Todesfracht
zwölf Stunden sollten sie ein Signal an einen kommerziellen Satelliten senden, das dann zur
Oregon
weitergeleitet wurde. Es war eine unauffällige Methode, mit Agenten im Einsatz verbunden zu bleiben, ohne sie Wanzen bei sich führen zu lassen, die gegebenenfalls entdeckt und konfisziert werden konnten.
Die Technologie war neu und weit davon entfernt, perfekt zu sein, weshalb sich Juan auf diese Geräte auch nicht blind verließ. In Eddies Fall hatte sich jedoch keine andere Möglichkeit geboten.
Hali fügte hinzu: »Das letzte Signal, das wir von ihm empfingen, zeigte, dass er sich irgendwo in den Außenbezirken von Shanghai aufhielt, und zwar in der Nähe des neuen Flughafens.«
Juan ließ sich diese Information durch den Kopf gehen. »Besteht die Möglichkeit, dass sie die Absicht haben, ihn auszufliegen?« Max Hanley klopfte sich mit dem Stiel seiner Pfeife gegen die Zähne. »Wir haben diese Option zwar in Betracht gezogen, sie passt aber nicht zu dem, was wir über die Schleuser wissen.
Eddie folgt der Spur der Flüchtlinge, die wir in dem Container gefunden haben. Von Rechts wegen müsste er also eigentlich den gleichen Weg nehmen.«
»Aber wenn sie zu viele Leute an die Piraten verloren haben, würden sie ihre Taktik dann nicht ändern?«, fragte Eric von seinem Platz hinter dem Laptop aus, den er auf den Tisch gestellt hatte.
»Wir haben keine Ahnung, wie viele Leute die Piraten gefangen genommen haben«, erwiderte Hali. »Diejenigen, die wir auf der
Kra
gefunden haben, könnten durchaus die erste Gruppe gewesen sein, die ihnen in die Hände fiel.«
»Oder der letzte Rest«, hielt Eric dagegen, »und jetzt sind die Schlangenköpfe auf Flugzeuge umgestiegen.«
»Wenn sie bereits über die entsprechenden Einrichtungen für den Schiffsweg verfügten, dürfte es für sie mit erheblichen Kosten verbunden sein, auf Flugzeuge umzusteigen. Sie bräuchten ja eine völlig neue Infrastruktur.«
Juan ließ die allgemeine Debatte noch für einige Zeit weiterlaufen, wusste aber, dass sich keine Lösung daraus ergäbe. Bis sie das nächste Signal aus Eddies Transmitter empfingen, tappten sie im wahrsten Sinne des Wortes im Dunkeln. »Okay, das reicht jetzt«, sagte er, um die fruchtlose Debatte abzubrechen.
»Hali, vergrößere die Anzahl Satelliten, die du bisher überprüft hast. Durchaus möglich, dass der Vogel einer anderen Organisation Eddies Signal aufgefangen hat. Verlass mit deinen Überlegungen einfach mal die altvertrauten Bahnen. Sieh dir alles an, was ein elektronisches Signal weiterleiten kann.«
Der Kommunikationsexperte der
Oregon
richtete sich entrüstet auf. »Ich habe sämtliche Archive gecheckt. Meine Leute haben sich jeden Satelliten vorgenommen, der im Umkreis von tausend Meilen um Shanghai herum positioniert ist.«
»Ich zweifle die Kompetenz deines Teams nicht an, Hali«, beeilte sich Juan zu versichern. »Wenn Eddie sich innerhalb dieses Umkreises von tausend Meilen aufgehalten hätte, wäre er von deinen Leuten sicher gefunden worden. Aber ich glaube gar nicht, dass er dort ist. Vergrößere den Suchbereich. Sieh in einem Umkreis von zweitausend Meilen um Shanghai nach, und wenn du ihn auch dann nicht findest, nimm dreitausend Meilen oder mehr.«
Hali machte sich ein paar Notizen auf einem Schreibblock, der das Logo der Corporation trug. »Ist schon klar, Meister.«
Juan hielt einen Moment lang inne, bis er der Aufmerksamkeit aller sicher sein konnte. »Was mein Treffen gestern Abend betrifft, so stehen ab jetzt Shere Singh, sein Sohn Abhay und jeder, der in irgendeiner Weise mit Karamita Breakers Yard zu tun hat, auf unserer offiziellen Verdächtigenliste. Ihnen gehören nämlich die
Maus
und ihr Schwesterschiff.« Er sah Mark Murphy fragend an. »Da fällt mir ein, gib es irgendetwas über dieses andere Schwimmdock, die
Souri?
«
Murph zog Erics Laptop zu sich herüber und ging mit der Maus verschiedene Seiten durch. »Da wären wir. Sie wurde in Russland gebaut und zum selben Zeitpunkt gekauft wie die
Maus
, allerdings von einem anderen Verbund von Schwindelfirmen. Sie machten den gleichen Fehler und benutzten Rudolph Isphording als Strohmann. Im Gegensatz zur
Maus
muss die
Souri
erst noch bei irgendeiner Bergungsaktion eingesetzt werden. Bisher hat niemand sie gemietet, ja, man hat sie sogar noch nicht einmal gesehen. Sie stand auf der Lloyd’s-Liste, aber das Letzte, was man von ihr weiß, ist, dass sie in Wladiwostok darauf wartete, von ihren neuen Besitzern übernommen zu
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