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Todesfrist

Todesfrist

Titel: Todesfrist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gruber
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sich im Fenster. Sneijder saß im abgedunkelten Raum, mit dem Rücken zur Tür, den Kopf in den Nacken gelegt. Als sie zu ihm ging, bemerkte sie je eine lange Nadel in seinen Händen. Sie steckten exakt in den tätowierten schwarzen Punkten in der Beuge zwischen Daumen und Zeigefinger.
    Sneijder war schweißgebadet. Langsam öffnete er die Augen.
    »Was machen Sie da?«
    »Ich arbeite.« Er beugte sich vor und unterbrach die Aufnahme des Diktiergeräts. Dann drehte er die Nadelköpfe, verzog dabei schmerzhaft das Gesicht und zog sie schließlich aus der Haut.
    »Akupunktur«, erklärte er lakonisch. »An dieser Stelle liegt die zentrale Nervenbahn. Das löst die Verspannung.«
    »Sie haben Schmerzen?«, fragte Sabine wenig überrascht. »Dann sollten Sie aufhören, dieses Zeug zu rauchen.« Ihr Blick fiel auf den Aschenbecher.
    »Es ist leicht, sich das Rauchen abzugewöhnen – ich habe es schon hundert Mal geschafft.« Er lächelte müde. »Aber das Zeug
sensibilisiert die Sinnesorgane – und das brauche ich bei meinem Job. Außerdem hilft der Stoff gegen Cluster-Kopfschmerzen.«
    »Nie gehört.«
    »Ich habe nichts anderes erwartet. Nehmen Sie einen Migräneanfall und potenzieren Sie ihn hoch drei. Angeblich leiden nur Genies unter Cluster. Ich bin mir nicht sicher. Ich kenne Cluster-Patienten, die sind völlige Idioten.«
    Typisch Sneijder! Sabine schielte zu den Laptops. Im nächsten Moment klappte er die Bildschirme runter. Aber sie hatte genug gesehen. Zahlreiche Datenbanken waren geöffnet. ViCLAS, SIS, ZLS, AFIS und SIRENE. Interessant, womit er sich so beschäftigte. Ein System über Serienstraftaten im Bereich schwerer Kriminalität, das Schengener Informationssystem, die Zentrale Lichtbildsammlung, das Automatisierte Fingerabdruck-Identifizierungs-System und der Supplementary Information Request at the National Entry.
    Sie arbeitete nur mit dem zentralen Einsatzleitsystem, kannte jedoch die anderen Datenbanken von Eriks Erzählung. Das BKA bildete seine Leute an der Fachhochschule in einem dreijährigen Vorbereitungsdienst zum Kriminalkommissaranwärter selbst aus. Danach war man Computerfachmann und halber Programmierer.
    »Was hat mein Vater gesagt?«, fragte sie.
    »Fragen Sie doch Ihren Exschwager«, schlug er vor. »Außerdem nehme ich an, dass Sie es ohnehin schon wissen. Immerhin muss er mit Ihnen darüber gesprochen haben, sonst hätten Sie wohl kaum eine Abfrage über Entführung und Rätselspiele gestartet.«
    Dieser Mann war einfach nicht zu knacken! Warum sie immer wieder so naiv war und ihn in der Hoffnung aufsuchte, er würde sich ein wenig kooperativ zeigen.
    »Na schön.« Er bedachte sie mit einem nachsichtigen Blick. »Ihre Mutter starb um 19.30 Uhr, und Ihr Vater hat sich um 20.00 Uhr mit Ihnen getroffen. Für die Zeit davor hat er kein Alibi. Das und einige andere Indizien machen ihn zum Hauptverdächtigen. Vorläufig bleibt er in Untersuchungshaft.«

    »Er war es nicht.«
    Sneijder hob die Schultern, als könnte er an dieser Tatsache nichts ändern. »Er nennt Sie ›Eichhörnchen‹.«
    Wie peinlich! Sie funkelte ihn an.
    »Ist Ihnen wohl unangenehm, was?«
    »Nur er nennt mich so.«
    »Ich habe den Wink verstanden.« Sneijder richtete sich auf. »Bei der Hausdurchsuchung in der Wohnung Ihres Vaters wurde übrigens ein Fläschchen schwarze Tinte gefunden. Es dürfte Sie wohl kaum überraschen, dass es exakt dieselbe Marke ist wie in der Lunge Ihrer Mutter. Die Chemiker des LKA haben sogar rausgefunden, dass es von derselben Produktions-Charge stammt.«
    »Ich möchte Ihnen bei den Ermittlungen helfen.«
    Nun war die Katze aus dem Sack.
    »Oh, Gott.« Sneijder lachte kurz auf. »Jedes Bundesland hat für seinen Bereich Polizeihoheit und die entsprechende Zuständigkeit bei den Ermittlungen. Bei 320 000 neuen Kriminalakten jährlich ist das nicht anders möglich. Das BKA ist bloß eine Zentral- und Servicedienststelle, in der der Nachrichtenverkehr zusammenläuft, sonst würde die Arbeit von sechzehn Bundesländern zu einem chaotischen Nebeneinander verkommen.«
    Er breitete großzügig die Arme aus. »Natürlich unterstützen wir die Länder in speziellen Bereichen wie Fallanalysen, Phantombilderstellung oder kriminaltechnischen Untersuchungen – damit hat es sich!«
    Nichtssagender Quatsch aus dem BKA-Handbuch. »Aber in besonderen Fällen gibt es eine übergeordnete Zuständigkeit des Bundes mit einer Weisungsbefugnis des BKA«, sagte sie.
    »Richtig!«, rief er. »In

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