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Todesfracht

Titel: Todesfracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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seinen Platz im Befehlszentrum der
Oregon
. Das war nicht das erste Mal, dass sein Schiff ohne ihn in einen Kampf gezogen war, und er konnte auch nicht behaupten, dass er seiner Mannschaft nicht vertraute.
    Es war nur so, dass er ein persönliches Bedürfnis danach verspürte, aktiv am Geschehen beteiligt zu sein, wenn sie sich die Schlangenköpfe vornahmen.
    Mein Gott
, dachte er,
wie alt war ich, als ich es sah?
Nicht älter als sieben oder acht. Sie kamen gerade von einem Besuch bei seiner Tante in San Diego zurück. Sein Vater lenkte den Wagen, natürlich, und seine Mutter saß vorn auf dem Beifahrersitz. Er erinnerte sich, wie sie seinem Vater wegen eines Verkehrsstaus eine Warnung zurief, woraufhin er sekundenlang aufs Bremspedal trat. Seine Mutter wandte sich sofort um und schaute nach ihm auf dem Rücksitz. Der Bremsvorgang hatte noch nicht einmal seinen Sicherheitsgurt gespannt, doch sie benahm sich schon, als wäre er soeben durch die Windschutzscheibe geschleudert worden.
    Und dann schleppte sich der Verkehr für eine halbe Ewigkeit im Schritttempo über den Highway. Er erinnerte sich daran, dass sie sich eine Zeit lang neben einem Wagen befanden, auf dessen Rücksitz ein Bernhardiner hockte. Es war das erste Mal, dass er einen solchen Hund zu Gesicht bekam. Und bis auf den heutigen Tag schwor er sich, dass er sich einen dieser großen Hunde anschaffen würde, sobald er sich zur Ruhe setzte.
    »Hast du dir schon einen Namen ausgesucht?«, fragte Eddie leise.
    »Gus«, antwortete Juan automatisch, ehe ihm klar wurde, dass er die Geschichte laut erzählt und nicht nur gedacht hatte.
    Er verfiel in ein verlegenes Schweigen.
    »Und was geschah weiter?«, wollte Seng wissen.
    Juan wusste, dass er es dabei nicht belassen konnte. Sein Unterbewusstsein sagte ihm, dass diese Geschichte bekannt werden musste. »Schließlich näherten wir uns dem Unfallort. Ein Wagen musste einen Schlenker gemacht und einen Sattelzug ins Schleudern gebracht haben. Der Aufleger hatte sich vom Triebwagen losgerissen und war auf die Seite gekippt. Er lag halb im Straßengraben, mit den Hecktüren zur Straße. Bislang war nur ein Polizeiwagen bis zum Unfallort vorgedrungen. Der Cop hatte den Fahrer des Sattelschleppers bereits in den Streifenwagen verfrachtet.
    Eine der Hecktüren des Auflegers war aufgesprungen, als der Wagen umgekippt war, und der Polizist half den anderen Unfallopfern. Ich habe keine Ahnung wie viele, aber an die hundert Mexikaner mussten sich in dem Aufleger befunden haben, als er sich auf die Seite legte. Einige waren nur leicht verletzt und halfen dem Polizisten, die anderen zu bergen. Anderen war es noch besser ergangen. Sie konnten aus eigener Kraft aus dem Wrack steigen. Wieder andere mussten gezogen und getragen werden.
    Es waren bereits zwei Bereiche abgetrennt worden. In einem behandelten Frauen die Wunden der Verletzten. Im anderen Bereich waren die Leichen säuberlich aufgereiht worden. Meine Mutter war sehr fürsorglich und sagte mir, ich solle nicht hinschauen, aber sie sagte es ganz leise, während sie selbst auf das Gemetzel starrte, unfähig, ihren Blick von diesem grässlichen Bild zu lösen. Wir fuhren an der Unfallstelle vorbei und waren schon bald wieder mit zügigem Tempo unterwegs.
    Für längere Zeit sagte niemand etwas. Meine Mutter weinte leise. Ich saß da und verstand nicht, was ich gesehen hatte, aber ich wusste, dass Menschen nicht in den Laderaum eines Sattelschleppers gehörten. Ich erinnere mich noch genau an die Worte meines Vaters, nachdem meine Mutter endlich aufhörte zu weinen. ›Juan‹, sagte er, ›ganz gleich, was man dir erzählt, es gibt Böses auf dieser Welt. Und es kann nur dann den Sieg davontragen, wenn die guten Menschen nicht dagegen kämpfen.‹«
    Juans Stimme wurde fester, als er wieder in die Gegenwart zurückkehrte. »Als ich alt genug war, sprachen wir noch einmal über diesen Tag. Meine Eltern erklärten mir, wie Schmuggler Menschen aus Mexiko herausschafften und dass es häufig vorkam, dass einige diese Reise nicht überlebten. Sie erzählten mir, dass der Lkw-Fahrer des sechsunddreißigfachen Mordes schuldig gesprochen und später im Gefängnis von einer Bande lateinamerikanischer Häftlinge ermordet worden war.«
    Eddie nickte verstehend. »Und als der Frachtcontainer an Deck geöffnet wurde und du diese Chinesen sahst …?«
    »Befand ich mich plötzlich wieder auf jenem Highway und kam mir genauso machtlos vor. Das heißt, bis mir die Worte meines Vaters

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