Todesfeuer
selbst das Bett stand an einer anderen Stelle. Desi war immer ordendich, aber jetzt wirkte es regelrecht zwanghaft. Viel weniger Zeug im Zimmer. Die Bücher eingeschlossen. Alle weg, und anstelle des Che-Posters hing ein Foto von einem Elch im Wald. Ich habe darüber geflachst, ob er renoviert habe, ob er schwul geworden sei oder so was Ähnliches. Statt zu lachen, wie er’s normalerweise gemacht hätte, stand er aber einfach nur da. Dann schob er mich von der Tür weg. Er hat mich nicht angefasst, kam nur auf mich zu, so dass ich gehen musste, wenn ich nicht mit ihm zusammenstoßen wollte. Dann schloss er die Tür hinter sich, worauf wir beide in die Küche gingen und er wieder der alte Desi war, lächelnd und lustig.«
»Der sich auf Sie konzentriert hat statt auf sein Zimmer«, sagte ich.
»Desi beherrschte das großartig. Er konnte einem das Gefühl geben, man sei der Mittelpunkt des Universums. Dann bat er einen um etwas, und man sagte einfach ja, ohne zu zögern.«
»Haben Sie den Brand jemals zur Sprache gebracht?«
»Nicht gegenüber Desi, nur gegenüber Mom. Sie bekam einen seltsamen Blick und wechselte das Thema. Das ganze Wochenende war seltsam.«
»Alle drei nervös.«
»Ich kam mir vor wie eine Fremde. Aber anfangs habe ich das nicht mit dem Brand in Verbindung gebracht. Erst als ich erfuhr, dass Desi und ein paar seiner Freunde von der Polizei vernommen wurden, rastete bei mir etwas ein.«
»Wurden Sie jemals vernommen?«, sagte Milo.
»Nein, und ich hätte auch nichts gesagt. Ich hatte ohnehin nichts zu bieten.« Sie zerknüllte ein Taschentuch, löste ihre Finger und sah zu, wie es sich öffnete wie eine Blume im Zeitraffer.
»Hatte Desi außer den Büchern irgendetwas Verdächtiges in seinem Zimmer?«, sagte ich.
»Wenn ja, weiß ich es nicht. Er hatte ein Schloss an der Tür und hat es auch benutzt.«
»Er legte Wert auf seine Privatsphäre.«
»Klar, aber welcher Teenager tut das nicht? Ich dachte mir, es wäre wegen der vielen Mädchen, die er mit reinnahm. Ob Doreen eins von ihnen war, möchten Sie wissen? Vermutlich, aber sie war wirklich nur eines von vielen. Er hätte ebenso gut eine Drehtür haben können. Und nein, meine Eltern hatten nichts dagegen. Desi spielte Musik, um die Geräusche zu übertönen, aber manchmal hörte man, wie das Bett an die Wand stieß. Mom und Dad lasen einfach weiter oder sahen fern, taten so, als hörten sie nichts.«
»Ihre Eltern waren es also gewöhnt wegzuschauen.«
»Wollen Sie damit sagen, dass es Ihnen dadurch leichter fiel, Desi zu decken, als er etwas wirklich Schlimmes angestellt hat?«
Sie atmete tief durch. »Vielleicht.«
»Nachdem Desi vom FBI vernommen wurde, haben Sie sich Fragen gestellt«, sagte Milo.
»Das FBI? Ich hatte lediglich gehört, dass es die Polizei war. Das FBI kam tatsächlich zu uns nach Hause?«
»So ist es, Ricki. Sie haben sowohl mit Ihren Eltern als auch mit Desi geredet.«
»Unglaublich… Ich habe nur erfahren, dass die Polizei eingeschaltet wurde, weil ich es in der Daily gelesen hatte - der Universitätszeitung. Irgendetwas in der Richtung, dass man nicht weiterkomme, aber einheimische Kids vernommen worden seien, und Desis Name wurde erwähnt. Ob ich irgendetwas gesagt habe? Nein.«
»Was wissen Sie über die zehn Jahre, in denen Desi auf Achse war?«, sagte Milo.
»Nur das, was ich Ihnen gestern erzählt habe.«
»Dass er auf Hippie machte.«
»Retro-Hippie«, sagte Ricki Flatt. »Die echten Hippies, das war die Generation meiner Eltern. Dann rasiert er sich auf einmal den Bart ab, lässt sich die Haare schneiden, kauft sich hübsche Kleidung, schreibt sich zum Architekturstudium ein. Ich weiß noch, dass ich gedacht habe, jetzt will er also etwas aufbauen, nicht mehr nur zerstören.«
»Der Brand ging Ihnen nicht aus dem Kopf.«
»Ich bin nicht so moralisch, dass er mich ständig verfolgt hätte, aber ab und zu stahl er sich in meine Gedanken. Weil dieser Junge umgekommen war, weil die Polizei meinen Bruder immerhin so weit verdächtigt hatte, dass man ihn vernahm, und weil meine Eltern sich so komisch verhielten.«
»Haben Sie irgendeine Ahnung, wie Desi und Doreen wieder miteinander in Verbindung kamen?«
»Nicht die geringste.«
»Er hat sie nie erwähnt?«
»Er hat nie über eine Frau gesprochen. Ich habe einfach angenommen, dass er es wie immer macht.«
»Was soll das heißen?«
»Dass er es querbeet treibt, ohne viel Aufhebens davon zu machen.«
»Hat er irgendeine Frau aus der Zeit
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