Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todesfrist

Todesfrist

Titel: Todesfrist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gruber
Vom Netzwerk:
Schlüssel zu Franks Büro, zum Spind der Uni, zur Umkleide im Golfklub, seinem Büro im Gerichtsgebäude oder der Pathologie des Krankenhauses.
    Genau! Und deshalb sperrt er sie ab. Nein, du kennst die Antwort, Helen! Es ist der Schlüssel zur Wohnung einer anderen Frau.
    Sei still!
    Ihre paranoiden Gedanken machten sie noch wahnsinnig. Andererseits … Eine Frau, die sich wunderte, warum ihr Mann Kondome besaß, sollte sich auch fragen, wofür er fremde Schlüssel verwendete. Sie legte den Bund wieder an seinen Platz und öffnete
die Rollcontainer. In einem befanden sich Hängeakten, alte Lottoscheine, ein vergilbtes Sudokuheft und abgelaufene Versicherungspolicen.
    Im anderen Container standen zwei leere Schnapsflaschen, ein Mundwasser, eine weitere Kiste Davidoff und eine Flasche mit einer hochkonzentrierten Antibiotikum-Infusionslösung. Helen roch daran. Putzte er damit etwa den Bildschirm oder den Rollball der Computermaus? Weiter hinten lag eine in Folie verschweißte Spritze. Wozu brauchte er die? Helen fuhr herum, als die Pendeluhr fünf schlug. Schon so spät? Unwillkürlich blickte sie durch die Lamellen der Jalousie auf die Straße. In diesem Moment raste Franks roter Lamborghini am Grundstück vorbei. Ihr Herzschlag setzte für einen Moment aus.
    Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn sie den Wagen nicht rechtzeitig gesehen hätte! Sie schraubte die Flasche zu und stellte sie wieder zurück. Dabei fiel sie um und riss die anderen Flaschen klirrend mit sich.
    »Mist!«
    Der Motor dröhnte vor dem Haus. Helen hörte, wie Frank den Wagen in den Carport fuhr und auf dem Kies bremste. Die Autotür schlug zu.
    Hastig stellte sie alle Flaschen wieder hin. Dabei verrückte sie die Zigarrenkiste. Darunter kam ein Bündel Kreditkartenabrechnungen zum Vorschein. Einen Moment lang starrte sie auf das Datum. Die Mastercard-Abrechnungen reichten vom November des Vorjahres bis zum letzten Monat. Kurzerhand zog sie die Papiere hervor, faltete sie und stopfte sie in ihre Jeanstasche.
    Sie sperrte Schublade und Rollcontainer ab und ließ den Schlüssel im Seitenfach von Franks Aktentasche verschwinden. Hatte sie die Kondome auch zurückgelegt?
    Ja! Mach, dass du aus dem Zimmer kommst!
    Sie stand auf, rückte den Stuhl zum Schreibtisch, verließ das Zimmer und schloss die Tür. Verdammt! Sie hatte vergessen, das Licht auszuschalten. Sie wollte zurück, aber in diesem Moment
betrat Frank das Haus. Helen stand im Vorraum und betrachtete ihn. Ihr Puls raste.
    Er hielt in der Bewegung inne und starrte sie an. »Was ist los?«
    »Was soll sein?«, fragte sie.
    »Du wirkst angespannt.«
    Schlauberger! Merkst auch alles! »Mir geht’s gut. Wie war’s im Golfklub?«
    Die Frage schien ihn nicht aus der Fassung zu bringen. »Du weißt vom Golfklub?«
    »Ich habe versucht, dich im Dienstzimmer zu erreichen. Die Sekretärin sagte mir, du wärst im Klub«, antwortete sie.
    »Ich wollte mich mit Rechtsanwalt Seisner dort verabreden, um endlich eine langwierige Sache zu klären. Er hat den Termin verschoben, also haben wir uns in der Innenstadt getroffen.« Er deutete auf sein ehemals blütenweißes Poloshirt. »Habe mich mit Raviolisoße bekleckert.«
    Kannst es ja mit Antibiotikum-Infusionslösung rauswaschen!
    Er schritt an ihr vorbei und betrat sein Arbeitszimmer. Sie blieb im Vorraum stehen und ließ die Schultern sinken.
    »Warst du in meinem Zimmer?«, drang seine Stimme durch die geschlossene Tür.
    »Ich habe das Fenster gekippt.«
    »Du hast das Licht brennen lassen!«
    »Kann sein«, rief sie. »Es war so muffig und düster darin.«
    Helen ging ins Wohnzimmer. Oh Gott, die Schachtel mit dem roten Filz und dem Rubinring lag noch immer auf dem Regal. Sie schloss den Karton und ließ ihn hinter der Buchreihe mit den Coelho-Romanen verschwinden. Dahinter würde Frank in hundert Jahren keinen Blick werfen.
    Erleichtert ließ sie sich auf die Couch fallen. Rasch zog sie Franks Kreditkartenabrechnung aus der Jeanstasche und faltete die Papiere auseinander. In diesem Moment schepperte die Hundeklappe. Dusty flitzte durch den Vorraum, machte drei Sätze durchs Wohnzimmer und landete auf der Couch. Wenn es
ums Abendessen ging, war er so pünktlich wie die Nachrichten im Radio. Er sprang auf Helens Bauch und stupste ihr mit der Schnauze ins Gesicht.
    »Ja, mein Kleiner, bald gibt es was Gutes zu futtern!«
    Mit einer Hand kraulte sie Dusty hinter dem Ohr, während sie die erste Seite der Abrechnung überflog. Sogleich bekam sie

Weitere Kostenlose Bücher