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Todesfuge: Gerda und Otto Königs zweiter Fall (German Edition)

Todesfuge: Gerda und Otto Königs zweiter Fall (German Edition)

Titel: Todesfuge: Gerda und Otto Königs zweiter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Wierlemann
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gehört vorab nun einmal der Gang zum Frisör zu ihrem Repertoire.“
    Otto war froh, dass die exaltierte Gastronomen-Gattin in der Damenabteilung bedient wurde. „Ich hatte auch einige Gäste des feucht-fröhlichen Venezia -Spektakels auf dem Frisierstuhl. Aber es war allen unangenehm, wenn ich sie auf den Abend angesprochen habe. Am Freitag haben sie alle gezecht, was das Zeug hält und schon einen Tag später war es ihnen peinlich, dabei gewesen zu sein.“
    „Das kann ich schon verstehen, Otto. Immerhin war der Abend musikalisch gesehen eher eine Lachnummer als ein echter Musikgenuss. Wer gesteht schon freiwillig, dass er sich zwar gern freihalten lässt an dem Abend, dafür aber einen miserablen Gesang mit donnerndem Applaus honoriert? Das ist doch verlogen.“
    „ Aber genauso funktioniert es in der Musikbranche. Wellenstein hat es doch nicht so weit gebracht, weil er ein redlicher Arbeiter ist. Insofern passt es eigentlich ganz gut, was die Schmierfritzen ihm da an seine Musikschule gepinselt haben: Hochmut kommt vor dem Fall .“
    „Otto, das kannst du so aber nicht sagen. Immerhin wird Wellenstein den Preis in dem Gebäude entgegennehmen, das ihn mit diesem Spruch empfängt. Das würde auch nicht jeder machen. Er steht einfach über der Sache, das finde ich gut.“
    Otto ging auf seine Frau zu. Sie hatte diesen ernsten Blick, den sie immer dann aufsetzte, wenn ihr etwas besonders wichtig war. „Schätzle, ich finde es gut, dass du Wellenstein so verteidigst. Und glaub mir, ich wünsche dem Mann nichts Böses. Vielleicht gehört es in dieser Position einfach dazu, dass es immer wieder einzelne Störenfriede gibt, die ihm den Erfolg neiden.“ Otto umarmte seine Frau und wollte sie küssen. Aber Gerda wand sich aus seinem Arm. „Otto, jetzt lenk nicht ab. Ich glaube, dass es Leute wie Wellenstein, die so erfolgreich sind, richtig schwer haben. Er kann sich nicht einfach zurückziehen, weil er gerade um seine Mutter trauert. Nein, er hat gesellschaftliche Verpflichtungen. Das stelle ich mir richtig hart vor. Auch Frau Felice hat gestern kein gutes Haar an ihm gelassen.“
    „Na ja, die Geschichte ist doch schon ziemlich alt, oder? Soweit ich mich erinnere, wollte sie seinerzeit auch Mitglied in der Kantorei werden, war dem Herrn Dirigenten aber nicht gut genug. Bei ihrem südländischen Temperament dürfte diese Niederlage Sprengstoff für mehrere Jahrzehnte bieten. Hat sie sich sehr böse ausgelassen?“
    „ Es war nicht nett, das stimmt und ich musste mich ziemlich zusammenreißen. Das Thema Wellenstein ist bei ihr noch nicht durch, daran hat sie immer noch zu knabbern. Immerhin hat sie gestern das volle Programm haben wollen.“
    Otto sah seine Frau fragend an; mit den Details der Felice-Schönheitsprozedur war er nicht vertraut. Ihm war es am liebsten, wenn die Italienerin den Salon wieder verlassen hatte und Ruhe einkehrte.
    „Keine Frage, Valentina Felice wäre heute sehr gern dabei. Schließlich hat sie sich gestern frische Strähnchen machen lassen.“
    Mit dieser Erklärung konnte Otto immer noch nichts anfangen und er wartete darauf, dass seine Frau ihn in die italienische Haarsymbolik einweihte.
    „Otto, das ist ganz einfach. Valentina Felice kompensiert die gesellschaftliche Niederlage mit einer neuen Frisur. Der Aufwand, den sie mit ihren Haaren veranstaltet, verrät ihren Gemütszustand. Kommt die Dame nur zum Waschen u nd Föhnen heißt das soviel wie Mir geht es blendend, ich bin nur hier, um mich mal wieder sehen zu lassen . Wenn sie sich neue Strähnchen machen lässt oder gar eine neue Haarfarbe wählt, wird es schon ernster, denn damit will sie uns sagen Hallo, ich bin auch noch da, ihr könnt nicht so tun als existierte ich nicht . Absolute Vorsicht ist bei einem neuen Haarschnitt geboten, denn die Kompletterneuerung heißt so viel wie Das könnt ihr mit Valentina Felice nicht machen; ihr werdet euch noch umsehen nach mir . Gestern war demnach Alarmstufe gelb auf der nach oben hin offenen König-Skala.“
    Otto lachte. „Also langweilig i st unser Beruf bestimmt nicht, vor allem, wenn man solche Kunden hat. Vielleicht muss man bei unserer verhinderten Opern-Diva doch auf alles gefasst sein, wenn ich mich da an die zwielichtigen Gestalten im Venezia vorgestern erinnere.“
    Gerda musste auch schmunzeln. „ Die hätten wirklich in jedem Krimi mitspielen können. Und dann hätte noch jeder gesagt, die wären übertrieben dargestellt. Mal was anderes: Hast du schon daran gedacht,

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