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Todesfracht

Titel: Todesfracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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anderen Bonus. Wir jedoch nicht. Wir werden nur bezahlt, wenn ein Profit zu verzeichnen ist.
    Jeder von euch ist der Corporation mit der Erwartung beigetreten, seine besonderen Talente zu benutzen, um Geld zu verdienen. Ich fürchte, bei dieser Geschichte wird unterm Strich nicht allzu viel übrig bleiben. Wenn also jemand von euch vorher aussteigen will, dann darf er das jederzeit tun. Meine Erlaubnis hat er. Eure Jobs bleiben natürlich frei, bis die Mission abgeschlossen ist. Es werden nachher keine Fragen gestellt, und niemand hat irgendwelche Nachteile zu erwarten.«
    Er wartete auf eine Reaktion und ließ den Blick über die Gesichter seiner engsten Mitarbeiter wandern. Niemand sagte ein Wort, bis Max sich räusperte.
    »Es ist so, Juan. Wir alle hatten Gelegenheit, uns über diese Geschichte zu unterhalten, seit wir uns an die
Maus
gehängt haben. Und die Wahrheit ist, dass einige Jobs mehr wert sind als nur Geld. Wir sind uns wohl auch alle einig, dass wir sogar dafür bezahlen würden, um diese Schweine an die nächste Klotür zu nageln. Wir stehen zu hundert Prozent hinter dir.«
    Einige Mitglieder der Versammlung riefen »hört, hört«, während sie Hanley aus dem Konferenzraum folgten.
    Juan konnte nur dankbar lächeln. Seine Leute waren wirklich eine Klasse für sich. Wieder mit seinem Jeb-Smith-Kostüm ausstaffiert, um mögliche Beobachter am Strand zu täuschen, lehnte Juan an der Reling des Brückenflügels auf der
Oregon
. Er stand dort schon so lange, dass die Rostschicht auf der Reling seine schwieligen Handflächen orange gefärbt hatte. Die Sonne war nur noch ein erlöschender Feuerball, der hinter den Bergen unterging, die in der Ferne als Naturkulisse für den Karamita Breakers Yard aufragten. In der Luft lag der Geruch von verbranntem Metall, industriellen Lösungsmitteln und ausgelaufenem Dieselöl. An der Küste von Sumatra hatte er, von Norden kommend, makellos weiße Strände und üppigen Dschungel gesehen. Der größte Teil der Landschaft wirkte unverdorben und unberührt. Aber um den Verschrottungsbetrieb herum sah sie aus, als fräße ein unersättlicher Krebs das Erdreich auf. Der Strand war ein teeriger Morast, und das Meer hatte die Farbe von Spülwasser. Mit der Ausnahme einer großen Lagerhalle, die in die Bucht hinausragte, waren sämtliche Gebäude baufällig und mit einer Schicht schwarzen Staubs bedeckt. Noch nie hatte er einen deprimierenderen oder unmenschlicheren Ort gesehen.
    Die riesigen Dimensionen der Gebäude, Kräne und Baumaschinen verkleinerten die Arbeiter zur Bedeutungslosigkeit. Die Hebekräne auf dem Betriebshof schwenkten Stahlteile von den gestrandeten Schiffen zu eingezäunten Bereichen, in denen vor Schmutz starrende Männer sie mit Schneidbrennern, Hämmern und ihren bloßen Händen attackierten. Von Juans Aussichtspunkt einen halben Kilometer vom Ufer entfernt sahen sie wie Ameisen aus, die den Kadaver eines riesigen Käfers verzehrten.
    Und in der näheren Umgebung der
Oregon
trieb eine Armada der Verdammten. Die Flotte aufgegebener Schiffe, die dazu bestimmt waren, im Betrieb auseinandergeschnitten zu werden, erstreckte sich fast bis zum Horizont. Sie bildeten einen Archipel verrosteter Riesen, so verflucht und verzweifelt wie die Geister der Toten, die darauf warten, in die Hölle zu fahren. Die Containerschiffe, Tanker und Frachter erinnerten ihn an eine Herde Rinder in den Ställen eines Schlachthauses. Der verkommene Zustand der
Oregon
war bloß eine kunstvolle Tarnung, ringsum aber war alles echt und die Folge von salziger Luft, tobender See und Vernachlässigung.
    »Sieh dir das mal an«, sagte Max Hanley und trat aus dem Brückenraum nach draußen. Er trug einen ölverschmierten Overall. Das Öl war frisch. Er war soeben aus dem Maschinenraum nach oben gekommen. »Im Vergleich zu einigen dieser Kästen sieht die gute alte
Oregon
bestens in Form und so gut wie neu aus.«
    Ein ohrenbetäubendes Dröhnen drang aus der Lagerhalle, rollte über die Bucht und deckte Cabrillos Entgegnung zu.
    »Was ist das?«, rief Max, nachdem der Lärm abgeklungen war.
    »Murphs neue Stereoanlage?« Juan lachte. »Ich glaube, in diesem Lagerschuppen arbeitet eine Art gigantische Säge. Ich hab schon mal was darüber gelesen – es soll eine mit Ketten angetriebene Vorrichtung sein, die Schiffe wie ein Messer zerschneiden kann, das durch Brot gleitet.«
    Max verschwand kurz in der Brücke, um ein Fernglas von einer Ablage unter dem Kartentisch zu holen. Nach ein paar

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