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Todesfrist

Todesfrist

Titel: Todesfrist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gruber
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mischte Sneijder sich ein, »schalten Sie auf Lautsprecher, und nehmen Sie das Gespräch entgegen, bevor der Anrufer auflegt.«
    Helen legte das Handy auf den Tisch und meldete sich mit einem emotionslosen »Hallo?«.
    Im nächsten Moment zuckte sie zusammen. »Ihre zusätzliche Frist ist abgelaufen!«, sagte die verzerrte Stimme.
    Dusty legte die Ohren an, gab aber keinen Mucks von sich. Ben, Maarten Sneijder und Sabine Nemez standen um den Tisch und lauschten. Sneijder deutete mit einer kreisenden Geste zum Ohr und dann nach oben. Sogleich sprang Ben auf, griff nach seinem Handy und verließ das Zimmer.
    »Warum gehen Sie ans Telefon?«, fragte der Mann. »Ich dachte, wir hätten eine Abmachung.«

    »Ich wollte in diesem Moment die Mobilbox besprechen.«
    »Fein«, murrte er. »Bin ich auf Lautsprecher?«
    »Nein, ich stehe im Badezimmer. Es hallt«, log Helen.
    »In welchem Haus?«
    »In Rose Harmanns Praxis.«
    Der Mann klang nicht einmal verwundert. »Wer ist bei Ihnen?«
    Helens Hände zitterten. »Nur mein Hund.« Dieses Gespräch war anders als die vorherigen. Nun wusste sie, dass sie mit einem Mörder sprach, der fünf Frauen getötet hatte. Er würde sich nicht lange von ihr hinhalten lassen. »Ich habe rausgefunden, was Sie wissen wollen«, fügte Helen rasch hinzu.
    »Sie haben eine Minute.«
    Sneijder bedeutete ihr mit einer sanften Handbewegung, langsam zu antworten und nicht die Nerven zu verlieren. Aus dem Augenwinkel sah sie, wie Ben im Gang stand, den Mund abschirmte und ins Telefon murmelte. Vermutlich gab er ihre Handynummer durch und veranlasste eine Datenrückverfolgung. Sie musste Zeit gewinnen.
    Helen atmete tief durch. »Sie haben Rose Harmann entführt. Sie war Ihre Therapeutin. Das Gericht hat Ihnen eine Therapie statt Strafe ermöglicht.« Sie machte eine Pause. Der Mann lauschte. »Ich kann Sie gut verstehen. Rose hat Sie belogen, hintergangen und Ihr Vertrauen missbraucht. Sie durchleben im Moment eine Berg-und-Tal-Fahrt ambivalenter Gefühle.«
    Sneijder nahm einen Notizblock vom Tisch und kritzelte etwas auf ein Blatt Papier.
    IST ES CARL BONI?
    Helen nickte, sie hatte verstanden. »Carl Boni, ich weiß, wie Sie sich fühlen. Rose sollte nur Ihr aggressives Verhalten gegenüber Frauen behandeln, doch sie wühlte Ihre Vergangenheit auf, die Misshandlungen durch Ihren Vater, die Affären Ihrer Mutter, den Tod Ihrer Schwester …«
    »Dazu hatte sie kein Recht!«, unterbrach der Mann sie.
    »Das stimmt«, bestätigte Helen. »Vor allem, weil Rose selbst eine
Affäre mit einem verheirateten Mann hatte und ein Kind verloren hat, wie wir beide wissen. Ich kann Ihnen helfen.«
    »Ich brauche keine Hilfe von Quacksalbern, die selbst so viel Dreck am Stecken haben, dass man sie wegsperren müsste!«
    Ben beendete sein Gespräch und kam ins Zimmer zurück. Sein Daumen deutete nach oben. Sneijder warf ihm einen ernsten Blick zu. Offensichtlich begriff er nun endlich, dass der Mann im Krankenhaus nicht Carl Boni war.
    Während Helen überlegte, was sie als Nächstes sagen sollte, schrieb Sneijder ein weiteres Wort auf.
    SPIELREGELN!
    Helen begriff sofort. »Carl, ich habe herausgefunden, aus welchem Grund Sie Rose entführt haben. Durch Ihr Eingreifen sind Roses Verfehlungen aufgeflogen. Die Affäre wurde aufgedeckt. Rose wird sowohl privat als auch beruflich zur Rechenschaft gezogen werden. Denken Sie an Ihre Spielregeln!«
    »Welche Regeln?«
    »Ich habe Ihr Rätsel gelöst. Sie haben versprochen, Rose freizulassen. Bringen Sie sie bitte ins nächste Krankenhaus! Sie braucht medizinische Versorgung.«
    Sneijder kritzelte wie wild auf ein neues Blatt Papier, das er vor Helen auf den Tisch legte.
    CARL HAT NICHT DAMIT GERECHNET, DASS SIE ALLES AUFDECKEN. MEHR FEINGEFÜHL!!!
    »Sie haben recht«, tönte es aus dem Lautsprecher. »Dadurch hat das Spiel aber eine Zusatzregel bekommen, die bisher nie nötig war.«
    »Welche Zusatzregel?«
    Sneijder schüttelte den Kopf, als hätte er es mit Dilettanten zu tun. Hastig schob er ihr einen neuen Zettel hin.
    HINTERFRAGEN!
    Oh Gott, wie konnte sie das vergessen! »Was meinen Sie mit ›bisher nie nötig war‹?«, fügte sie rasch hinzu. »Haben Sie dieses Spiel schon öfter gespielt?«

    Beinahe hätte sie verraten, dass sie mit der Kripo in Kontakt stand und über die Morde Bescheid wusste.
    »Offensichtlich wissen Sie noch nicht alles.« In seiner Stimme schwang Genugtuung mit. »Kommen wir zur nächsten Phase des Spiels. Kann eine Person das Rätsel

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