Todesfuge: Gerda und Otto Königs zweiter Fall (German Edition)
dich Wellenstein als Bodyguard anzubieten, Otto? Immerhin hast du als Lebensretter eine aussagekräftige Referenz.“
Otto mochte es gar nicht, wenn seine Frau ihn damit aufzog, dass er während des Attentats auf Valentina Felice neben ihr gestanden und Schlimmeres verhindert hatte. Er war jedenfalls stolz darauf, dass dank seiner Hilfe der Täter geschnappt werden konnte. Da verstand er keinen Spaß.
„Müssen wir nicht langsam los?“ Otto sah auf seine Uhr und hoffte, das Thema endgültig beenden zu können.
„Ich höre ja schon auf, Schatz. Deinen guten Anzug habe ich dir übrigens schon rausgelegt. Du hast mich so schön frisiert, soll ich dir jetzt auch noch schnell die Haare machen?“
Was war denn heute mit Gerda los? Die hatte wohl der Hafer gestochen! Otto strich sich mit der Hand über seinen Haarkranz, den er mit Mut zur hohen Stirn sehr kurz trug. „Danke, ich trage mein Haar heute offen. Ein anderes Mal nehme ich dann gern wieder eine Hochsteckfrisur.“ Darum liebte Gerda ihren Mann; sein Humor war einfach unschlagbar.
Vor der Musikschule wurden Königs auf Georg in seinem verbeulten Ascona aufmerksam und traten an die Scheibe, um sich zu erkundigen, ob er nicht mit hineingehen wolle. Das ramponierte Auto erwähnte n sie mit keinem Wort. In ihren langen Berufsjahren hatten sie gelernt, über die kleinen menschlichen Unzulänglichkeiten diskret hinwegzusehen. Dem Hauptkommissar schien die Situation jedoch selbst unangenehm, jedenfalls meinte er, dem Ehepaar eine Erklärung geben zu müssen. Weil Gerda jedoch merkte, dass es Georg sichtlich unangenehm war, die Dellen an seinem Auto plausibel zu erklären, wischte sie seine umständlichen Schilderungen dessen, was nach seinem Aufbruch aus dem Venezia passiert war, einfach mit einer Handbewegung fort und lachte nur. „Georg, du glaubst gar nicht, wie viele Kratzer ich schon in unser Auto gefahren habe. Aber weißt du, die Autoindustrie will doch auch leben und ich glaube, das Autohaus Merz kann im Augenblick jeden Auftrag gut gebrauchen. Nach all dem, was der armen Familie passiert ist, tust du ein gutes Werk, wenn du deinen Wagen zur Reparatur dorthin bringst.“
Georg lächelte Frau König dankbar an. Sie hatte immer noch das Zeug dazu, ihn aus unangenehmen Situationen zu befreien. Georg merkte, dass Otto noch auf eine Antwort wartete und erklärte den beiden, dass er heute ohne offizielle Mission hier sei, weil er nur seinem Bauchgefühl gefolgt war. Er bleibe lieber draußen, denn außerdem wolle er die Festgesellschaft nicht erschrecken; ein Polizist suggeriere in so einem Rahmen schließlich gleich, dass etwas nicht in Ordnung sei. Und gegen Wellenstein liege letztlich auch nichts Konkretes vor; der Tod seiner Mutter werde ab morgen kriminaltechnisch untersucht.
Otto pfiff erstaunt durch die Zähne. Die Veranstaltung und ihre Teilnehmer waren wohl doch nicht so harmlos, wie es den Anschein hatte. Georg wusste, dass er sich mit diesen Andeutungen ziemlich weit aus dem Fenster gelehnt hatte. Aber was sollte er machen, er hatte keine andere Wahl und schließlich hatte sich das Ehepaar König in ganz besonderer Weise als Helfer der Polizei verdient gemacht.
„Falls Ihnen irgendetwas verdächtig vorkommt, dann lassen Sie es mich bitte wissen. Sie sind meine Augen, Sie sind meine Ohren bei der Preisverleihung.“ Gerda sah ihren Mann an, um ihm rechtzeitig zu signalisieren, dass sie sich auf gar keinen Fall erneut in die Arbeit der Polizei einmischen würden. Leider konnte sie Otto keinen unauffälligen Stoß in die Rippen geben. Aber der hätte sowieso nichts genutzt. In Ottos Augen blitzte ein Feuer auf. Es schmeichelte ihm, dass er um Hilfe gebeten wurde. „Selbstverständlich Georg. Du kannst dich voll auf uns verlassen. Wir halten unsere Augen offen. Sollen wir unsere Uhren abgleichen und ein Geheimsignal vereinbaren?“
Gerda verdrehte die Augen. Was war denn nur in ihren Mann gefahren? Dass er gern und ausführlich jedem, der ihn danach fragte , von seiner Rolle berichtete, die er im Fall Zanolla gespielt hatte, wusste sie und überging es mit einem großzügigen Lächeln, auch wenn sie die Geschichte schon nicht mehr hören konnte. Was ihr Mann und Georg da eben miteinander vereinbarten, würde ihnen womöglich Ärger und Verwicklungen in irgendwelche dunklen Machenschaften bescheren, von denen sie sich am liebsten nicht ausmalte, wohin sie führen konnten.
„Otto, wir sind keine Polizisten. Wir sind geladene Gäste. Lass Schorsch
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