Todesfracht
wie entschieden Eddie die Regierung in Peking hasste. »Aber auf der
Kra
befanden sich nur ein paar Dutzend Leute«, meinte er schließlich.
»Aber was war auf dem Schiff, das Tory Ballinger sah?«
»Du meinst: wer?«
»Genau.«
Juans verschlüsseltes Mobiltelefon klingelte. »Cabrillo.«
»Juan, hier ist Max.«
»Was ist los?« Er versuchte, ungezwungen zu klingen, doch die Anspannung in seiner Stimme war unüberhörbar.
»Wir befinden uns etwa zwanzig Meilen hinter der
Maus
.
Wir haben bereits Verbindung mit ihnen aufgenommen und mit ihnen abgestimmt, was beim Passieren eines sich im Schlepp befindlichen Trockendocks von uns zu beachten ist. In etwa zehn Minuten starten wir eine unbemannte Flugdrohne mit lichtempfindlicher Kamera, um einen Blick ins Innere des Docks zu werfen. Außerdem halte ich ein Enter-Team bereit, falls wir jemanden rüberschicken müssen, um sich einen direkten Eindruck zu verschaffen.«
»Das klingt gut. Wie ist die Wetterlage? Bei uns regnet es.«
»Hier sieht es gut aus. Kein Mond am Himmel. Mäßiger Wellengang, höchstens einen halben Meter hoch, und leichter Wind. Ich rufe dich übrigens an, weil wir ein paar Informationen für euch haben.«
Das wurde auch Zeit
, dachte Cabrillo, behielt die Bemerkung jedoch lieber für sich. »Hat Murph rauskriegen können, wem die
Maus
gehört?«
»Nein, daran arbeitet er noch. Julia hat etwas entdeckt, als sie sich die Autopsien der Chinesen vornahm, die wir aus dem Container rausgeholt haben. Ich geb dich mal an sie weiter.«
»Danke. Schick die Bilder der Drohne per E-Mail auf mein Telefon. Ich möchte mir gern die
Maus
während des Überflugs ansehen.«
»Wird gemacht. Hier ist unser Doc.«
»Hallo Juan, wie sieht es in Tokio aus?«
»Wie immer – warmes Sushi und kühle Geishas.«
»Sag bloß … Ich glaube, ich habe bei unseren Flüchtlingen etwas Interessantes gefunden. Sie stammen alle aus demselben Dorf, einem Ort namens Lantan in der Provinz Fujian. Die meisten gehören derselben weitläufigen Familie an.«
»Hast du ein DNS-Profil erstellt?«
»Nein, ich habe die Teile eines Tagebuchs gelesen, die nicht vernichtet wurden, als der Container ins Meer geworfen wurde.
Viele Passagen waren unleserlich, aber ich habe alles in den Computer gescannt und dann den Übersetzer darauf angesetzt.
Der Mann, der den letzten Namen schrieb, war Xang. Bei ihm waren zwei Brüder, einige Cousins und andere entfernte Verwandte. Ihnen war von einem Schlangenkopf namens Yan Luo Arbeit in Japan versprochen worden. Jeder von ihnen musste diesem Yan Luo fünfhundert Dollar zahlen, ehe er das Dorf verließ, und hätte etwa fünfzehn
tausend
zurückzahlen müssen, sobald sie in einer Textilfabrik außerhalb Tokios angekommen wären.«
»Hat er sich irgendwie über die
Kra
geäußert? War dies das Schiff, das sie nach Japan bringen sollte?«
»Dazu hat er entweder nichts geschrieben, oder dieser Teil des Tagebuchs war zu beschädigt.«
»Was hast du sonst noch herausgekriegt?«
»Nicht viel. Er schrieb über seine Träume und dass er es sich eines Tages würde leisten können, seine Freundin nach Japan zu holen. Und andere persönliche Dinge.«
»Wie hieß die Stadt?«
»Lantan.«
»Wenn wir die
Kra
oder die
Maus
zurückverfolgen können, vielleicht erfahren wir dann auch mehr über die Flüchtlinge.«
Cabrillo sah Eddie an. Sein Spezialist für Landoperationen hatte genug erfahren, um sich ausrechnen zu können, was nun kommen würde. Seine Augen sprachen Bände. »Ich rufe gleich zurück«, sagte Cabrillo zu Julia und unterbrach die Verbindung.
»China, hm«, sagte Eddie schicksalsergeben. »Ich hatte schon geahnt, dass es dazu kommen würde, als ich die armen Teufel sah.«
»Meinst du, du schaffst es?«
»Du weißt, dass meine Tarnung aufgeflogen ist, kurz bevor ich das letzte Mal rauskam. Ich bin in Abwesenheit zum Tode verurteilt worden. Ich kann dir ein Dutzend Generäle und Parteifunktionäre namentlich nennen, denen nichts lieber wäre, als dass ich wieder den Fuß auf chinesisches Territorium setzte. Es liegt zwar schon einige Jahre zurück, aber das Letzte, was ich erfuhr, war, dass mein Bild jeder Polizeistation im Lande übermittelt wurde, von Peking und Shanghai bis hin zum kleinsten Außenposten in der Provinz.«
»Kannst du es tun?«, wiederholte Cabrillo seine Frage.
»Mein altes Netzwerk existiert nicht mehr. Nachdem alles den Bach runterging, wurde ich so schnell aus China rausgeschmuggelt, dass ich niemanden mehr
Weitere Kostenlose Bücher