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Todesfracht

Titel: Todesfracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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erschien. Alles, was vor ihr lag, wurde niedergewalzt. Bäume, hunderte Jahre alt, wurden aus der Erde gerissen und wie Zündhölzer umhergeworfen. Eine Sekunde später erreichte der Explosionsknall das Schiff als brutale Attacke auf die Trommelfelle, so laut wie nie zuvor.
    Arbeiter auf der
Selandria
rannten ins Schiff zurück, während der pyroklastische Strom die Wasserlinie in einer explosionsartig aufwallenden Dampfwolke erreichte. Und immer noch raste die Aschewand weiter und breitete sich aus, sodass sie die anderen Schiffe verschluckte, die verlassen am Strand lagen. Eins der kleinen Schiffe wurde auf die Seite gekippt, während der Leichter mit der Scheideanlage umschlug und kieloben liegen blieb.
    Es traf die
Oregon
wie ein Hammerschlag. Ein Hurrikan aus Asche und Bimsgestein zertrümmerte Fenster und attackierte das Schiff so, dass die Steuerbordreling tief in die Fluten tauchte. Aber sie setzte ihre Fahrt fort, wuchtete diesen Ansturm der Naturgewalten aus dem Weg, bis sie aus der Wolke auftauchte und das ungewisse Tageslicht erreichte.
    Niemand rührte sich oder wagte es auch nur zu atmen, während sie auf den Hauptschirm starrten. Sekunden verstrichen so träge wie flüssiges Blei. Dann schob sich plötzlich der Bug der
Seiandria
durch den Aschevorhang – wie ein Geist, der allmählich in die Wirklichkeit materialisierte. Ihr Rumpf war mit einer dicken Staubschicht bedeckt, doch sie hatte nie schöner ausgesehen. Die Mannschaft beobachtete und wartete. Eine winzige Bewegung fesselte die Aufmerksamkeit aller. Mark Murphy betätigte das Zoom und richtete es auf eine Tür auf dem Oberdeck, die sich zögernd öffnete. Eine kleine Gestalt trat heraus, schaute sich um und winkte dann jemandem im Innern des Schiffes zu. Sekunden später erschienen ein Dutzend Personen an Deck, wirbelten Staub auf, während sie der Freude über ihr Überleben durch einen wilden Tanz Ausdruck verliehen.
    Wie durch ein Wunder erschien plötzlich Maurice im Operationszentrum. Auf dem Tablett in seinen Händen standen drei Flaschen Dom Perignon und genügend Gläser für jeden der Anwesenden.
    Inmitten der rauschenden Feier flüsterte Tory etwas in Juans Ohr. »Wer war denn das Biest?«
    »Häh?«
    »Als wir auf der Laufbrücke standen, sagten Sie: ›
Komm schon, du Biest, beweg dich.
‹ Welches Biest meinten Sie? Die
Oregon
oder die
Selandria?
«
    »Keine von beiden.«
    Ihre Mundwinkel sackten nach unten, während sie über seine Antwort nachdachte. Dann glitt ein strahlendes Lächeln über ihre Miene. »Max hat recht. Sie sind ein hinterhältiger Bastard.
    Sie haben zu Mutter Natur selbst gesprochen.«
    Er konnte sein zufriedenes Grinsen nicht unterdrücken. »Ich wusste, dass es vor dem Ausbruch zu einem heftigen Erdbeben kommen würde. Erde, die mit Wasser getränkt ist, verflüssigt sich. Grundsätzlich kann man sagen, dass Erdbeben das Erdreich in Treibsand verwandeln. Das beseitigte die Sogwirkung unter dem Rumpf der
Selandria
und ließ zu, dass wir sie wegschleppen konnten.«
    »Das war aber verdammt knapp, nicht wahr?«
    »Man kann nur dann eine große Belohnung erwarten, wenn man auch große Risiken eingeht.«
    »Juan …« Mark Murphy war an den Waffenkontrollen immer noch auf dem Posten. »Ich habe in knapp zehn Kilometern einen Radarkontakt, der mit sieben Knoten unterwegs ist.«
    »Der Schlepper«, sagte Max.
    »Haben wir nicht gerade von Belohnung gesprochen?«
    Selbst mit der
Selandria
im Schlepp brauchte die
Oregon
nur eine Viertelstunde, um in Sichtweite des flüchtenden Schleppdampfers zu gelangen. Juan wies die Deckmannschaft an, ihre Positionen einzunehmen, und befahl Eric, sich dem Schlepper von Backbord aus zu nähern. Darauf befanden sich nur eine Handvoll Piraten, daher waren sie schon auf Rufweite heran, ehe jemand von den Gangstern bemerkte, dass sie nicht mehr allein waren. Zwei von ihnen kamen mit ihren AK-47ern hinaus auf die Laufbrücke, doch sie begaben sich umgehend in Deckung, als Murph mit einem der 50-mm-Geschütze, die sich in versteckten Gehäusen auf dem Deck der
Oregon
befanden, das Feuer eröffnete.
    »Mike, Ski, könnt ihr mich hören?«, fragte Juan über Sprechfunk.
    »Ich dachte, Sie hätten uns vergessen«, antwortete Pulaski über den taktischen Funkkanal. »Mike und ich hatten schon mit einer längeren Urlaubskreuzfahrt gerechnet.«
    »Tut mir leid, Jungs. Aber ihr müsst noch eine Weile durchhalten. Ich sehe die beiden Container auf dem Heck des Schleppers. Auf welchem sitzt

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