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Todesfuge: Gerda und Otto Königs zweiter Fall (German Edition)

Todesfuge: Gerda und Otto Königs zweiter Fall (German Edition)

Titel: Todesfuge: Gerda und Otto Königs zweiter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Wierlemann
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seine Arbeit machen und du machst deine.“ Als sie ihren Mann am Arm fasste, um ihn wegzuziehen, meinte Otto noch abschließend zu dem Hauptkommissar: „Keine Sorge, ich werde den Ball flach halten und unauffällig Meldung machen, falls nötig.“ Und zu Gerda gewandt ergänzte er noch: „Bei Gefahr ziehen wir uns sofort zurück. Kein Risiko, versprochen.“ Seine Frau bereute es schon, Georg überhaupt angesprochen zu haben.
    Der Saal war bereits gut gefüllt, die Gäste hatten Platz genommen. Einige wenige standen noch am Eingang und unterhielten sich. Gerda und Otto kamen ohne große Small-Talk-Zwischenfälle zu ihren Plätzen. Otto bestand darauf, ganz hinten zu sitzen, um das Geschehen besser im Überblick zu haben. Widerwillig fügte sich seine Frau, der ein Platz weiter vorn lieber gewesen wäre. Als Chorsprecherin war sie die einzige Vertreterin der Bärlinger Kantorei, die zu diesem Ereignis eingeladen war. Otto beugte sich zu ihr und flüsterte ihr ins Ohr. „Sag mal, macht Fritz eigentlich das Catering?“
    „ Ich kann nicht glauben, dass das jetzt das Wichtigste für dich ist! Soweit ich weiß, hat der Goldene Hirsch den Zuschlag fürs Büfett bekommen. Aber sprichst du eigentlich nicht mit deinem Bruder?“
    Wenn er sich schon die langweiligen Lobhudeleien der Redner anhören musste, dann wollte Otto wenigstens wissen, worauf er sich wirklich freuen konnte. Allerdings wollte er Gerda auch nicht die Freude an der Veranstaltung verderben, sondern ihr zeigen, dass er sich durchaus auch mit den Inhalten beschäftigte.
    „Schau mal, der Landrat ist auch schon da. Sogar vor Wellenstein, oder hast du den schon gesehen?“ Gerda blickte sich um und schüttelte nur den Kopf, stieß Otto dann aber in die Seite. „Doch, schau, da kommt er gerade mit seiner Frau.“
    „Also dann, Augen zu und durch, jetzt kommt dann wohl eine Rede nach der anderen.“ Otto ergab sich in sein Schicksal und suchte durch Herumrutschen die bequemste Position auf seinem Stuhl. Den strafenden Blick seiner Frau ignorierte er.
    Endlich , Applaus! Gerda musste sich eine Träne der Rührung aus den Augen wischen. Der Beifall brandete auf, als der Geehrte nach vorn auf die Bühne zurückkam. Er verbeugte sich mit einer Hand auf dem Herzen. Mit großer Geste gab er den Dank an das Publikum zurück. Kein Zweifel, hier stand jemand, der den großen Auftritt gewohnt war. Otto reichte seiner Frau ein Taschentuch und musste sich eingestehen, dass ihn die Lobesreden zwar gelangweilt, die Worte Wellensteins allerdings durchaus berührt hatten. Vielleicht war er doch nicht so ein eitler Schnösel, wie Otto es ihm unterstellte. Was er jedenfalls über die Musik und die Leidenschaft, die ihn mit der Kunst verband, gesagt hatte, hätte er sofort unterschreiben können. Mehr noch, Otto ahnte, was sich hinter dem Mythos Wellenstein verbarg und warum der Dirigent die Menschen - wo auch immer er hinkam - für sich gewinnen konnte.
    Es reichte nicht aus, alle Noten auf einem Blatt Papier zu spielen, um Musik zu machen. Wellenstein war ein Mensch, der es schaffte, den Tönen Musik einzuhauchen. Überall wo er hinkam, hinterließ er bei den Menschen das Gefühl, etwas Besonderes zu sein. Was Otto bislang für schlichte Manipulation eines geschickte n Agitators gehalten hatte, deutete er nun als charismatischen Funken, der übersprang, was ihm allerdings noch unheimlicher war.
    Während seine Frau sich nach der letzten musikalischen Einlage mit Vergnügen ins gesellschaftliche Getümmel stürzte und wohl insgeheim auf eine Begegnung mit Wellenstein hoffte, inspizierte ihr Mann lieber das Büfett, das sein Bruder im Nachbarzimmer aufgebaut hatte. Wenn der Goldene Hirsch das Catering übernahm, wusste man wenigstens, woran man war.

- 9 -
    Reise in den Kopf, Teil 2
     
    Jeder Schritt, den ich gehe, führt mich immer nur zu dir. Ich laufe im Kreis, drehe mich um mich selbst. Ich renne gegen meine Gefühle an; mein Schmerz reißt mich zu Boden. Ich leide, weil ich muss. Es ist mein Kreuz, das ich zu tragen habe. Niemand kann mir diese Last von den Schultern nehmen, auch du nicht. Du, der Grund all meiner Sehnsucht, meiner Hoffnung, meines Leids. Niemals wirst du erfahren, was du angerichtet hast in dem Herzen eines Unglücklichen.
     
    Deine Macht erdrückt mich, sie hält mich umklammert, dass ich kaum atmen kann. Alles um dich herum erdrückst du, ohne Rücksicht. Merkst du überhaupt, was du tust? Siehst du die Menschen um dich herum weinen? Spürst du

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