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Todesfracht

Titel: Todesfracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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hinauswarf, würde auch niemand anders es versuchen. Die Männer würden bleiben, bis sie genug getrunken hätten.
    Niemand achtete auf Eddie, während er zu einem freien Platz am Ende der Theke ging. Er bestellte ein Bier und achtete darauf, dass der Barkeeper den Stapel Geldscheine sah, den er bei sich trug. Er hatte, als die Flasche zur Hälfte geleert war, die Situation analysiert und sich einen Plan zurechtgelegt.
    Wenn die Soldaten die Bar nicht vor der Sperrstunde verließen, dann war Eddie in Schwierigkeiten. Sobald der Soldat, den er getötet hatte, am nächsten Tag vermisst würde und die Armee begann, die Stadt zu durchkämmen, würde Yan Luo untertauchen. Er würde sein Schmuggelunternehmen ruhen lassen, bis die Leiche gefunden wurde und eine angemessene Anzahl von Verhaftungen durchgeführt worden wäre. Es könnte Wochen dauern, bis er sich sicher genug fühlte, um wieder damit zu beginnen, Menschen aus der Gegend auszuschleusen. Eddie musste noch an diesem Abend den Kontakt mit den Schmugglern aufnehmen, wenn er auch nur eine geringe Chance haben wollte festzustellen, ob eine Verbindung zwischen den Schlangenköpfen und den Piraten bestand, die im Japanischen Meer ihrem mörderischen Handwerk nachgingen. Seine Art der Problemlösung war simpel. Er musste irgendwie dafür sorgen, dass die drei bewaffneten Soldaten die Bar vor der Sperrstunde verließen, die dem säuerlichen Blick des Barkeepers nach zu urteilen nicht mehr allzu fern war.
    Von den drei Soldaten trank nur einer besonders viel. Er war ein Unteroffizier und ein paar Jahre älter als die beiden Soldaten in seiner Begleitung. Er traktierte seine Gefährten mit wilden Geschichten, während er ein Bier nach dem anderen in sich hineinschüttete. Seine beiden Begleiter sahen aus wie Bauern, die soeben erst vom Land gekommen waren und noch gar nicht fassen konnten, was sie alles erlebt hatten, nachdem sie ihren Platz hinterm Pflug verlassen hatten. Der Unteroffizier klang, als käme er aus einer Stadt. Durchaus möglich, dass er ein Freund des verhinderten Vergewaltigers war. Vielleicht hatten sie einander gesucht und gefunden. Der Unteroffizier hatte die ungeteilte Aufmerksamkeit seiner Kameraden, indem er sie mit ausführlichen Schilderungen sexueller Exzesse und Orgien unterhielt und versprach, seine Begleiter könnten die gleichen Geschichten erzählen, wenn der Abend vorüber wäre. Bei diesen Worten musterte er die Mädchen in seiner Nähe mit lüsternen Blicken.
    Eddie wartete darauf, dass einer der Einheimischen reagierte.
    Ein Mann an der Bar, bekleidet mit einer schwarzen Jeans und einer Motorradjacke aus Vinyl, blickte zu einem Tisch in der dunkelsten Nische des Raums. Es war nur ein kurzer Blick, den die Soldaten nicht bemerkten, der Eddie jedoch nicht entgangen war. An dem Tisch saßen drei Männer und zwei Mädchen, die Zwillinge hätten sein können. Zwei der Männer sahen aus wie Leibwächter. Der dritte musste der Schlangenkopf Yan Luo sein. Er trug ein dunkles Sakko zu einem schwarzen T-Shirt und eine undurchdringliche Sonnenbrille. Er reagierte mit einem fast unmerklichen Kopfschütteln. Also schien er keinen Ärger mit den Soldaten anfangen zu wollen.
    Der Schlangenkopf spürte Eddies Blick. Eddie tat nichts, um seine Absichten zu kaschieren. Er stand auf. Er hatte seine Bierflasche geleert und packte sie jetzt am Hals. Yan Luo schob die Ray-Ban-Brille nach unten auf seine Nasenspitze, um besser verfolgen zu können, was gleich geschehen würde. Sein Gesichtsausdruck blieb neutral, die Leibwächter schienen nichts zu bemerken.
    Eddie machte ein paar Schritte, sodass er hinter die Soldaten gelangte, und klopfte dem Unteroffizier auf die massige Schulter. Der große Mann reagierte nicht, obgleich einer der Soldaten Eddie mit einem wachsamen Blick musterte. Das Gemurmel der Gäste senkte sich zu einem gedämpften, gespannten Schweigen herab. Nur die Musik spielte weiter. Eddie tippte dem Unteroffizier noch einmal auf die Schulter, diesmal deutlich kräftiger.
    Der Soldat drehte sich herum und kam auf die Füße. Er stand viel sicherer, als Eddie erwartet hatte. Seine kleinen Schweinsäuglein verengten sich, als er auf die Kreatur hinabschaute, die es gewagt hatte, ihn beim Trinken zu stören.
    »Sie müssen sich noch bei den jungen Damen entschuldigen, und dann denke ich, es ist am besten, wenn Sie und Ihre Freunde die Bar verlassen«, sagte Eddie in höflich gemessenem Ton.
    Der Unteroffizier brach in schallendes Gelächter aus.

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