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Todesfracht

Titel: Todesfracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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Ältester nach einem kurzen Austausch von Höflichkeiten.
    »Wer ist ihr Kapitän?«
    »Auf dieser Reise Mohamed Hattu.«
    Singh war ein verwerfliches und abstoßendes Exemplar von einem Menschen, aber das bedeutete noch lange nicht, dass er nicht auch gerissen und geschäftstüchtig sein konnte. Er führte seine Unternehmungen mit eiserner Hand und achtete darauf, sämtliche Mitarbeiter in Führungspositionen zu kennen. Hattu war ein Pirat der alten Schule, der bereits zwanzig Jahre lang Beutezüge in der Straße von Malakka unternommen hatte, ehe ihm Singh ein Angebot machte. Er war waghalsig und skrupellos, aber auch dogmatisch, was die allgemeine Verfahrensweise betraf. Wenn er sich zwei Tage lang nicht gemeldet hatte, musste etwas passiert sein. Und mit diesem Gedanken schrieb Singh die
Kra IV
, ihren Kapitän und ihre vierzig Mann Besatzung einfach ab. »Es gibt genug andere, die darauf brennen, seinen Platz einzunehmen«, sagte er zu seinem Sohn. »Ich kümmere mich um einen Ersatz. Gib deinen Kontaktleuten trotzdem Bescheid, sie sollen sich nach einem gescheiterten Piratenüberfall umhören. Wer immer sich mit Mohamed Hattu angelegt und überlebt hat, wird sich damit brüsten wollen.«
    »Ja, Vater. Daran habe ich schon gedacht. Bisher gibt es keine Berichte dieser Art.«
    »Nun zu einer anderen Angelegenheit. Anton Savich war gerade bei mir im Büro. Der Plan ist angelaufen. Ich habe eine Liste seiner Forderungen. Sie sieht in etwa so aus, wie ich es erwartet habe.«
    »Auf deinen Befehl hin haben wir bereits mit dem Sammeln begonnen.«
    »Ja, gut. Was ist mit deinen Männern? Werden sie zur richtigen Zeit tun, was nötig ist?«
    »Ihre Loyalität steht außer Zweifel. Savich und seine europäischen Bankiers werden nie erfahren, was sie erwischt hat, sobald wir zuschlagen.«
    Das Selbstvertrauen in der Stimme seines Sohnes erfüllte Shere Singh mit Stolz. Der Junge war ihm in vieler Hinsicht ähnlich. Er wusste genau: Wäre Abhay nicht reich geboren worden, er hätte sein eigenes Vermögen aufgehäuft und sich genauso nach oben gekämpft, wie Shere es in seiner Jugend getan hatte.
    »Gut, mein Junge, gut. Sie haben sich selbst in eine gefährliche Lage gebracht, ohne es zu erkennen.«
    »Nein, Vater. Du hast sie hineinmanövriert. Du hast ihre Angst und Habgier geweckt, und die werden sie jetzt auffressen.«
    »Nein, Abhay, wir wollen sie nicht vernichten. Denk immer daran, von einem sterbenden Baum kannst du weiter ernten, aber niemals von einem, der schon tot ist. Savich, Volkmann und die anderen werden leiden, aber wir werden ihnen so viel lassen, dass wir uns noch lange bei ihnen bedienen können.«

10
    W enn du so weitermachst, hinterlässt du am Ende noch einen Trampelpfad im Teppich«, sagte Eddie Seng, der in einer Ecke des Hotelzimmers in einem Polstersessel thronte.
    Juan Cabrillo verzichtete auf einen Kommentar, während er an das Glasfenster trat, durch das man auf den funkelnden Lichterglanz des Tokioter Ginza District hinunterschauen konnte. Er blieb dort stehen, die Hände auf dem Rücken verschränkt und die breiten Schultern vor innerer Anspannung starr und steif.
    Zügig näherte sich die
Oregon
dem schwimmenden Trockendock namens
Maus
und würde bald aktiv werden. Sein Platz war eigentlich auf ihrer Kommandobrücke und nicht untätig in einer Hotelsuite ausharrend und ungeduldig darauf wartend, dass Mark Murphy Informationen über den Schiffseigner lieferte. Er kam sich wie in einen Käfig eingesperrt vor.
    Strömender Regen verwischte den Blick von ihrem Zimmer im dreißigsten Stock aus auf die City. Seine Stimmung war genauso trübe.
    Vierundzwanzig Stunden waren verstrichen, seit er aus dem Helikopter gestiegen war, der Victoria Ballinger abgeholt hatte.
    Ein Vertreter der Royal Geographic Society, bärtig und mit einem Trenchcoat bekleidet, hatte den gemieteten Hubschrauber auf dem windigen Landeplatz erwartet. Ihre Körpersprache signalisierte Juan, dass sich Tory und der fremde Mann nicht kannten. Dieser Mann stellte sich als Richard Smith vor. Während er sich bei Juan für die Rettung Torys bedankte, spürte Cabrillo, dass er betont zurückhaltend, ja, fast wachsam war. Tory war offensichtlich dankbar und hauchte Juan einen Kuss auf die Wange, während ein Sanitäter sie zum Wagen des privaten Krankentransportservice brachte, den Smith bestellt hatte.
    Kurz bevor ihr beim Einsteigen in den Krankenwagen geholfen wurde, hob sie eine Hand, und ihre blauen Augen musterten Juan

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