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Todesfracht

Titel: Todesfracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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Kräne waren nicht mehr als rostige Wracks, verziert mit ausgefransten Kabeln. Nur zwei von ihnen waren vollständig funktionsfähig. Das Deck war ein räudiger Flickenteppich aus Rost und verschiedenen unterschiedlichen Flecken Schiffsfarbe.
    Die Reling hing an einigen Stellen gefährlich tief durch, mehrere Frachtluken standen offen und konnten offenbar nicht mehr geschlossen werden. Öl war aus Fässern gesickert, die vor dem Steuerhaus in einer Pfütze klebrigen Ölschlamms aufgestapelt worden waren. Verrostete Maschinenteile lagen überall herum, angefangen von defekten Winschen bis hin zu einem alten Fahrrad ohne Reifen. Als er die Außenseite des Rumpfs betrachtete, entdeckte Cabrillo unter jeder Ablauföffnung Roststreifen sowie Stahlplatten, die notdürftig aufgeschweißt worden waren, als sollten damit Risse im Rumpf kaschiert werden. Die vorherrschende Farbe des Rumpfs war ein schlammfarbenes Grün, dazwischen aber waren auch braune, schwarze und mitternachtsblaue Flecken zu sehen.
    Er entbot der iranischen Flagge am Fahnenstock seinen üblichen einfingrigen Gruß, ehe er sich auf der Kommandobrücke umsah. Der einstmals auf Hochglanz polierte Fußboden war ramponiert und mit Zigarettenbrandflecken übersät. Die Fenster waren gleichmäßig mit einer Mischung aus Dreck und Salz bedeckt, während die verschiedenen Bedienungskonsolen eine dicke Staubschicht aufwiesen. Das Messing des Maschinentelegraphen war derart blind, dass es geradezu schwarz aussah. Außerdem fehlte ein Anzeigepfeil. Einige ihrer elektronischen Geräte wie zum Beispiel das Navigationssystem waren alt genug, um in einem Museum ausgestellt zu werden. Hinter der Kommandobrücke befand sich ein Kartenraum, der mit unordentlich zusammengefalteten Landkarten und einem Funkgerät mit einer Reichweite von nur wenigen Meilen vollgestopft war.
    In den Quartieren der Mannschaft im Decksaufbau herrschte ebenfalls eine heillose Unordnung. Nicht ein Bett in einer der Kabinen war gemacht, und kein Stück Porzellan oder Essbesteck passte in der schmuddeligen Küche zu einem anderen. Besonders stolz war Cabrillo auf die Kapitänskajüte. In diesem Raum stank es nach billigen Zigaretten, und an den Wänden hingen kitschige Samtbilder von traurigen Clowns mit trüben, feuchten Augen. Im Schreibtisch waren eine Flasche mit südamerikanischem Scotch, versetzt mit einem Abführmittel, sowie zwei Gläser, die noch nie gespült worden waren, deponiert. Das angrenzende Badezimmer war schmutzstarrender als die öffentliche Toilette in einer Autobahnraststätte in Texas.
    All diese Details sollten Inspektoren, Hafenbedienstete und Lotsen dazu bringen, die
Oregon
so schnell wie möglich wieder zu verlassen und keine Fragen zu stellen. Der Rekord für den bisher kürzesten Aufenthalt war von einem Zollinspektor in Kapstadt aufgestellt worden, der sich geweigert hatte, die wacklige Gangway des Schiffes auch nur zu betreten. Das Ruder und der Maschinentelegraph konnten, mit Computerunterstützung, das Schiff völlig automatisch lenken und seine Maschinen bedienen. Das war eine Einrichtung für Hafenlotsen und die Spezialisten, die den Frachter auf seinen Fahrten durch den Panamakanal steuerten. Das Schiff wurde aber eigentlich von einer digitalisierten Station im modernst ausgerüsteten Computerzentrum gelenkt.
    Es war ihr heruntergekommener Zustand, der es der
Oregon
gestattete, in jeden Hafen der Welt einzulaufen, ohne neugierige Blicke auf sich zu ziehen. Man übersah sie genauso schnell wie jeden anderen Trampdampfer, der langsam vor sich hinrostete, weil das Ozeanfrachtbusiness fast ausschließlich von Containern bestimmt wurde. Jeder, der sich mit Schiffen auskannte, sah, dass die Eigner dieses Schiff praktisch abgeschrieben hatten und nicht mehr daran interessiert waren, defekte Maschinenteile auszuwechseln oder auch nur ein paar Eimer Farbe zu spendieren.
    Und falls es sich als notwendig erwies, konnte die Mannschaft genauso heruntergekommen aussehen wie ihr Schiff.
    Ein Geräusch unterbrach Cabrillos Inspektionsgang. Max Hanley kam mit dem Fahrstuhl aus dem Operationszentrum herauf und gesellte sich auf dem Brückenausleger zu ihm. Max hatte sich die Schminke vom Gesicht gewischt, und zu sehen waren nun sein rötlicher Teint und seine Knollennase. Er trug einen Overall, und Juan vermutete, dass er nach dem Duschen sofort seine Maschinen kontrolliert hatte. Der Wind spielte mit Hanleys spärlichen rotbraunen Haaren, während die beiden schweigend

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