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Todesfrist

Todesfrist

Titel: Todesfrist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gruber
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die Hoffnung auf. Wir sind nicht in einem Keller.« Er drosselte das Licht der Petroleumlampe.

    Instinktiv starrte sie nach oben. Der Haken für die Lampe steckte im Holz. Erst jetzt sah sie die Balken, die unter der Decke verliefen. Wohin zum Teufel hatte er sie gebracht? Ein dumpfes Geräusch ließ sie zusammenzucken. Diesmal war es kein Donnergrollen gewesen. Ein Krach, als hätte der Sturm eine wuchtige Holztür in den Rahmen gedrückt. Doch das Geräusch kam nicht von draußen … sondern von unten. Die Tür krachte erneut. Das Echo pflanzte sich hohl mehrere Stockwerke unter ihr durch ein Treppenhaus fort.
    Er hält mich in einem Dachstuhl gefangen!
    »Ich komme gleich wieder, dann beginnt die Märchenstunde.« Carl stopfte ihr ein Tuch in den Mund und verschwand hinter dem Laken.
    Eine Tür öffnete sich und fiel anschließend zu. Seine knirschenden Schritte verschwanden nach unten.
    Die Schere hatte er dummerweise mitgenommen.

37
    Der Altbau in der Traisengasse wirkte wie ein grauer Bunker aus der Zwischenkriegszeit. In diesem verwinkelten Gebäude mit seinen Erkern, Torbögen und Innenhöfen lagen bestimmt an die fünfzig Wohnungen. Das aus den rostigen Dachrinnen schwappende Regenwasser hatte die Mauern im Lauf der Jahre mit schwarzen Schlieren überzogen. Die Fensterflügel hingen windschief in den Rahmen, der weiße Lack war längst abgeblättert. Dennoch ragte neben nahezu jedem Fenster eine Satellitenschüssel in den Hof. Vermutlich war Fernsehen der wichtigste Zeitvertreib der Hausbewohner.
    Sabine stand im zweiten Innenhof. Auf einer Holzbank lagen zwei platte Lederfußbälle. Der beginnende Regen verstärkte den Gestank nach Moder und Hundepisse. Vor der Schnellbahnunterführung, wo Brandstätter den Kripowagen geparkt hatte, roch es ähnlich. Kohlers Partner wartete dort und gab ihre Position per Funk an die Zentrale durch.
    Sabine fragte sich, aus welchem Grund Carmen Boni das Atelier ihres Lebensgefährten in dieser üblen Gegend hätte behalten sollen. Von Wertanlage konnte keine Rede sein. Wahrscheinlicher war, dass sich das Objekt nicht verkaufen ließ. Fehlten nur die Wäscheleinen, dann hätte diese Abbruchbude genauso gut in einem heruntergekommenen Hinterhof Neapels stehen können.
    Sneijder und Kohler betraten den Innenhof. Im nächsten Moment setzte der lang erwartete Regenguss ein. Sie flüchteten unter das Vordach der Hausnummer 18C. Die Tür war offen, aber der Wind drückte sie hinter Sabine gleich wieder ins Schloss. Nach wenigen Sekunden schoss das Wasser durch den Türspalt und bildete
eine Pfütze im Vorraum, die über eine brüchige Treppe ins Untergeschoss lief.
    »Vorwärts!« Kohler hastete in den Keller.
    Sabine und Sneijder folgten ihm. Das Gewölbe bestand aus rohem Stein. In der Waschküche hing die schwüle Luft, sodass von Sneijders Glatze sogleich Schweiß perlte. Kohler durchsuchte wie ein Verrückter alle Räume. Nebenan standen nur Fahrräder sowie ein Tisch mit mehreren vollen Aschenbechern und Eimern, die das Regenwasser sammelten.
    »Hier ist nichts, gehen wir nach oben«, keuchte Kohler. »Anton Hitzenhammers Atelier liegt im letzten Stock.«
    Sabine fühlte sich in dem Gebäude wie ein Fremdkörper. Im Vergleich zu diesem Drecksloch war das Haus, in dem sich Carls Wohnung befand, eine Nobelvilla. In der fünften Etage gab es nur zwei Wohnungstüren. Auf einer stand Helga Gruwohl. Die Toilette lag im Gang. Neben Hitzenhammers Türnummer hingen vertrocknete Schlingpflanzen von einer Fensterbank, die mit den Wasserrohren eine merkwürdige Symbiose aus Rost, Kalk und Blättern eingegangen waren. Sneijder zog die Dienstwaffe, während Kohler das Schloss mit dem Dietrich öffnete.
    »Woher wissen wir, ob Carmen die Räume nicht verkauft oder vermietet hat?«, flüsterte Sabine.
    Sneijder entsicherte die Glock. »Kümmert uns das?«
    »Wer würde hier eine Wohnung kaufen?«, murmelte Kohler.
    Er hatte recht. Vermutlich niemand. Die Holztür knirschte in den Angeln. Die Wohnung bestand aus zwei Zimmern, Schlafraum, Küchenzeile und Waschgelegenheit. Hitzenhammer hatte die Räume wohl wegen der hohen Fenster und der Dachschrägen als Atelier verwendet. Doch jetzt verdunkelten Stoffrollos die Wohnung. Es roch nach Öl und Terpentin. Der Parkettboden schlug Wellen wie ein hingeworfener Teppich. Im Vorzimmerschrank hingen nur leere Kleiderhaken. Auch die anderen Räume waren unbewohnt. An den Wänden lehnten Staffeleien, auf dem Boden lagen Fetzen, Spachteln,

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