Todesfracht
Aufenthalts im Wasser aufgelöst hätten. Er verschmolz mit den Bäumen und ließ sich von seinem Gehör tiefer in den Wald führen. Das Mädchen protestierte, und seine Stimme klang schrill, bis sie plötzlich zu einem gedämpften Murmeln absank. Der Soldat musste dem Mädchen eine Hand auf den Mund gelegt haben, dachte Eddie, während seine Schritte auf dem spärlich bewachsenen Untergrund keinen Laut erzeugten.
Er blieb neben einer hohen Kiefer stehen. Ein weißer Schimmer hatte seine Aufmerksamkeit erregt. Die Bluse des Mädchens. Sie lag auf dem Waldboden. Eddie wagte einen Blick um den dicken Baumstamm herum. Der Soldat hatte sein Gewehr dort auf den Boden gelegt, wo er das Mädchen festhielt.
Sein Oberkörper bedeckte sie, aber Eddie konnte erkennen, dass sie von der Hüfte aufwärts nackt war. Eine Hand auf ihren Mund pressend, versuchte der Soldat mit der anderen Hand, den Rock des Mädchens bis zu ihren Hüften hochzuraffen. Ihre Beine waren dünn und kindlich, sie zuckten in der Luft hin und her, während sie versuchte, den Angreifer abzuwehren.
Der Soldat zog die Hand von ihrem Mund weg, doch ehe sie schreien konnte, rammte er die Faust gegen ihr Kinn. Ihr Kopf wurde zur Seite gerissen, und ihr Körper erschlaffte. Eddie blieben nur wenige Sekunden, aber zwischen ihm, dem Soldaten und dessen Gewehr gab es keine Deckung.
Trotzdem glitt er um den Baumstamm herum, wobei er sich anfangs sehr langsam bewegte. Das menschliche Auge nimmt Licht und Bewegung besser am Rand des Gesichtsfeldes wahr als direkt in seinem Zentrum. Er hatte drei Schritte gemacht und noch mindestens sieben Schritte vor sich, um das Paar zu erreichen, als der Soldat Eddies Nähe spürte. Eddie startete durch, wobei sich seine Zehen wie die Spikes eines Sprinters in den lehmigen Waldboden gruben.
Bereits hochgradig erregt, warf der Soldat sich blitzschnell herum und griff nach seinem Gewehr. Er packte die Waffe, und seine Finger fanden blind den Sicherungshebel. Der Lauf kam hoch, schwang herum und fand sein Ziel. Selbst wenn er danebenschießen sollte, der Schuss wäre doch in der Stadt zu hören und würde seine Kameraden alarmieren. Dem Soldaten musste das klar sein, denn sein Finger krümmte sich bereits um den Abzug, ehe er Eddie richtig im Visier hatte. Eddie warf sich nach vorn, einen Arm ausgestreckt, um den Lauf des AK-47 abzufangen, und mit dem anderen mit ausgestreckten Fingern auf den Hals des Soldaten zielend. Aber es war zu spät. Der Soldat hatte bereits den notwendigen Druck auf den Abzug ausgeübt, um das bananenförmige Magazin zu leeren. Doch kein Schuss löste sich. Eddies Schwung riss den Soldaten mit einer derartigen Wucht von dem Mädchen herunter, dass ihr Körper über den Waldboden rollte. Eddie ignorierte sie, als sie plötzlich aufschrie. Der Soldat landete, als sie zur Ruhe kamen, auf Eddie. Indem er blitzartig reagierte, ehe der Mann wieder richtig zu sich kam, wuchtete Eddie das Gewicht des Soldaten von seiner Brust, hielt den Mann mit einem Arm fest und rammte ihm zweimal die Faust gegen den Kehlkopf. Den Schlägen fehlte es zwar an Kraft, aber da er denselben Punkt wie bei seiner ersten Attacke traf, verfehlten sie nicht ihre Wirkung. Die Kehle des Soldaten wurde zerquetscht. Er gab einige erstickte Laute von sich, dann erschlaffte er.
Seng schob die Leiche beiseite, ohne einen zweiten Gedanken an den Vergewaltiger zu verschwenden. Das Mädchen lag zusammengerollt auf der Seite, umklammerte ihre Hand und stöhnte leise. Eddie hob ihre Bluse vom Waldboden auf und deckte sie über sie. Sie wickelte sie um sich, während er sie behutsam auf den Rücken drehte. Die Schläge gegen ihr Kinn hatten keine größeren Verletzungen verursacht, allerdings würde sie noch für längere Zeit einen großen blauen Fleck haben. Ihre Augen waren vor Angst und Schmerz weit aufgerissen. Er öffnete vorsichtig ihre Hand. Ihr Zeigefinger stand fast im rechten Winkel ab, und er begriff, weshalb das AK-47 nicht losgegangen war. Sie hatte dem Soldaten ihre Ohnmacht nur vorgespielt, um ihm nicht die Genugtuung zu verschaffen, ein waches Opfer zu vergewaltigen, und hatte im letzten Augenblick den Finger hinter den Abzug des Gewehrs geklemmt und so das Vorschnellen des Bolzens verhindert. Sie hatte Eddie das Leben gerettet und sich selbst vor einem Schicksal bewahrt, das die meisten Frauen für schlimmer als den Tod halten. Als Eddie die Waffe zur Seite geschlagen hatte, war ihr Finger gebrochen.
»Du bist sehr tapfer«, sagte
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