an, das bei Grün stehen bleibt, was ist los, haben wir keine Sonnenbrille, die dir gefällt, du Penner?
    Das Star Motor Inn stand an einem grauen Abschnitt des Sawtelle Boulevard, zwischen Santa Monica und Olympic Boulevard. Ricki Flatt kam in der gleichen hochsitzenden Jeans und dem zu großen T-Shirt mit der Aufschrift Carlsberg Caverns an die Tür. Ihre Haare waren offen und lockig, ihr Mund klein. Das Bett hinter ihr war so ordentlich gemacht wie beim Militär. Bilder flackerten über den Bildschirm des Fernsehers, der nicht viel größer war als mein Computermonitor.
    »Lieutenant.«
    »Dürfen wir reinkommen.«
    »Natürlich.«
    Das Zimmer roch nach Lysol und Pizza. Kein Fernsehton. Eine Kochsendung lief, in der eine Frau, die so dünn war, dass ihre Kleidung wie ein Sack an ihr hing, vor Freude herumhüpfte, während sie irgendetwas briet und umrührte. Karotten, Sellerie und irgendein Klumpen, der aussah wie Knete.
    Eine von Milos Grundregeln des Lebens lautet, dass man einem dürren Koch nie trauen darf. Manchmal wendet er das auch auf Detectives an. Eigentlich auf jeden x-beliebigen Beruf, je nachdem, wie der Tag läuft.
    Einmal konnte ich nicht widerstehen und fragte nach Privattrainern.
    »Ich rede von richtigen Jobs, nicht von Sadisten«, sagte er.
    Seine Laune war im Laufe der Fahrt zusehends schlechter geworden. Angesichts der Art, wie er mit Ricki Flatt umging, hätte man es nie vermutet. Er schob einen Stuhl zu ihrem, ließ mich auf der Bettkante hocken, und bot sein sanftmütigstes Lächeln auf - das er bei kleinen Kindern und alten Frauen einsetzt. Bei Blanche auch, wenn er meint, niemand schaut hin.
    »Konnten Sie schlafen, Ricki?«
    »Nicht viel.«
    »Wenn Sie irgendwas brauchen, sagen Sie es mir bitte.«
    »Nein danke, Lieutenant. Sind Sie in den Lagerraum gekommen?«
    »Ich habe von der Polizei von Port Angeles noch nichts gehört.«
    »Ich hoffe nur, Scott erfährt nicht, dass ich das Geld behalten habe.«
    »Ich habe es den Kollegen erklärt, dass sie Stillschweigen bewahren sollen.«
    »Es macht mich nervös - dass ich es in meinem Besitz habe.«
    »Bald werden Sie es los sein.«
    »Ist es Drogengeld, Lieutenant?«
    »Dafür gibt es keinerlei Hinweise.«
    »Ich kann mir das wirklich nicht vorstellen. Desi hatte nie etwas mit Drogen zu tun.«
    Milo rutschte näher. »Ricki, wir bemühen uns wirklich darum rauszufinden, wer Desi ermordet hat, aber, ehrlich gesagt, rennen wir mit dem Kopf gegen eine Mauer. Wenn ich Ihnen ein paar Fragen stelle, die Sie möglicherweise unerhört finden, können Sie damit umgehen?«
    »Fragen wozu?«
    »Über Desis Vergangenheit. Als er siebzehn war.«
    »So weit zurück?«
    »Ja.«
    Ricki Flatts Blick tanzte. »Sie beziehen sich auf den Brand in Bellevue.«
    Milo zwinkerte, dann schaffte er es irgendwie, den Reflex abzustellen. Er schob sich noch näher. »Wir müssen über den Brand in Bellevue reden, Ricki.«
    »Wie haben Sie davon erfahren?«
    »Wir machen eben unsere Hausaufgaben.«
    »Wenn jemand ermordet wird, nehmen Sie sich dann immer dessen Kindheit vor?«
    »Wir gehen so weit zurück, wie wir müssen.«
    Ricki Hart zupfte an der Bettdecke.
    »Der Brand ist Ihnen durch den Kopf gegangen«, sagte Milo. »Das haben Sie mit politisch gemeint.«
    »Eigentlich nicht«, erwiderte sie. Sie schlang sich die Arme um den Oberkörper. Schaukelte. »Tut mit leid, Lieutenant, ich will dem nicht ausweichen, aber ich kann mich einfach nicht damit abfinden, dass mein Bruder eine Art bezahlter Brandstifter gewesen sein soll. Aber fünfzigtausend… deswegen habe ich letzte Nacht nicht geschlafen. Und das Haus in Bellevue war groß, genauso wie das, in dem Desi… Ich kann es nicht aussprechen. Wo es passiert ist.«
    »Zwei große Häuser«, sagte Milo.
    »Ich bin gestern Abend in einem Taxi vorbeigefahren. An diesem Haus. Auch wenn nur der Rohbau stand, konnte ich erkennen, dass es riesig war. Ich habe mir ständig gesagt, dass es nichts zu bedeuten hat, was für einen Zusammenhang sollte es da geben?«
    »Erzählen Sie mir etwas über den Brand in Bellevue, Ricki?«
    »Dieser Junge - Vince. Er wurde nicht ermordet, er hat sich selbst verbrannt, es war im Grunde genommen ein Unfall.«
    »Van Burghout.«
    »Van«, sagte sie, versuchte sich an dem Namen.

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