Todesfinal
Schreibmaschinen. Da riecht es komisch. It smells strange .«
Susanne Winter sah ihn erstaunt an.
»Aber sehr schön«, sagte der Amerikaner. Er nickte ihr noch einmal zu und ging dann die Treppe hoch zum Ausgang.
Susanne Winter sah wieder auf die Uhr. Noch zehn Minuten. Jetzt würde sicher niemand mehr kommen. Sie stand auf. Das mit dem komischen Geruch musste sie überprüfen.
Der Amerikaner hatte recht. Sie stand jetzt vor dem großen Tisch im großen Ausstellungssaal. Es roch penetrant. Vielleicht eine tote Maus, dachte sie.
In ihrer Wohnung war eine einmal eine tote Maus im Hohlraum hinter der Flurwand gewesen, wo die Kabel verliefen. Es hatte Wochen gedauert, bis der Gestank verschwunden war.
Es kam von der Rückseite des Tisches. Dort saß ein großer, schwarzer Bär, dem man eine Brille aufgesetzt hatte.
Sie ging näher. Ja, es kam von dem Bären. Sie nahm ihn in die Hand. Komisch, er war sehr schwer in ihrer Hand. Der Geruch stieg ihr in die Nase, es war kaum auszuhalten. Sie drehte den Bären ein wenig, dann sah sie es. Ein Riss an der rechten Seite, der notdürftig mit einem weißen Faden zusammengenäht war. Jemand hatte sich an dem Stofftier zu schaffen gemacht.
Sie zog an dem weißen Faden, der sofort aufging. Es war ganz einfach, das Fell zu öffnen. Im Innern war etwas. Ein Gesicht sah sie an. Ein abgeschnittener Kopf. Susanne Winter fing an zu schreien.
Sie ließ den Bären fallen und auf dem Boden rollte der Schädel heraus und blieb liegen.
Es war der Kopf von Birdy, er hatte den Mund leicht offen, als wollte er immer noch weiterreden, und Susanne Winter hörte nicht auf zu schreien.
•
Skamper drehte den Schlüssel und öffnete die Schublade seines alten Schreibtisches. Darin lag ein Revolver. Skamper blickte lange auf die Waffe, dann nahm er sie in die Hand. Er hatte sie seit Jahren nicht mehr angerührt. Er öffnete die Trommel, noch vier Kugeln, zwei Kugeln waren irgendwo im Dschungel Kolumbiens.
Als er von der Expedition zurückgekommen war, hatte er sich vorgenommen, den Revolver nie wieder in die Hand zu nehmen. Aber es wäre ein Wahnsinn, heute ohne Waffe loszuziehen.
Neben dem Revolver lag ein Schulterhalfter. Er nahm ihn heraus und legte ihn an. Dann schob er die Waffe hinein. Er nahm sich noch ein paar Ersatzpatronen und schloss die Schublade wieder.
Im Haus war es still. Arabella und Jasmin schliefen noch. Sie waren gestern auf einer Party gewesen und spät nach Hause gekommen.
Skamper überlegte kurz, ob er sie wecken sollte. Er hatte gesagt, er würde ihnen Bescheid geben, sobald er aufbrechen würde. Doch er war ganz froh, dass beide fest schliefen. Er wollte sie nicht in diese Sache hineinziehen.
Außerdem war ihm klar, dass er das Artefakt nur zurückbekommen würde, wenn er allein ging. Und er musste es zurückhaben. Ohne das Artefakt hatte er das Gefühl, dass die ganzen Jahre, die er nach Schätzen gesucht hatte, vergeblich gewesen waren. Er hatte für die Suche seine Familie zurückgelassen, hatte seine Ehe zerstört, hatte einen Freund getötet. Und zurückgekommen war er nur mit dem Artefakt. Aber dieses Artefakt barg in sich die Möglichkeit, dass er etwas Außerordentliches gefunden hatte. Er musste nur dahinterkommen, was diese seltsamen Punkte im Inneren des Steins für eine Bedeutung hatten. Das Artefakt war ein Fluch und ein Versprechen.
•
Etwas klingelte. Arabella wälzte sich in ihrem Bett. Sie fühlte sich zerschlagen. Noch ein Viertelstündchen Schlaf, gerade hatte sie so einen schönen Traum gehabt, aber das Klingeln ließ nicht locker. Hatte sie gestern vergessen, den Wecker abzustellen? Aber nein, das war ein anderes Klingeln. Ihr Wecker machte Klängeläng, Klängeläng, Klängeläng, während das hier ein hässliches Rattern war, als würde ein Lastwagen über eine Fahrradklingel fahren und diese ihre letzten Geräusche von sich geben.
Das Telefon läutete. Jetzt fiel es ihr wieder ein, sie hatte gestern noch spät telefoniert mit dem Typen, den sie auf der Party kennengelernt hatte. Und dann hatte sie das Telefon neben ihrem Bett liegen lassen und nicht wieder in die Basisstation unten im Flur gesteckt.
Das Telefon hörte nicht auf zu klingeln. Arabella griff mit der Hand danach. »Hallo«, sagte sie schlaftrunken.
Das Telefon klingelte weiter. Arabella drückte auf das grüne Hörersymbol. »Hallo«, sagte sie nochmals.
»Hier ist Dora, ist Paul da?«
»Paul, ich weiß nicht, ich schlaf eigentlich noch.«
»Könntest du
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