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Todesfracht

Titel: Todesfracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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gefärbt wie die Landschaft ringsum, sodass die Arbeitsstätte von oben völlig verborgen blieb.
    In der Nähe des Strandes, wo Eddie und seine Gruppe standen, entleerten hohläugige Arbeiter ihre Eimer in eine Reihe mechanisch betriebener Waschpfannen, die sich nur wenig von denen unterschieden, die vor mehr als einem Jahrhundert erfunden worden waren. Der Boden der Tröge war mit Rippen und Vorsprüngen versehen, die das schwere Material vom leichteren Abfallgestein trennten. Der Abfall floss am Ende aus den Trögen ab und erreichte irgendwann den Ozean, wo er sich zu einem riesigen braunen Fleck ausbreitete, während das konzentrierte Erz zusammengekratzt und zur weiteren Bearbeitung gesammelt wurde.
    Eine Eimerbrigade aus Arbeitern bildete eine menschliche Kette von den Tischen bis zu einem dreistöckigen Gebäude am Strand, nicht weit entfernt. Was wie die Wallungen eines riesigen Wurms aussah, waren Eimer voll gereinigten Erzes aus den Trögen, die von Hand zu Hand gehend zu dem Gebäude transportiert wurden. Eddie sah, dass das, worin er den Verarbeitungsbetrieb vermutete, auf einem schwimmenden Leichter untergebracht war, der vom Bergbaubetrieb schnell weggeschleppt werden konnte. Rauch stieg in dünnen Fäden aus einem kurzen Schornstein in der Nähe des Baus und verriet ihm, dass der Prozess, mit dessen Hilfe sie ihr Endprodukt herstellten, auf jeden Fall Wärmeenergie benötigte.
    Die Aufsicht über das weitläufige Gelände führten bewaffnete Männer. Zum Schutz vor der Witterung waren sie mit gefütterten Hosen und Jacken bekleidet. Ihre Stiefel waren kniehoch und bestanden aus Gummi, um den allgegenwärtigen Schlamm und Morast fernzuhalten. Die meisten trugen außerdem Handschuhe. Alle hatten AK-47er über den Schultern hängen und Schlagstöcke oder kurze Peitschen bei sich. Nur wenige Wächter standen oben auf dem Hügel, aber mehr hielten sich dort auf, wo der Trennungsprozess seinen Abschluss fand. Vier Männer bewachten jeden der ein Dutzend Waschtröge, während jeweils ein Wächter auf zehn Arbeiter der Eimerbrigade aufpasste. Das Zischen und Knallen der Peitschen war der Rhythmus, der die Arbeiter in Bewegung hielt.
    Ein Stacheldraht hielt die chinesischen Arbeiter – und soweit er es beurteilen konnte, waren sie alle Chinesen – davon ab, sich der abgewandten Seite des Gebäudes zu nähern, wo ein Kettenfahrzeug ähnlich einer Schneekatze direkten Zugang zu einem teilweise vergrabenen Kreuzfahrtschiff hatte, das weiter entfernt aufs Festland gezogen worden war.
    Es gab noch mehr gestrandete Schiffe auf der Arbeiterseite des Stacheldrahts. Zum Teil waren es kleine Kreuzfahrtschiffe, die derart heruntergekommen und vernachlässigt aussahen, dass es ein Wunder zu sein schien, dass sie die Reise hierher überhaupt geschafft hatten. Auch sie waren teilweise mit Geröll bedeckt, und ihre Decks hatte man mit Netzen überspannt, um ihre Umrisse zu verbergen.
    Eddie wusste sofort, welchem Zweck sie dienten. Es waren die Schlafstätten der Arbeiter.
    Noch während der Gedanke in seinem Kopf entstand, korrigierte er ihn jedoch schon. Das waren keine Arbeiter. Es waren Sklaven, gezwungen, unter den schlimmsten Bedingungen, die man sich vorstellen konnte, auf dem Berghang zu schuften.
    Es gab auf der Welt nur wenige Dinge, die eine derart unersättliche Habgier entfesselten. Und er begriff sehr schnell, auf was sie es abgesehen hatten: Gold.
    Es schien lange her zu sein, dass Eddie an einem Geologiekursus teilgenommen hatte, aber er konnte sich noch an ausreichend Einzelheiten erinnern, um zu erkennen, dass jemand oben auf dem Berghang eine Goldader entdeckt hatte. Die Wasserkanonen zerkleinerten das Erdreich mit hydrokinetischem Druck, damit es in die Waschtröge geleitet werden konnte. Von dort wanderte das Konzentrat in Zentrifugen, um das leichtere taube Gestein herauszufiltern. Im abschließenden Prozess wurde der Bodensatz der Zentrifugen in Quecksilber gekippt, die einzige Substanz auf der Welt, die das wertvolle Metall anzog. Sobald es sich mit den winzigen Goldpartikeln verbunden hatte, wurde das Quecksilber verdampft, und zurück blieb reines Gold.
    In den meisten Schmelzbetrieben wurde der Quecksilberdampf aufgefangen, kondensiert und in einem geschlossenen System aufs Neue verwendet, das die Arbeiter davor schützte, mit dem tödlich giftigen Metall in Berührung zu kommen. Dem bedauernswerten Zustand der Männer auf dem Berghang nach zu urteilen, war er sich jedoch ziemlich sicher, dass die

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