Todesfracht
ein faires Angebot. Wenn es dir nicht gefällt, gehe ich.«
»Ich glaube, du wirst auf dem Goldenen Berg deinen Weg machen«, sagte Yan, und sein Gesicht verzog sich zu einem falschen Grinsen.
Eddie ließ das Tischbein auf den Boden fallen und setzte sich wieder. Der Leibwächter massierte seinen Hals und starrte diesen Gegner wütend an, machte aber keinerlei Anstalten, sich zu revanchieren. »Wie läuft die Sache ab?«, fragte Eddie. »Ich habe noch zwei andere, die mit dir auf die Reise gehen.«
Der Schlangenkopf schaute auf die Uhr. »Ich hatte eigentlich vor, erst morgen Abend aufzubrechen, aber es könnte hier ein wenig ungemütlich werden, wenn dieser Soldat irgendwelchen Ärger machen will. Ich besitze einen Lastwagen. In einer Stunde hole ich dich am Ende der Straße ab. Morgen treffen wir meine Kontaktleute in Fouzou. Sie bereiten die Dokumente vor und übernehmen dich.« Yan hielt inne, sein Blick wurde hart. »Ich will dir einen Rat geben. Leg dich nicht mit diesen Leuten an.
Wenn du bei denen eine Nummer wie die gerade eben abziehst, wirst du kaum noch Zeit haben, deine eigenen Eingeweide zu besichtigen.«
Eddie nickte. Er wusste, dass er damit durchkommen konnte, Yan einzuschüchtern, weil er in der Hierarchie der Schlangenköpfe nur einen niederen Rang bekleidete. Er war ein Werber, ein einfacher Fußsoldat ohne Einfluss. In Lantan wäre er weiterhin eine große Nummer, während die Leute, an die Eddie heranwollte, jedoch weit über ihm standen. Von jetzt an müsste er den typischen Immigranten spielen, unterwürfig, dankbar und ängstlich. Die Angst allerdings brauchte er nicht zu spielen.
15
A ls die Reifen des Jumbojets quietschend auf der Piste des Zürcher Flughafens aufsetzten, hatte sich Juan Cabrillo seinen Plan bereits in groben Zügen zurechtgelegt. Zugegebenermaßen war es einer der verrücktesten Pläne, die er sich je ausgedacht hatte, aber angesichts der Begleitumstände der Mission und des Zeitdrucks, unter dem er – wie sein Instinkt ihm sagte – stand, blieb ihm nichts anderes übrig, als die Zuflucht zu etwas Verrücktem zu nehmen.
Den größten Teil des Fluges von Tokio über hatte er durch seinen verschlüsselten Laptop mit der
Oregon
kommuniziert.
Max Hanley hatte das Team zusammengestellt, das Juan in der Schweiz bei sich haben wollte, wie auch die Ausrüstung, die sie vom Schiff brauchten. Die
Oregon
eilte mit Höchstgeschwindigkeit nach Taipeh, der nächsten Hafenstadt mit internationalem Flughafen. Es war ein kalkuliertes Risiko, die Überwachung der
Maus
abzubrechen, aber bei ihrer Reisegeschwindigkeit von vier Knoten war Juan sicher, dass seine Leute das Schwimmdock sofort wiederfinden würden. Er und Max schätzten, dass sie für weniger als einen Tag nicht auf dem Posten wären, vorausgesetzt es gab in Taiwan keine Schwierigkeiten. Der Hafenmeister in Taipeh, der Juan noch einen Gefallen schuldig war, würde dafür sorgen, dass es diese nicht gäbe.
Da einige Ausrüstungsgegenstände einer Überprüfung durch den internationalen Zoll niemals standgehalten hätten, müssten sie improvisieren, sobald sie in der Schweiz angekommen wären, aber Juan sah auch in dieser Hinsicht kein Problem. Seit seiner Zeit bei der CIA hatte er zahlreiche Kontakte in und um Zürich, und sie benötigten nur ein paar Pistolen. Sprengstoff konnten sie sich mit Haushaltschemikalien selbst zusammenmixen, und alles andere, was sie sonst noch brauchten, konnten sie entweder mieten oder kaufen. Mit seinem Team, das sich vierundzwanzig Stunden hinter ihm befand, war es für Juan am wichtigsten, ein geeignetes Versteck zu finden und die Route zwischen Regensdorf und dem Gerichtsgebäude auszukundschaften.
Zwanzig Minuten nach Erledigung der Zollformalitäten saß er hinter dem Lenkrad eines Mercedes-ML-500-Geländefahrzeugs. Er bezweifelte, dass er die Off-Road-Fähigkeiten des Wagens brauchen würde, aber das Fahrzeug war in der von Wohlstand geprägten Stadt hinreichend unauffällig und außerdem mit einem GPS-Empfänger ausgerüstet. Es war ein wundervoller Frühlingsmorgen, daher hatte er die Fenster heruntergedreht und das Dach aufgeklappt.
Anders als in Tokio fühlte sich Cabrillo in Zürich mit seiner nahtlos aneinandergefügten Mischung aus Alt und Neu ausgesprochen wohl. Barocke und moderne Architektur existierten nebeneinander. Sie standen nicht in Wettstreit miteinander, sondern bildeten eine beruhigende Harmonie. Es war in Zürich gewesen, dass er zum ersten Mal mit einer
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