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Todesfracht

Titel: Todesfracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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nebeneinanderstanden und die herrschende Ruhe genossen.
    »Denkst du über Truitt nach?«, fragte Max schließlich. Juan hatte nicht viel zu der Pensionierung seines Partners gesagt.
    Juan drehte sich so, dass er dem Ozean den Rücken zuwandte, und stützte beide Ellbogen auf das Geländer. Bei dem grellen Sonnenschein, der von den Wellen reflektiert wurde, musste er blinzeln. »Ich unternehme gerade einen Rundgang durch das Schiff«, sagte er nach einigen Sekunden des Schweigens, »und bin mächtig zufrieden mit dem, was wir erreicht haben.«
    »Aber?«
    »Aber die
Oregon
ist ein Mittel zum Zweck. Dick wusste das, und ein paar Jahre lang dachte ich, dass er genauso daran glaubte wie du und ich.«
    »Und jetzt kommen dir Zweifel daran, und du zweifelst an Dick Truitt, weil er seine Zelte abgebrochen und sich aus dem Staub gemacht hat.«
    »So dachte ich anfangs, aber jetzt glaube ich, dass ich an mir selbst und an unserer Mission zweifle.«
    Max stopfte mit langsamen Bewegungen seine Pfeife und zündete sie an, wobei er das Streichholz mit der Hand vor dem Wind abschirmte und sich gleichzeitig die Antwort seines Freundes durch den Kopf gehen ließ. »Ich will dir verraten, was ich vermute. Wir arbeiten schon seit einigen Jahren und legen bei jedem ausgeführten Auftrag einiges an Geld auf die Seite.
    Wir alle wussten, dass am Ende des Regenbogens ein riesiger Topf Gold warten würde. Aber erst durch Dicks Aussteigen erfuhren wir beide, wie groß er ist. Er nimmt an die fünfundvierzig Millionen mit, und das steuerfrei. Ich bin noch mehr wert, und du kannst sogar mit noch mehr rechnen als ich. Es fällt schwer, diese Menge Geld zu ignorieren, wenn man seinen Hintern für ein Ideal und einen Honorarscheck riskiert.«
    »Einen dicken Honorarscheck«, sagte Juan. Das räumte Max ein. »Stimmt. Dann gestatte mir eine Frage: Als du für die CIA gearbeitet hast und dir der Wind in Orten wie Amman und Nicaragua um die Nase wehte, hast du es für ein mageres G-17-Gehalt und eine Pension getan?«
    »Nein«, erwiderte Cabrillo ernst. »Ich hätte es sogar umsonst getan.«
    »Warum fühlst du dich dann schuldig, dass wir jetzt gutes Geld verdienen, indem wir etwas tun, was du früher für ein Taschengeld getan hast, und sogar die Macht haben, Operationen abzulehnen, die uns aus irgendeinem Grund nicht gefallen? Das konnte man nicht, als man für Langley tätig war oder als vom ERing des Pentagon Druck ausgeübt wurde. Sie sagten damals: Spring! Und man gehorchte und landete in der Scheiße.« Im äußersten Ring, dem sogenannten E-Ring, des Gebäudes, in dem das Verteidigungsministerium untergebracht war, saßen die hohen Tiere und ihre zivilen Kontrolleure.
    Cabrillo öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, aber Max sprach weiter. »Tatsächlich zu sehen, dass wir genug Geld haben, um uns auf irgendeine private Insel zurückzuziehen und ein angenehmes Leben zu führen, hat dir klar gemacht, wie viel wir jeden Tag riskieren. Du und ich, wir haben unser Leben immer in die Waagschale geworfen. Das macht uns zu dem, was wir sind. Nur wissen wir jetzt, dass unsere Leben etwas mehr wert sind, als wir bisher immer angenommen haben.«
    »Und unsere Mission?«
    »Das fragst du? Wir sind sozusagen die letzte Verteidigungslinie, mein Junge. Wir übernehmen die Jobs, die Langley und die E-Ringer haben wollen, selbst aber nicht anrühren dürfen.
    Im einundzwanzigsten Jahrhundert wurden die Glacéhandschuhe ausgezogen, und wir wurden zur eisernen Faust.«
    Cabrillo hörte sich die Worte nachdenklich an, ehe er mit einem Grinsen fragte: »Seit wann bist du ein solcher Dichter?«
    Hanley setzte eine schuldbewusste Miene auf und spielte den auf frischer Tat Ertappten. »Das ist irgendwie ganz von selbst rausgekommen. Es klang verdammt beeindruckend, wenn du mich fragst.« Er wurde wieder ernst. »Hör mal, Juan, was wir tun, ist wichtig, und ich für meinen Teil werde mich nicht schuldig fühlen, weil wir durch unsere Tätigkeit reich werden. Profit zu machen ist keine Schande, aber zu versagen – das ist eine.
    Und was deine Zweifel an Dick Truitt betrifft, vergiss sie.
    Dick hat eine Menge Schweiß und Herzblut in die Corporation gesteckt. Er war von Anfang an dabei und hat genauso bedingungslos an sie geglaubt wie du und ich. Aber er hat seine Grenze erreicht. Er hatte genug. Dass er uns verließ, hatte nichts mit Geld zu tun. Eher hatte es damit zu tun, dass Dick auf diese kleine Stimme in seinem Kopf hörte, diese Stimme, die wir alle

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