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Todesflirt

Todesflirt

Titel: Todesflirt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Broemme
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sie nicht.« Eiskalt klang er plötzlich.
    »Du glaubst doch wohl nicht, dass ich …« Die Worte wollten nicht über meine Lippen. Er hatte den Kopf zwischen seinen Händen abgestützt, fixierte den Flickenteppich, seine Schultern hoben und senkten sich. Schließlich blickte er zum Fenster, wo es vollständig dunkel war. Die warme Sommerluft kühlte ganz langsam ab. »Luisa ist … Luisa ist unwichtig. Sie hat nichts mit dir zu tun. Hast du gedacht, ich habe noch eine Freundin?« Zum ersten Mal lächelte er. Es sah angestrengt aus, aber er lächelte. Ich rutschte dichter an ihn heran und nickte stumm. Ich hatte so viel gedacht und es hatte nichts gebracht. Tränen lösten sich aus meinen Augen. Er legte den Arm um mich, zog meinen Kopf an seine Brust.
    »Nicht weinen«, flüsterte er. »Alles wird gut. Alles. Ich verspreche es dir.« Wie gerne hätte ich ihm geglaubt.
    Die Fliege ist gelandet. Mitten im Netz. Sie zappelt schon und merkt es noch nicht. Er hat gewusst, dass es funktionieren wird. Diesmal ist er ihm nicht entkommen. Diesmal bleibt er ihm auf den Fersen. Schleicht sich an. Näher und näher. Er ahnt nichts, überhaupt nichts. Wie er sich aufgeplustert hat bei ihrem Treffen. Behauptet, er habe ihn in der Hand. Wenn ihr was passieren würde, übergäbe er den Beweis der Polizei. Es war zum Schenkelklopfen! Mit diesem Eingeständnis hat er sein eigenes Todesurteil unterschrieben. Sie ist jetzt völlig egal. Er ist ihm auf der Spur. Und er wird dafür sorgen, dass der Beweis in seine Hand fällt und der Verräter von seiner Hand.
    Putzig, wie sich der Verräter eingerichtet hat in seiner neuen, kleinen Welt. Ist noch ganz schön nackt und kahl, seine neue Welt. Kein Wunder, alle Bezugspunkte der Welt, aus der er kommt, haben sich aufgelöst und es dauert, bis dafür neue geschaffen sind. Das kann er sich vorstellen. Allerdings versteht er immer noch nicht, warum der Verräter zum Verräter geworden ist. Ihm ging es doch gut bei ihm. Er hat sie umsorgt wie ein Vater. Mit strenger Hand, selbstverständlich, aber gerecht. So wie sein eigener Vater das getan hat und sein Großvater vor diesem. Und aus ihm ist ein anständiger Kerl geworden, da gibt es nichts. Sein Vater jedenfalls ist stolz auf ihn. Und er hätte weiter für sie gesorgt ihr ganzes Leben lang. Sodass sie einen guten Platz gefunden hätten in der neuen Welt, die bald erschaffen sein wird. Und in der er stolz wäre auf sie.
    So aber muss sich der Verräter selbst eine neue Welt schaffen – und die besteht ja bisher vor allem aus Gesocks und Abschaum.
    Und einem Problem. Das hat er nicht eingeplant. Aber auch dafür wird sich eine Lösung finden. Eine endgültige. Schließlich hat er nicht so lange gewartet, um sich dann von einer Nebensächlichkeit von seinem Ziel abbringen zu lassen. Wenn er genauer drüber nachdenkt: Vielleicht vereinfacht das die Sache sogar – so ist der Verräter noch verletzbarer. Gefühle waren schon immer seine größte Schwäche. Er hat sie nie hintanstellen können.
    Doch, doch, ihm wird schon etwas einfallen. Hindernisse sind da, um überwunden zu werden. Er hat bereits so viele Hindernisse überwunden in diesem Kampf – und in früheren. Geduld ist seine Stärke. Er lacht leise vor sich hin. Und Stärke ist auch seine Stärke. Das wird dieser Verräter auch noch begreifen. Begreifen müssen. Ob er will oder nicht. Aber davor wartet noch ein Stückchen Arbeit auf ihn. Er muss den Verräter langsam zermürben, damit der wie gelähmt ist, wenn er zuschlägt. Er weiß auch schon, wie das geschehen kann. Und dann kann ihm niemand mehr schaden, ihm, dem Herrn über Leben und Tod.

5. Kapitel
    Die nächsten Tage machten mir zumindest Hoffnung. David war liebevoll, aufmerksam und bemühte sich, mir jeden Wunsch von den Augen abzulesen. Ich war das gar nicht gewohnt, genoss es aber sehr. Er kam wieder in den Kindergarten und sagte etwas von einem Magen-Darm-Virus, der ihn ins Bett niedergeschmettert hätte. Und da er ja noch immer keinen Telefonanschluss hätte und so schwach gewesen wäre, hätte er sich nicht melden können. Es war mir fast unheimlich, wie souverän er diese Lüge auftischte. Die Schneider glaubte ihm ohne Nachfrage. Sie versprach sogar, beim Verein, der die Wohnung für Bufdis wie David angemietet hatte, Druck zu machen, damit endlich was mit dem Telefon geschähe.
    Auch mein Knie erholte sich zusehends und ich konnte schon wieder recht normal laufen. Tagsüber schmachteten wir uns also an und abends

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