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Todesflirt

Todesflirt

Titel: Todesflirt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Broemme
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rechne ich dir hoch an. Total. Aber … verdammt.«
    Er schwieg und ich unterbrach ihn nicht.
    »Ich habe so Angst, dich zu verlieren.«
    »Warum?« Kaum ein Flüstern.
    »Du kennst doch sicher auch diese Hollywoodfilme, wo der Held der Heldin am Anfang irgendwas verschweigt. Natürlich findet sie es heraus, genau dann, wenn es am schönsten ist, und ist dann stinkesauer. Dann verlässt sie ihn, aber am Ende erkennt sie, dass er doch einer von den Guten ist, und kehrt zu ihm zurück.«
    »Genau, wie bei E-Mail für dich oder so.« Mit 13,14 hatte ich den alten Film geliebt!
    »Ich habe Angst, dass du nicht glaubst, dass ich einer von den Guten bin, und deshalb auch nicht zurückkommst.«
    »Ich glaube immer an das Gute in den Menschen.« Ich versuchte zu lächeln. Er ließ meine Finger los und verschränkte seine Hände vor dem Bauch. Zwischen seinen Augen bemerkte ich eine tiefe Falte.
    »Und wenn es das Böse doch gibt?«
    »David, du machst mir Angst. Ich habe gerade beschlossen, dir zu vertrauen und abzuwarten und auszuhalten und zu glauben, dass du bald alles in Ordnung bringst und alles gut wird.«
    »Danke«, sagte er. »Ich verspreche dir, dass ich das Böse vertreiben werde. Dass es bald keine Bedeutung mehr hat. Dass uns nichts passieren wird.« Dass er dieses Versprechen halten könnte, glaubte ich keine Sekunde.
    »Ach, David«, murmelte ich und sein Gesicht verschwamm vor dem dunklen Nachthimmel.
    Irgendwie schafften wir es, über andere, allgemeinere Dinge zu reden. Was wir machen würden, wenn mein FSJ und seine Bufdi-Zeit zu Ende wären. Wie wir uns ein perfektes Leben vorstellten. Eine perfekte Welt. In der es nur gute Menschen gab. Kein Leid, keine Armut, keine Ausgrenzung, keine Gewalt. Okay, mein Redeanteil war höher als seiner. Trotzdem fühlte ich mich ihm wieder etwas näher. Bekam das Gefühl, dass er mein Vertrauen nicht missbrauchen würde. Zumindest die Hoffnung.
    Ohne darüber reden zu müssen, war klar, dass er hierbleiben würde. Für meine Eltern war das kein Problem. Glücklicherweise redeten sie nicht nur liberal und weltoffen daher, sie waren es auch.
    Eng aneinandergekuschelt schliefen wir ein. Er zumindest. Ich war unruhig, drehte mich von einer Seite auf die andere, schwitzte und mir juckte der Kopf wieder gewaltig. Ich kratzte, bis ich Blut unter den Fingernägeln sah, beleuchtet vom Mondlicht wie in einem Vampirfilm. Seufzend stand ich auf und ging ins Bad. Starrte in mein müdes Gesicht, bespritzte es mit kaltem Wasser, kühlte auch Arme, Hände, den Nacken. Und kratzte mir die Kopfhaut. Ich teilte mit den Fingern die Strähnen und ging ganz dicht an den Spiegel. Ich hatte noch nie unter Schuppen oder so etwas gelitten – aber irgendwoher musste das Jucken doch kommen. Ich konnte nichts erkennen.
    Plötzlich wurde es mir klar. Ich sah Julian vor mir und Hannah, die sich in den letzten Tagen ziemlich häufig am Kopf gekratzt hatten. Und mit denen ich beim Basteln den Kopf eng zusammengesteckt hatte. Scheiße! Läuse? Eine Gänsehaut überfuhr mich. Die Vorstellung, dass fiese kleine Tiere über meine Kopfhaut wanderten, überall Blut saugten und ihre Larven ablegten, war einfach ekelhaft. Ich nahm einen Kamm und fuhr vorsichtig durch einzelne Strähnen. Wie erkannte man Läuse bloß? Oh, wie das juckte! Ich ging so dicht an den Spiegel heran wie möglich. Nichts zu erkennen. Dann kam ich auf die Idee, meinen Kopf über das Waschbecken zu halten und die Haare auszukämmen. Meine Mutter hatte einen Kamm mit ziemlich eng stehenden Zinken. Ich kämmte und kämmte. Und dann lagen vor mir im Waschbecken kurze Haare und einige kleine, rote Pünktchen. Angeekelt nahm ich sie auf die Fingerspitze. Ein kleines, mit meinem Blut vollgesogenes Etwas, als Tier kaum zu erkennen. Bah! Das durfte doch nicht wahr sein, ich hatte Läuse! Natürlich hatte ich Socke schon gelegentlich Flöhe ausgekämmt, aber bei mir selber fand ich das deutlich widerlicher. Und jetzt juckte es gleich noch mal so schlimm. Ich hielt das nicht aus! Ich stellte mich unter die Dusche, spülte mir den Kopf mit kaltem Wasser ab, aber als ich ihn mit dem Handtuch trocken rubbelte, begann das Jucken schon wieder. Sicher müsste ich mir so eine fiese Chemiekeule in die Haare schmieren, überlegte ich. Und bis ich die hatte, mit dem Läusekopf durch die Gegend rennen! Oh, Gott, hoffentlich hatte David sie nicht auch schon. Bei den Locken wäre das Gekämme ätzend!
    Und dann sah ich den Rasierapparat meines Vaters auf der

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