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Todesfuge: Gerda und Otto Königs zweiter Fall (German Edition)

Todesfuge: Gerda und Otto Königs zweiter Fall (German Edition)

Titel: Todesfuge: Gerda und Otto Königs zweiter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Wierlemann
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„Also gut meine Damen, frisch gewagt.“
                  Georg drehte den Zündschlüssel um und ließ den Ascona aufheulen. Frau Helme und Frau Schäufele hatten als erstes die Sicherheit der Anschnallgurte überprüft und drückten sich jetzt ängstlich in die Sitzpolster. „Georg, du fährst aber schon vorsichtig, gell?“, brachte Frau Helmle gerade noch heraus. „Null Problemo, entspannen SSSie sssich.“ Der Hauptkommissar fand nach einigem Rühren mit der Gangschaltung schließlich auch den Rückwärtsgang und gab Gas. Der Wagen bewegte sich allerdings keinen Zentimeter, sondern bäumte sich auf.
    „Die Handbremse , Georg!“ Herr Ebert fühlte sich wie ein Fahrlehrer bei der ersten Praxisstunde. „Kupplung treten und dann ganz vorsichtig kommen lassen. Nicht zu viel Gas.“ Georg wischte sich den Schweiß von der Stirn; das Gequatsche machte ihn nervös. Warum gab ihm hier nur jeder gute Tipps? Er hatte seinen Führerschein schließlich nicht erst seit gestern. Er löste die Bremse und wollte nach hinten rangieren, um aus der Parkbucht zu steuern. Da seine Feinmotorik den Kampf gegen die Alkoholkonzentration in seinem Blut verloren hatte, gelang es ihm nicht wie sonst, den Wagen mit einer lässig geöffneten Hand am Lenkrad aus dem Parkplatz zu manövrieren. Stattdessen machte der Wagen einen Satz nach hinten. Den Damen im Fond blieb vor Schreck der Schrei in der Kehle stecken und Herr Ebert kam spontan der Fluch über die Lippen, an den alle dachten, als der Ascona mit einem Ruck von einem hinter dem Wagen stehenden Verkehrsschild abgebremst wurde.
    „Null Problemo, da sss war nur Blech.“ Georg suchte den ersten Gang und setzte seine Bemühungen fort. Erst als er es auch noch geschafft hatte, die Beifahrerseite an dem Hydranten, der objektiv gesehen kein unmittelbares Hindernis darstellte, zu zerkratzen, wehrte er sich nicht, als Herr Ebert ein Machtwort sprach und ihm den Zündschlüssel umdrehte. Georg legte zerknirscht den Kopf auf das Lenkrad. „Jetzt hab ich Mamas Auto total ruiniert. Was sssoll ich nur machen?“ Herr Ebert war inzwischen ausgestiegen und um das Auto herumgegangen. „Komm raus. Ich fahre.“
    Die Damen hatten sich auch von ihrem Schreck erholt und meldeten ihre Bedenken an. „Und was ist mit Ihren Augen, Herr Ebert?“, wollte Frau Schäufele wissen. „Ja, Sie sehen doch im Dunkeln nicht mehr so gut, gell?“, pflichtete Frau Helme bei. „Was schlagen Sie denn vor, meine Verehrtesten?“ Herr Ebert wurde langsam ungeduldig. „Soweit ich weiß, haben Sie, Frau Schäufele gar keinen Führerschein. Und wann sind Sie das letzte Mal gefahren, Frau Helmle?“ Die Frauen sahen sich ratlos an.
    „So, Georg, und jetzt ab nach hinten. Hier vorn will ich d ich nicht haben. Nicht, dass du mir noch dazwischenfunkst. Nehmen Sie ihn in die Mitte, meine Damen. Sicher ist sicher.“ Georg spürte, dass hier kein Widerspruch mehr geduldet wurde und so setzte er sich brav zwischen die beiden älteren Damen. Der Mops wedelte trotz der Enge vergnügt mit dem Schwanz, wobei ihm vor lauter Enthusiasmus unüberhörbar ein Lüftchen entwich. „Ernschdle, das gehört sich aber nicht!“, schalt ihn sofort sein Frauchen. „Das arme Hundchen hat zu viel vom Büfett durcheinander gefressen. Das verträgt der arme Kerl nicht und er bekommt dann immer schlimme Blähungen.“ Georg nahm die Schwefelwolke gelassen hin und kraulte dem Mops die Ohren. „Null Problemo, Kumpel. Rausss damit, wasss keine Miete zahlt.“
    Eigentlich hatte Frau Schäufele gehofft, Georg auf der Fahrt noch ein wenig ausfragen zu können. Wenn sie sich im Treppenhaus begegneten oder sie ihm seine gebügelten Hemden zurückbrachte, dann war er immer so kurz angebunden. Dabei hatte sie so viele Fragen. Es hätte sie brennend interessiert, mehr über den Fall „Merz“ und das Attentat auf die Venezia -Gattin zu erfahren. Georg war immerhin auf dem Laufenden über den Prozess, der dem Attentäter gerade gemacht wurde. Frau Schäufele seufzte, Undank war eben der Welt Lohn. Jetzt taten sie in der Schubartstraße doch schon alles, damit Schorsch seine ganze Kraft auf seine Arbeit als Polizist konzentrieren konnte und dann musste man ihm jede kleine Information so aus der Nase ziehen. Das fand sie ungerecht, denn eigentlich müssten sie so etwas wie ein Erstinformationsrecht haben. Schließlich war es doch ihre unermüdliche Arbeit hinter den Kulissen, die Georg erst zu dem erfolgreichen Polizisten machte, der er war.

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