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Todesfracht

Titel: Todesfracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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hatten die Schlangenköpfe dafür bezahlt, nach Japan gebracht zu werden, aber als die Container geöffnet wurden, waren sie an diesem Ort gelandet. »Wie lange seid ihr schon hier?«, fragte Eddie.
    Eine körperlose Stimme antwortete aus ihrer Koje: »Seit einer Ewigkeit.«
    »Aber im Ernst, wie lange?«
    »Vier Monate«, sagte derselbe Mann und veränderte in der Dunkelheit seine Lage, um einen trockenen Fleck auf seiner Matratze zu finden. »Aber die Goldmine ist schon viel länger in Betrieb. Vielleicht schon einige Jahre.«
    »Hat irgendjemand mal versucht zu fliehen?«
    »Wohin?«, stellte ein anderer die Gegenfrage. »Wir können doch nicht wegschwimmen. Das Wasser ist zu kalt, und die Fischerboote werden strengstens bewacht, wenn sie zurückkommen. Außerdem sind sie nur so lange hier, wie sie brauchen, um ihre Netze zu leeren. Du hast ja die Berge gesehen. Selbst wenn du noch an den Wächtern vorbeikommst, was bisher niemand geschafft hat, da draußen würdest du nicht einen einzigen Tag lang überleben.«
    »Wir gehören ihnen«, stellte ein dritter Mann fest. »Von dem Augenblick an, da wir uns entschieden haben, China verlassen, gehören wir ihnen. Macht es einen Unterschied, ob wir uns hier zu Tode arbeiten oder in einer Textilfabrik in der Heimat oder in einem Sklavenbetrieb in New York City? Das ist es, was die Götter für uns bereithalten, für alle chinesischen Bauern. Wir arbeiten, und dann sterben wir. Ich bin seit zehn Monaten hier.
    Alle Männer, die an meinem ersten Tag in diesem Raum gehaust haben, sind nicht mehr da. Träum nur weiter von Flucht, mein Freund. Am Ende gibt es nur einen Weg nach draußen – und zwar als Toter.«
    Eddie war sich nicht sicher, ob er ihnen erzählen sollte, wer er wirklich war. Nach dem zu urteilen, was er gesehen hatte, als die Männer zu den Kabinen schlurften, befanden sie alle sich in einem furchtbaren Zustand, daher bezweifelte er, dass die Aufseher der Mine einen Informanten eingeschmuggelt hatten. Er konnte die Möglichkeit jedoch nicht ausschließen, dass er von einem von ihnen für eine zusätzliche Essensration oder eine trockene Decke verraten wurde. So sehr er es sich auch gewünscht hätte, diesen armen Seelen einen winzigen Hoffnungsschimmer zu bieten, es ging jedoch ganz und gar gegen sein jahrelanges Training und seine ebenso lange Erfahrung. Am Ende ließ er zu, dass sich die Erschöpfung gegen sein feuchtes Bett und die Schmerzen in sämtlichen Gelenken seines Körpers durchsetzte.
    Zwei seiner Kabinengenossen husteten und keuchten die ganze Nacht lang. Wahrscheinlich war es eine Lungenentzündung oder etwas noch Schlimmeres. Er dachte, dass die armseligen Bedingungen und die mageren Essensrationen zur Folge hatten, dass hier Krankheiten sicher an der Tagesordnung waren.
    Es war am dritten Tag mit eisiger Kälte und ständiger Nässe, die seine Haut verschrumpeln und aufspringen ließ, und mit mörderischer Arbeit, dass Eddie allmählich ahnte, dass es bis zu seiner Rettung noch lange Zeit dauern konnte. Gewiss hätte Juan jemanden nach Russland fliegen lassen können, wo sie sich einen Helikopter mieten und diese Gegend wenigstens mal überfliegen konnten. Aber einen solchen Überflug hatte es nicht gegeben. Stattdessen arbeitete er mit den anderen, schaffte Massen von Schlamm den Berg hinunter: wie Ameisen, die nichts anderes kennen, als ihrem Instinkt zu folgen.
    Er hatte seine Schuhe bereits verloren, und jedes Mal, wenn er einen tiefen Atemzug machte, glaubte er in seiner Lunge ein leises Rasseln zu hören. Er war zu Beginn in weitaus besserer Form gewesen als die anderen, aber sein Körper war an regelmäßige Mahlzeiten und an ebenso regelmäßige Ruhephasen gewöhnt. Anders jedoch die Bauern. Sie hatten bisher schon von einer wahren Hungerdiät gelebt und kannten nichts anderes als harte Arbeit. Zwei von den Männern in seiner Kabine waren bereits gestorben. Einer von ihnen war von einem Erdrutsch begraben worden, der andere von einem Wächter derart brutal niedergeschlagen worden, dass ihm das Blut aus den Ohren und Augen strömte und er an den Folgen dieser Schläge gestorben war.
    Am fünften Tag, als sein Rücken von einem besonders brutalen Peitschenhieb schmerzte, den auszulösen er nicht das Geringste getan hatte, erkannte Eddie Seng zwei Dinge. Das eine war, dass der Peilsender in seinem Oberschenkel defekt sein musste, und das zweite, dass er an dieser abgelegenen Küste wohl sterben würde.
    Am Morgen des sechsten Tages,

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