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Todesfracht

Titel: Todesfracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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abgetrennten Parzellen erhoben sich Dutzende von tristen Schlafhäusern, die nur wenig besser schienen als Obdachlosenbehausungen. Ein primitives Camp, das einem Völkchen von Prostituierten, Betrügern und Gaunern vorübergehend Unterschlupf bot, war entlang der Bahnlinie entstanden.
    Dort wurden den Arbeitern die wenigen Pennies, die sie pro Tag damit verdienten, aufgegebene Schiffe in Schrott zu verwandeln, wieder aus den Taschen geluchst.
    Savich stellte fest, dass sich der Wald hinter der Anlage allmählich zurückzog, da Tausende von Arbeitern Bäume für ihre Kochfeuer fällten. Während die Luft weitgehend frei von Verschmutzungen war, weil die Fabrik zehn Meilen weiter im Norden mit Strom betrieben wurde, der aus Wasserkraft anstatt aus Kohle oder Öl gewonnen wurde, hing industrieller Dunst über dem Verschrottungsbetrieb. Es war der Pesthauch seiner eigenen Fäulnis und von Schmutzmassen.
    Doch bei diesem Prozess gab es ein modernes Element, und das war es, was Shere Singh seinem Gast zeigen wollte. Auf der anderen Seite der Tanker stand ein glänzender Wellblechbau, fast so groß wie die Schiffe, mit Dutzenden von durchsichtigen Platten im Blechdach, um im Innern für Licht zu sorgen. Zwei Drittel des knapp zweihundertachtzig Meter langen Gebäudes ragten übers Wasser, wo sie auf großen Pfählen ruhten. Vier Gleispaare führten vom Land in den Bau, und während der Hubschrauber die Anlage donnernd überflog, sah Savich zwei Paar Diesellokomotiven ein knapp zwei Meter langes Stück eines Schiffes aus dem Gebäude ziehen. Er erkannte die Wölbung des Rumpfs, den dicken Kiel, und konnte auch innere Korridore erkennen, als blickte er in ein aufgeschnittenes Modell. Nein, dachte er, es erinnerte ihn an eine Scheibe, die von einem Brotlaib abgeschnitten worden war. Die Schnitte waren gerade, und das Metall glänzte an den Schnittflächen im Licht der tropischen Sonne. Er konnte sich nicht erklären, wie etwas von den Dimensionen eines Schiffes so perfekt durchtrennt werden konnte. Der Hubschrauberlandeplatz lag mehrere Kilometer vom Verschrottungsbetrieb entfernt, vor seinem Lärm und Gestank durch eine weitere Felsbarriere geschützt. Umgeben war er von gepflegten Rasenflächen und heiteren Bungalows für die Vorarbeiter, Büroangestellten und Facharbeiter. Neben der Landezone wartete ein offener Jeep mitsamt Fahrer, um Savich mit seinem Gepäck behilflich zu sein. Der Russe hatte wenig Lust, länger als nötig in Indonesien zu bleiben, daher trug er nicht mehr als einen Aktenkoffer und eine ramponierte lederne Reisetasche bei sich. Der größte Teil seines Gepäcks befand sich in einem Schließfach auf dem Flughafen. Er gestattete dem Fahrer, die Reisetasche auf den Rücksitz des Jeeps zu stellen, behielt jedoch den Aktenkoffer aus Kalbsleder und legte ihn auf seinen Schoß, während sie zum Abwrackplatz fuhren.
    Es dauerte ein paar Sekunden, bis sich sein Gehör von dem eine Stunde langen Flug im Helikopter erholte, und als es so weit war, wurden seine Ohren vom infernalischen Lärm pneumatischer Stahlsägen, spatenähnlicher Presslufthämmer und dem durchdringenden Dröhnen zahlloser Generatoren attackiert.
    Der Kran ließ ein zehn Tonnen schweres Stück Stahl mit einem dumpfen Laut auf den Strand fallen, und Sekunden später rückten ihm Männer mit Vorschlaghämmern und elektrischen Metallsägen zu Leibe. Sie trugen nicht mehr als ein paar Lumpen am Leib, und Savich konnte sehen, dass ihre Beine, Brustkörbe und Arme mit dunklen Narben von Kontakten mit heißen, scharfkantigen Metallteilen übersät waren. Mehr als einem fehlten ein Auge sowie Finger oder Teile eines Fußes.
    Und dann drang aus dem geschlossenen Gebäude ein entsetzlicher Schrei: wie ein Diamant, der geteilt wird. Der Schrei nahm an Lautstärke noch zu, bis Savich glaubte, ihm platze der Schädel, und hielt eine oder zwei Minuten lang an. Der Fahrer reichte ihm ein Paar Ohrenschützer, die er sich dankbar über den Kopf stülpte. Der Lärm war immer noch zu hören, aber immerhin leise genug. Seine Augen tränten nicht mehr. Zu seiner Verblüffung arbeiteten die Männer weiter, als wäre dieser Lärm gar nicht vorhanden, und auch der Fahrer schien nicht davon beeinträchtigt zu werden.
    Der Jeep stoppte vor dem großen Bau, der flüchtig an ein Lagerhaus erinnerte, als im gleichen Augenblick der Lärm abrupt verstummte. Savich war gar nicht bewusst gewesen, dass er den Atem angehalten hatte. Er atmete zischend aus und wollte mit einer

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