Todesflut: Thriller
Kennen Sie ihn?«
»Ich habe ihn vor vier Monaten während einer Übung kennengelernt.«
»Von ihm habe ich erfahren, dass aller Wahrscheinlichkeit nach ein Tsunami zu uns unterwegs ist und in etwas über einer Stunde eintrifft.«
»Einer Stunde?«, entfuhr es dem Assistenten. Auf der Stelle ging er in die Defensive. »Davon hat sie kein Wort …«
»Schweig, William«, unterbrach ihn die Gouverneurin. Im Saal war ein Tuscheln zu hören. »Mrs. Tanaka, sind Sie sich ganz sicher?«
Kai mochte den Posten noch nicht lange innehaben, aber Rachel wusste, dass ihr Mann etwas von seiner Arbeit verstand. Ohne gute Gründe würde er die Warnung nicht aussprechen.
»Madam, mein Mann kennt sich aus. Wenn er sagt, dass ein Tsunami unterwegs sein könnte, sollten wir uns an die Vorbereitungen machen.«
»Das sehe ich auch so. William, mein Auto. Ich informiere die Zuhörer, der Rest bleibt Mrs. Tanaka überlassen.«
»Gewiss, Madam«, sagte der Assistent und verließ wie ein begossener Pudel eilig das Podium. Rachel blieb bei der Gouverneurin, die sich mit einem ernsten Gesicht zu ihrem Publikum wandte. Schweigen trat ein.
»Ich entschuldige mich für die Unterbrechung. Man hat mich darüber informiert, dass eine Tsunami-Warnung für die Inseln von Hawaii ausgegeben wurde.« Ein Raunen lief durch die Menge. Die Gouverneurin bat mit einer Handbewegung um Ruhe. »Wie Sie sich denken können, muss ich deshalb an dieser Stelle abbrechen und mich um die …«
Rachels Walkie-Talkie meldete sich krächzend. Sie verließ das Podium. Es war ihr Assistent Max.
»Rachel, bist du’s?«
»Max, ist eine Tsunami-Warnung ausgegeben worden?«
»Vor zwei Sekunden ist sie eingegangen. Woher weißt …?«
»Das ist jetzt unwichtig. Hol den Leitfaden, und beginne mit den nötigen Maßnahmen. Informiere zuerst das Personal. Es muss unsere Gäste davon abhalten, in Panik zu geraten. Die Gouverneurin habe ich bereits in Kenntnis gesetzt.«
»Kapiert.«
»Hoffentlich ist es ein Fehlalarm. Sorgen wir dafür, dass alles so reibungslos wie möglich über die Bühne geht.«
»Aber …«
»Die Gouverneurin ist gerade fertig. Ich muss gehen. Lass dich nicht aus der Fassung bringen.« Sie steckte das Walkie-Talkie zurück in ihren Gürtel und betrat wieder das Podium.
»Deshalb möchte ich Sie dringend bitten, hier im Hotel zu bleiben. Mrs. Tanaka, die Direktorin, wird dafür sorgen, dass Sie gut aufgehoben sind. Lassen Sie uns beten, dass wir es mit einem Fehlalarm zu tun haben, damit wir uns bald am Veteranenfriedhof des Staates Hawaii unseren Erinnerungen hingeben können. Ich hoffe, Sie alle dort zu sehen. Gott segne uns und die Vereinigten Staaten von Amerika.«
Die Menge applaudierte, als die Gouverneurin mit ihrem Gefolge den Saal verließ und Rachel das Podium betrat. Hunderte besorgte Gesichter schauten zu ihr auf. Sie sammelte sich einen Moment, um sicher zu sein, dass ihre Stimme ruhig und souverän klang.
»Meine Damen und Herren, ich bin Rachel Tanaka, die Direktorin dieses Hotels. Diese Tsunami-Warnung ist bedauerlich, aber wir werden unser Bestes tun, damit Sie sich bei uns wohlfühlen, bis wir alles überstanden haben. Dieses Hotel entspricht den neuesten Sicherheitsstandards, und Sie befinden sich in über achtzehn Metern Höhe. Natürlich können Sie das Hotel verlassen, wenn Sie es wünschen, aber wir empfehlen Ihnen, hier auf die Entwarnung zu warten und unterdessen unsere Gastfreundschaft zu genießen. Wir werden Sie über die Entwicklung auf dem Laufenden halten. Machen Sie es sich bequem, entspannen Sie sich. Ich bin sicher, dass wir alles schnell hinter uns haben.«
14. Kapitel
10:07
1 Stunde und 15 Minuten bis zum Eintreffen der Welle
Teresa war gerade in dem wohltuend warmen Sand eingenickt, als die Sirene aufheulte und sie so sehr erschreckte, dass ihr das Buch aus der Hand flog und neben den anderthalb Meter entfernten Liegestühlen eines älteren Ehepaars landete.
Sie setzte sich auf. Nach wenigen Sekunden hatte sie die Sirene entdeckt, hundert Meter weiter und leuchtend gelb auf einem Laternenpfahl. Der Heulton schwoll an und ab. Er erinnerte sie an den Fliegeralarm, den sie in Filmen gehört hatte.
Der Mann im Liegestuhl stand auf und bückte sich nach ihrem Buch. Er trug zwar einen Hut und hatte seine Nase dick mit Sonnencreme bedeckt, aber eine weitere Stunde in der Sonne, und er hätte sich einen schlimmen Sonnenbrand zugezogen. Er reichte ihr das Buch.
»Hier, bitte«, sagte er mit einem kräftigen
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