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Todesformel

Todesformel

Titel: Todesformel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Wyss
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wird. Woher kommt diese Annahme? Sie haben in ihrem Haus privat geschäftliche Papiere besprochen. Vorher steht doch, Frau Platen habe im Betrieb mehrfach darauf hingewiesen, sie sei weder über eine längere Abwesenheit noch über ein Sabbatical ihres Chefs informiert. Darauf habe niemand reagiert. Hätte sie etwas mit dieser makabren Hand zu tun, hätte sie doch nicht auf sein Verschwinden aufmerksam gemacht. Ich lese weiter: Frau Platen betont, bei ihrem Verhältnis zu Yorge Droz könne nicht von einem hierarchischen Abhängigkeitsverhältnis gesprochen werden, da sie ja ein Mitglied der Familie Platen sei. Die Familie Platen sei die Mehrheitsaktionärin der ›Delton Biotec‹, eine Abhängigkeit könnte eher umgekehrt gesehen werden. Zu weiteren Details der Besitzverhältnisse hat Meret Platen ausdrücklich jede Auskunft verweigert. Die Beziehung des verschwundenen Herrn Droz zur Familie Platen war gut. Er war oft auf ›Holsten‹, da er auch mit Meret Platens Schwager, dem Mann ihrer Schwester, befreundet war. Mattis Platen-Alt steht als CEO der Firma vor. Ebenso war Herr Yorge Droz auch mit dessen Frau befreundet, Chantal Platen-Alt, der Politikerin. Sie ist die Halbschwester Meret Platens.
    So weit bin ich mit dem Durchblättern, als Sven, die Beamtin und die Pikettärztin hereinkommen, eine kleine, sehr junge Frau mit schulterlangen Haaren und einem Pferdegesicht. Sven stellt sie als Frau Dr. Wadel vor. Sie hat den Auftrag, den momentanen Gesundheitszustand von Frau Meret Platen festzustellen und allenfalls einen Grund für die vorliegende Schwäche anzugeben. Es könnte im Interesse von Frau Platen sein, dass ich oder die Beamtin anwesend sind.
    »Es geht doch darum, was überhaupt untersucht wird!« Ich wende mich an Frau Dr. Wadel: »Nach meiner Meinung gehören die Symptome eines Schocks zu den rudimentärsten Routineuntersuchungen, sind eins, zwei, drei, vier festzustellen: Puls, Reflexe, Schweiß, Ansprechbarkeit.« Jetzt wende ich mich scharf an Sven, etwas zu scharf: »Um gar nichts anderes geht es und zu gar nichts anderem ist das Gericht bei einer Zeugeneinvernahme ermächtigt. In einem Satz ist festzustellen, dass die heutigen Aussagen der Zeugin wiederholt werden müssen, da die Zeugin nicht in der entsprechenden Verfassung war, fertig. Bei dieser ärztlichen Untersuchung kannst sogar du hier drinnen zuschauen.«
    Die Ärztin schaut fragend von einem zum anderen, sie ist wirklich sehr jung. Sven schaut steinern, wie komme ich dazu, auf Attacke zu gehen. Er präzisiert:
    »Es ist die Routineuntersuchung bei Zusammenbrüchen, nach meiner Meinung können wir alle hier drinnen bleiben.«
    * * *
    Es ist halb zwei Uhr nachmittags. Nächstens werde ich es sein, die Schocksymptome zeigt, denn ich verhungere, doch ich muss unbedingt so rasch wie möglich mit Sven reden, offiziell, also in seinem Büro, nichts da mit gemeinsamem Schwitzen. Ob es überhaupt je wieder zu Fitnesstreffen kommt, steht in den Sternen.
    Ich betrete ein unglaublich düsteres Beamtenbüro, Nordseite, Grau in Grau, Wandschränke, ein scheußliches Kalenderbild. Svens brauner Sakko ist das Hellste hier drinnen. Er kommt mir höflich durch diesen langen Schlauch eines Zimmers entgegen, distanziert bis in die Nasenspitze, er ist beleidigt. Seine Stimme klingt hohl, ein furchtbarer Raum. Er bietet mir sehr förmlich einen Stuhl an. Ich entdecke zwei helle Hundehaare auf meinem Jackettärmel, entferne sie nicht, halte mich locker und gerade.
    »Ich bin hier als Vertreterin Meret Platens.« Ich rede so trocken ich kann, doch was ich zu sagen habe, ist nicht trocken, es geht um mehr, ich rege mich auf und werde gleich emotional:
    »Du hast mir nichts gesagt. Du weißt also, dass die Hand zu diesem Forschungsleiter gehört? Es waren doch deine Nachforschungen, die sein Verschwinden aufdeckten, oder liege ich da falsch? Falls du deine Fakten illegal erworben hast, kannst du daraus sowieso keine Anklage gegen Meret Platen konstruieren.«
    Wie eine große Dogge sitzt Sven jetzt hinter seinem Pult, auf dem sich Papiere stapeln. Schaut er mich abwägend an oder spöttisch? Ich bemerke meinen Fehler, verbessere: »Also gut, ich gebe zu, weder weiß ich, wer sie ist, noch weiß ich, was da läuft. Ich habe zugesagt, sie zu vertreten. Das Einzige, das ich sicher weiß, ist, dass ich in einer halben Stunde zurück sein muss in meiner Kanzlei, und es wäre super, du hättest hier und jetzt eine Tasse Kaffee für mich.«
    In einem der Schränke

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