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Todesfinal

Todesfinal

Titel: Todesfinal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Schuberth
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Zielpunkt, doch waren bei dem Versteck bis zu zwanzig Meter Fehlmessung einkalkuliert.
    Skamper hielt sich an der Wand. Seine Schritte knirschten auf dem Boden. Er war kaum fünf Meter gegangen, als er einen kleinen Eingang in der Wand bemerkte, der in einen Stollen zu führen schien. Skamper musste sich bücken, um in den engen Schacht zu kommen. Er leuchtete die Wände ab. Der Stollen sah aus, als hätte man ihn vor Urzeiten in den Felsen gegraben.
    Der Schein der Taschenlampe beleuchtete nackten Felsen. Skamper tastete sich ein paar Schritte vor. Nach einigen Metern teilte sich der Stollen nach rechts und links. Skamper wandte sich nach links, als er plötzlich hinter sich ein Geräusch hörte. Er wollte sich umdrehen, aber dann ging alles so schnell, dass jede Reaktion zu spät war. Auf einmal war jemand hinter ihm, und im nächsten Moment wurde etwas gegen Skampers Nacken gepresst. Etwas Kaltes und Hartes.
    »Ganz ruhig bleiben«, sagte eine Stimme.
    Skamper wagte kaum zu atmen. Es war die Stimme eines Mannes, er hatte geflüstert. Der irre Geocacher, der Leichenteile versteckte,   – das musste er sein. Skamper war wie ein Idiot in eine Falle gelaufen. Er blieb regungslos stehen, bloß keine unbedachte Bewegung. War das eine Pistole, die der Mann gegen seinen Hals presste? Es fühlte sich so an.
    Der Mann sprach wieder. Die flüsternde Stimme klang undeutlich. »Was suchst du hier?«
    »Ich bin ein Geocacher«, presste Skamper heraus. »Ich suche ein Versteck.«
    Falsche Antwort, der Mann verstärkte den Druck gegen Skampers Nacken.
    In Skampers Gehirn raste es. Er musste etwas sagen, irgendetwas. Der Mann wollte eine ganz bestimmte Antwort hören. Skamper erinnerte sich plötzlich an das Gespräch, das er mit Morlov auf der Geocaching-Messe geführt hatte.
    »Ich suche Erkenntnis«, sagte er. »Die Wahrheit über mich.«
    Der Druck in seinem Nacken wurde geringer. Skamper versuchte ganz ruhig zu atmen. In der Hand hielt er immer noch die Taschenlampe, der Lichtschein zeigte auf den Boden, tauchte die Umgebung in ein diffuses, flackerndes Licht.
    »Und was ist die Wahrheit?«, war die nächste Frage. Wieder nur ein Flüstern, ein Zischen in der Stille des Stollens.
    Skamper schloss die Augen. Er hatte es mit einem Verrückten zu tun. Was wollte der Mann hinter ihm hören? Er musste das Richtige sagen, sonst war das heute sein Final , seine letzte Suche.
    Der Unbekannte hinter ihm wartete, Skamper konnte seinen Atem im Nacken spüren. Er dachte wieder an das Gespräch auf der Messe, vielleicht war das hinter ihm Morlov. Morlov mit einer Pistole in der Hand, die er gegen seinen Nacken presste.
    Plötzlich wusste er, was er zu sagen hatte. »Die Wahrheit ist, dass ich getötet habe«, sagte Skamper. Einen Moment herrschte Stille. Skamper spürte immer noch Todesangst, aber gleichzeitig war da auch ein Gefühl der Verwunderung. »Ich habe getötet«, wiederholte er. Wie eine Befreiung empfand Skamper plötzlich diese Worte. Als hätte er die ganze Zeit nur darauf gewartet, dass ihn einer nach der Wahrheit fragte und ihm dabei eine Waffe in den Nacken drückte.
    Skamper fing an zu reden. In dem kleinen, schmutzigen Stollen erzählte Skamper zum ersten Mal die Wahrheit über den Tod seines Freundes Mike Lockroft. Er beichtete dem Unbekannten hinter ihm, als wäre der ein Priester, der ihm Absolution erteilen könne.
    Skamper hatte zwei Schüsse abgefeuert. Mit dem ersten hatte er Lockrofts Angriff abgewehrt, als dieser mit einem Messer auf ihn losgegangen war. Doch Lockroft war nicht tot gewesen. Er hatte am Boden gelegen und wild mit Armen und Beinen gezuckt, als stünde er unter Strom. Und er hatte geschrien. Unnatürliche Schreie, wie sie Skamper nie vorher gehört hatte. Er hatte den am Boden liegenden Freund in den Kopf geschossen. Um ihm die Schmerzen zu nehmen, weil er wusste, dass Lockroft keine Chance hatte, zu überleben, weil Lockroft immer noch mit dem Messer um sich schlug und zu ihm kriechen wollte, weil er die Schreie nicht mehr hören konnte. Er hatte den leblosen Körper danach in einen Fluss geworfen, noch heute verfolgte ihn Lockrofts Schreien in seinen Träumen.
    Er hatte sich so lange gewünscht, das endlich sagen zu können, dass er einen Augenblick lang alles vergaß. Er vergaß, dass er in einem Stollen stand, hinter ihm ein Unbekannter, dem er die Wahrheit seines Lebens erzählte.
    Als Skamper fertig war, war es still, dann traf ihn ein Schlag am Kopf, er stürzte und im nächsten

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