Todesflut: Thriller
eine schlechte Mutter zu sein. Sie hatte ihre Tochter zu einem unbekannten Ziel gehen lassen, ohne dass die Möglichkeit bestand, mit ihr Verbindung aufzunehmen. Sie hatte sich nicht anders verhalten als tausende Eltern an diesem Strand, aber der Gedanke, dass sie vermutlich nicht die Einzige war, die nicht wusste, wo ihr Kind war, tröstete sie nicht.
Sie zog ihren Sarong und das ärmellose Hemd über. »Nein, ein Handy haben sie nicht«, ihre Stimme war brüchig vor Sorge. »Und mein Akku ist auch so gut wie leer.«
Eunice legte Teresa die Hand auf die Schulter. »Ich bin sicher, dass sie gleich hier sind, jetzt, wo sie die Sirenen gehört haben. Es ist noch eine ganze Stunde Zeit.«
Teresa nickte zustimmend. Das Beste war, sie regte sich nicht auf und bewegte sich nicht von der Stelle. Wenn sie sich auf die Suche machte, würden sie sich mit Sicherheit verpassen. Und wenn die Mädchen zurückkamen und sie war nicht da, könnte es sein, dass sie sich auf die Suche nach ihr machten.
Sie konnte nicht mehr tun, als auf und ab zu laufen und Ausschau nach ihrer Tochter zu halten.
15. Kapitel
10:09
1 Stunde und 13 Minuten bis zum Eintreffen der Welle
Lani paddelte neben Mia und den beiden Jungs her, die sie vor einer halben Stunde getroffen hatten. Sie waren nun bestimmt schon einen knappen Kilometer vom Ufer entfernt, schätzte sie, noch immer verblüfft darüber, was in den letzten dreißig Minuten alles geschehen war.
Nachdem sie Teresa verlassen hatten, waren sie am Strand entlanggeschlendert. Die Leute nahmen Sonnenbäder, vergnügten sich im Wasser oder machten erste Surfversuche. Junge Leute spielten Frisbee, und Verkäufer boten Snacks und kitschige Souvenirs an. Lani war begeistert von diesem Strand. Wo sonst konnte man so viele verschiedene Menschen sehen?
Es herrschte Bilderbuchwetter. Der Duft von Sonnenschutzmitteln und salziger Meeresbrise lag in der Luft. Mia musterte die Jungs, denen sie begegneten. Ein wilder Haufen spielte Volleyball, und Mia winkte einem Spieler zu. Lani zog sie am Arm und rannte kichernd weiter. Aber im Herzen wünschte sie sich, so selbstbewusst wie ihre Freundin zu sein.
An Lani war immer ein kleiner Junge verloren gegangen, und sie war eine hervorragende Sportlerin. Sie spielte Fußball und Volleyball, surfte und war überhaupt für alle Wassersportarten zu haben. Sogar beim Baseball hatte sie sich hervorgetan, und das in einem Team, das außer ihr nur aus Jungen bestand. Einige der Spieler sprachen nicht mit ihr, sie waren neidisch, dass sie so sportlich war. Sich mit Mädchen anzufreunden fiel ihr aber noch schwerer, weil sie so schüchtern war.
Mia hingegen war ein Mädchen, wie es im Buche stand. Ihre Klassenkameradinnen rissen sich um sie, weil sie cool und hübsch war und wusste, was modern war, auch wenn ihre Mutter nicht viel Geld für Kleidung ausgeben konnte. Sie tanzte beim Drill-Team ihrer Schule mit, nahm Ballettstunden und hatte sogar schon ein Date gehabt. Ihre Mom brachte sie hin und holte sie ab, aber Mia hatte es geschafft, unbemerkt mit dem Jungen zu knutschen. Lani hatte das Gefühl, dass Mia sie abhängte.
Als sie etwa einen Kilometer von Teresa entfernt waren, blieb Mia stehen.
»Sieh mal.«
Sie deutete auf die beiden Jungen, die ihnen begegnet waren, als sie nach einem Liegeplatz am Strand suchten. Der eine kam Lani bekannt vor. Er war größer als der andere Junge und wirkte selbstsicherer. Sein Haarschopf war dunkelbraun, und er hatte die tiefbraune Haut der Einheimischen. Der andere Junge war blond und etwas kleiner. Man sah noch, dass ursprünglich vor allem seine Arme und der Nacken gebräunt gewesen waren. Die Jungen hörten Musik mit ihren iPods.
»Was ist mit ihnen?«
»Gehen wir hin«, sagte Mia und schob Lani weiter. Lani stemmte die Füße in den Sand.
»Nein. Ich will nicht.«
»Nun komm schon, es macht bestimmt Spaß.«
»Aber ich kenne einen von ihnen.«
»Echt? Welchen?«
»Den linken.«
»Den großen? Er ist süß, aber nicht so süß wie der andere. Stell mich vor.«
»Und wie?« So etwas lag Lani gar nicht.
»Sag ihm, wie ich heiße.«
»Ich weiß nicht.«
»Wenn du willst, rede ich. Komm.«
Lani folgte ihr widerwillig. Mia schnitt den Jungen praktisch den Weg ab. Sie nahmen die Kopfhörer aus dem Ohr.
»Hi!«, sagte der große Junge, der sie wiedererkannte. »Wo habt ihr eure Bodyboards?«
»Wir surfen im Augenblick nicht, wir shoppen«, kam es von Mia.
»He, kenne ich dich nicht?«, fragte der Große nun zu
Weitere Kostenlose Bücher