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Todesfracht

Titel: Todesfracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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wieder einfielen.«
    »Und was für einen Job hatte er, wenn ich fragen darf?«
    »Er war Buchhalter, aber er hatte in Korea gekämpft und vertrat die Überzeugung, dass es auf der Erde nichts Schlimmeres gab als den Kommunismus.«
    »Und wenn er wirklich einen solchen Einfluss auf dich hatte, wie ich vermute, dann willst du es diesen Kerlen heimzahlen – den Menschenschmugglern und dem Kommunismus.«
    »Wenn sich herausstellt, dass China hinter dieser Sache steckt, dann ist das verdammt richtig.« ’ Cabrillo blickte Eddie prüfend an. »Dir brauche ich darüber nichts zu erzählen. Du hast dich doch jahrelang in deren Hinterhöfen rumgetrieben.«
    Eddie nickte mit ernster Miene. »Ich habe mit eigenen Augen ansehen müssen, wie ganze Dörfer von der Landkarte verschwanden, nur weil jemand einen einflussreichen örtlichen Parteifunktionär angegriffen hatte. Mag sein, dass sich die großen Städte dem Westen öffnen, doch in den ländlichen Bezirken herrscht die gleiche skrupellose Unterdrückung wie eh und je.
    Es ist die einzige Möglichkeit, wie die Zentralregierung ihre Milliarden Untertanen unter Kontrolle halten kann. Sie müssen in steter Angst gehalten werden, immer so kurz vor dem Verhungern, dass sie auch für die geringsten Almosen dankbar sind.«
    »Irgendein Gefühl sagt mir aber«, meinte Cabrillo, »dass das Ganze keine chinesische Operation ist.«
    »Wenn es so wäre, ergäbe es für mich durchaus Sinn«, hielt ihm Seng entgegen. »Sie haben mit einem schweren Bevölkerungsproblem zu kämpfen, und damit meine ich nicht die Überbevölkerung, obwohl auch die ein großes Problem ist. Nein, was heute und während der nächsten zwanzig Jahre auf China zukommt, ist noch viel schlimmer.«
    »Schlimmer als die Notwendigkeit, dafür zu sorgen, dass ein Viertel der Weltbevölkerung satt wird?«, fragte Juan skeptisch.
    »Genau genommen ist dieses Problem eine direkte Folge der im Jahr 1979 begründeten Ein-Kind-Politik. Heutzutage beträgt die Geburtenrate in China 1,8 Kinder pro Frau. In den Städten ist die Rate noch niedriger. Um seine Bevölkerung zu erhalten, braucht ein Land eine Geburtenrate von mindestens 2,1 Kindern.
    Sinkende Geburtenraten in den Vereinigten Staaten und in Europa werden im Wesentlichen durch die Zuwanderung wettgemacht, daher besteht bei uns keine Gefahr. Aber China muss in den nächsten Jahrzehnten miterleben, wie seine Bevölkerung rapide altert. Es wird nicht mehr genug Arbeiter für die Fabriken geben und auch nicht genug Menschen, um die Alten zu betreuen. Hinzu kommen das kulturelle Vorurteil gegen weiblichen Nachwuchs, geschlechtsbedingte Abtreibungen und Kindstötung. Und schon heute haben wir in China hundertachtzehn Jungen unter zehn Jahren für hundert Mädchen.«
    »Und welche Folgen hat das?«
    »Falls nicht ein bedeutender Teil der männlichen Bevölkerung schwul ist oder ganz bewusst die Ehelosigkeit wählt, dürfte es im Jahr 2025 etwa zweihundert Millionen Männer geben, die niemals die Chance bekommen, eine eigene Familie zu gründen.«
    Cabrillo gelangte schnell zu der logischen Schlussfolgerung aus Eddies Vortrag. »Willst du damit etwa behaupten, dass sie damit angefangen haben, überzählige Männer außer Landes und nach Übersee zu schaffen?«
    »Es ist eine Theorie.«
    »Und eine durchaus denkbare dazu«, räumte der Chef der Corporation ein. »Und etwas, woran ich noch gar nicht gedacht habe – der handelsmäßige Export von Menschen.«
    »Pro Jahr immigrieren etwa eine Million Chinesen illegal«, berichtete Eddie, »und zwar mit stillschweigender Duldung der örtlichen Behörden, wie ich hinzufügen möchte. Da ist die Idee nicht allzu weit hergeholt, dass die politische Führung in Peking ein eigenes Programm startet, um sich auf mehr oder weniger elegante Weise von denen zu trennen, die schon heute als ›Armee der Junggesellen‹ bezeichnet werden.« Eddies Tonfall wurde bitter. »Trotz aller Propagandamaßnahmen der letzten Jahre ist und bleibt China eine grausame Diktatur. Sie wählen grundsätzlich für jedes Problem die brutale Lösung. Wenn sie zum Beispiel einen Staudamm bauen wollen, räumen sie dreißig Millionen Menschen regelrecht aus dem Weg, zeigen westlichen Reportern voller Stolz die neuen Städte, die sie für diese Menschen bauen, und verteilen die Bevölkerung am Ende zwangsweise auf irgendwelche Landwirtschaftskollektive.« Juan ließ Eddies Anschuldigung einige Sekunden lang unkommentiert im Raum stehen. Er war sich sehr bewusst,

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