Todesflut: Thriller
gelegt. Die meisten Piloten haben frei oder nehmen an einer Gedenkfeier außerhalb der Stützpunkte teil. Wir können versuchen, sie zurückzurufen, aber bei dem gegenwärtigen Verkehrsaufkommen haben wir Glück, wenn wir auch nur ein Viertel von ihnen in die Luft kriegen.«
Michelle Rankin kritzelte eine Notiz über Militärflugzeuge und reichte sie ihrem Kollegen Deakins, dessen Aufgabe die Koordination mit den Zivilflugplätzen und Häfen war. Er telefonierte gerade mit dem Einsatzleiter im Flughafen Honolulu International, der sich mit dem Stützpunkt Hickam Rollbahnen teilte.
»Korrekt, Sir«, sagte Deakins. »Es verbleibt etwa eine Stunde, bis die Welle eintrifft.«
»Und wann ist Entwarnung?«
»Das kann ich nicht sagen.«
»Endlos kann ich die Flugzeuge nicht kreisen lassen.«
»Ich versichere Ihnen, Sir, dass wir Sie informieren, sobald die Gefahr vorbei ist.«
»Es wird den ganzen Tag zu Verspätungen im Flugverkehr kommen.«
»Dessen bin ich mir bewusst, Sir.«
»Müssen wir die Terminals evakuieren?«
»Noch nicht zu diesem Zeitpunkt. Sie liegen weit genug vom Ufer, um nicht unmittelbar in Gefahr zu sein. Wir machen uns derzeit nur Sorgen um die Rollbahnen. Wir empfehlen Ihnen aber, alle Leute aus den Maschinen abzuziehen.«
»Wie ärgerlich. Hoffen wir, dass die ganze Aufregung nicht umsonst ist.«
»Im Gegenteil, hoffen wir, dass sie es ist.«
18. Kapitel
10:19
1 Stunde und 3 Minuten bis zum Eintreffen der Welle
Zwei Minuten bevor der Tsunami auf Johnston Island erwartet wurde, telefonierte der Biologe Niles Aspen von der Universität London mit Kai.
Kai wollte von ihm und seinem Kollegen Brent Featherstone eine Beschreibung des Tsunamis für den Fall, dass es mit der Echtzeit-Übertragung des Gezeitenpegels nicht klappte. Niles Aspen hatte eine Überraschung für ihn.
»Wir haben eine Videokamera, die mit dem Satellitennetz verbunden ist, sodass wir Bilder im Abstand von sechzig Sekunden versenden können. Wir können die Aufnahmen aber auch auf Echtzeit stellen.« Er nannte Reggie die Web-Adresse des Video-Feed.
Reggie gab sie ein und erblickte ein schwankendes Bild der Rollbahn auf Johnston Island. Der Versorgungsjet startete gerade. Innerhalb von wenigen Sekunden war er in der Luft und drehte die erste Warteschleife über der Insel.
»Können wir eine Aufzeichnung machen?«, fragte Kai.
Schneller als Kai folgen konnte, rief Reggie ein Aufnahmeprogramm auf. »Dann können wir die Daten später analysieren.«
Kai hatte Niles Aspen schon berichtet, dass es keinen Kontakt mehr mit der Weihnachtsinsel gab. Der britische Wissenschaftler reagierte bemerkenswert gelassen.
»Meine Kollegen sind in Sicherheit. Ich muss gestehen, ich finde das alles ziemlich aufregend. Genau das Richtige, um etwas Abwechslung in die Routine zu bringen.« Im Hintergrund war eine gedämpfte Stimme zu hören. »Und Brent erinnert mich daran, dass wir sogar eine Thermoskanne mit Tee dabeihaben, um dem Sturm standzuhalten, wenn er denn kommt.«
»Sie können mir glauben, ich wünsche mir nichts sehnlicher als auf dem Holzweg zu sein.«
»Ich wüsste nicht, was wir noch tun könnten.«
»Von Ihnen werden wir erfahren, ob wir es mit einem echten Tsunami zu tun haben. Sind Sie in einem Betongebäude?«
»Es könnte fester nicht sein. An Beton knausert man nicht in Amerika. Einen sichereren Ort, den wir zu Fuß erreichen könnten, gibt es nicht. Es könnte sogar sein, dass wir uns im solidesten Bau auf der ganzen Insel befinden. Fahrzeuge haben wir natürlich keine hierher mitgenommen.«
»Wie hoch sind Sie?«
»Schätzungsweise zehn Meter.«
Die Kamera schwenkte herum, und man sah ein weites Flachdach und dann die fröhliche Figur des Biologen mit einem breitrandigen Hut, T-Shirt, Shorts und einem großen Telefon am Ohr. Er winkte in die Kamera. Seine Stimme erreichte sie etwas früher als das Bild, was auf seine Zuschauer wie ein schlecht synchronisierter Film wirkte.
»Wir schwenken jetzt die Kamera zum Rand des Daches in Richtung Meer. Sie sagten, der Tsunami komme aus Südosten, das wäre also die Richtung, die für Sie interessant ist.«
Nach ein paar Sekunden schwankender Bilder stand die Kamera still. Niles Aspen hatte sie auf ein Stativ montiert. Eine schmale Straße führte von dem Gebäude weg, an mehreren anderen Gebäuden vorbei, und verlor sich dann im Sandstrand. In der Ferne sah man Brecher, die an das Riff prallten, von dem die Insel umgeben war.
»Um Ihnen ein Gefühl für die
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