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Todesfrist

Todesfrist

Titel: Todesfrist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gruber
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Dusty bei einer Ampel am Wegrand sitzen. Helen brach das Herz, als sie ihren Hund allein an der Kreuzung sah, wie er sich aufrichtete und dem Wagen hinterherblickte. Mit zitternden Fingern schaltete sie das Navi ein.
    »Ich sagte, Hände ans Steuer!«
    »Ich brauche das Navi«, schluchzte sie. »Ich weiß nicht, wie wir zur Cobenzlgasse kommen.«
    Der Mann knipste das Gerät aus. Die ersten Regentropfen patschten auf die Windschutzscheibe.
    »Sie glauben doch nicht wirklich, dass wir zur Cobenzlgasse fahren?«

35
    Sabine ging zu Ben Kohler, der vor der offenen Motorhaube an den Kabeln hantierte. Genervt blickte sie Helen Bergers immer kleiner werdendem Wagen nach. »Was ist mit dem Auto?«
    »Was wohl?« Sneijder stieg langsam aus. »Wollen Sie meine Meinung hören?«
    »Scheiße, nein!«, fluchte Kohler.
    Sneijder blieb gelassen. »Jeder sollte das Recht auf meine Meinung haben. Sie …«
    »Schnauze!« Kohler wischte sich die ölverschmierten Hände an der Hose ab.
    Selbst in einem Moment wie diesem war Sneijder arrogant. Sabine spürte, dass ihr bald der Kragen platzen würde. »Wir stehen da wie ein Haufen Vollidioten.«
    Sneijder kam näher. »Während wir im Haus auf seinen Anruf warteten, war der Mistkerl hier und hat uns vorgeführt.«
    »Er muss mit einem Aufsperrwerkzeug die Fahrertür und von innen die Motorhaube geöffnet haben«, sagte Kohler. »Das Pumpenrelais wurde aus dem Sicherungskasten gerissen.«
    »Können Sie es reparieren?«, fragte Sabine.
    »Wenn Sie ein Relais haben.«
    »Sie sollten eine Fahndung nach Bergers Wagen rausschicken«, drängte Sneijder.
    Die Rücklichter des Autos verschwanden soeben am Ende der Gasse in der Dunkelheit der Gewitterfront, die sich am Horizont zusammenbraute. »Da stimmt was nicht«, flüsterte Sabine. »Berger hält nicht an.«
    »Ich weiß. Scheiße! Ich hätte sie nicht fahren lassen dürfen!« Kohler knallte die Motorhaube zu und rief mit dem Handy seine
Kollegen an. »Ich brauche eine Zivilstreife, die einen kleinen blauen Toyota mit Kennzeichen Wien-Umgebung verfolgt. Ecke Bachallee und Ketzergasse, vermutlich stadteinwärts Richtung Triester Straße … nein, jetzt sofort!« Er machte eine Pause. »Ein zweiter Wagen soll uns hier abholen, Bachallee siebzehn.« Danach sagte er eine Weile lang nichts und lauschte.
    In der Ferne zuckte ein Blitz am Himmel. Kurz darauf grollte ein Donner. Einzelne schwere Tropfen fielen auf die Straße. Sogleich dampfte der Asphalt in der schwülen Hitze. Sabines Pullover war von Schweiß durchnässt. Wann würde es endlich richtig zu regnen beginnen?
    »Danke«, murmelte Kohler schließlich und steckte das Telefon weg. Er setzte sich auf die Kühlerhaube und starrte die Gasse hinunter. Sie waren wirklich ein Haufen Vollidioten.
    Sneijder trat an seine Seite und steckte sich eine Zigarette an. »Was gibt’s?«
    »Bis vor zwei Monaten arbeitete Carl noch in einer Autowerkstatt. Meine Kollegen haben den Laden unter die Lupe genommen. Der alte Besitzer, Ruben, handelt nicht nur mit frisierten Schrottkarren, sondern auch mit Kokain. Er bekommt die Ware aus Tschechien und beliefert Nachtklubs in der Innenstadt. Carl war der Bote. Es lief ganz einfach: Entweder du spurst oder du bist deinen Job los. Als Carl bei einer Razzia erwischt wurde, bekam er die Therapie aufgebrummt.«
    »Wie hilft uns das weiter?«, fragte Sabine.
    Kohler ballte die Fäuste. »Vor zwei Monaten schmiss Carl den Job hin. Vorher aber hat er Rubens Kokainvorräte durch die Toilette gespült und die Schwarzgeldkasse geklaut.«
    Sneijder stieß eine Rauchwolke aus. »Und damit finanzierte er seine Reisen nach München, Köln, Leipzig und Dresden.«
    München!
    Sabine wandte sich ab. Die Stadt lag gefühlte zehntausend Kilometer entfernt. Seit Tagen reihte sich ein Leichenfund an den nächsten. Ein Tatort war bizarrer als der vorhergehende. Die zur
Säule einbetonierte Frau, die an ihrer abgebissenen Zunge erstickt war, die nahezu verhungerte Frau im Kellerabteil, die Leiche im Wasserschacht des Dresdner Doms … und ihre Mutter, die mit einem Schlauch in der Lunge an zwei Litern Tinte ertrunken war.
    Für Sneijder und alle anderen war der Tod ihrer Mutter nur ein Glied in einer langen Kette grausamer Verbrechen. Doch Sabine hatte einen Teil ihres Lebens verloren. Nichts war mehr so wie früher. Sie würde nie wieder ein Wort mit ihrer Mutter wechseln können. Tränen sammelten sich in ihren Augen. Sie wollte sich zwingen, an etwas Schönes zu denken, doch

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