Todesfuge: Gerda und Otto Königs zweiter Fall (German Edition)
Jetzt griff die zweite Stufe ihres Plans. Im Abstand von ein paar Minuten folgten Königs Georg ins Obergeschoss.
Gerda betrat als letzte das Badezimmer, eine Wellness-Oase in Marmor und Gold. Otto hatte sich auf die geschlossene Toilette gesetzt und Georg war dabei, in die Schubladen und Schränke zu schauen. Als er Gerdas fragenden Blick spürte, meinte er entschuldigend, dass er sich nur ein umfassendes Bild von Wellenstein verschaffen wolle. Georg öffnete den letzten Schrank und fand dort eine große Sammlung an Sex-Spielzeug und Reizwäsche. Otto stieß einen kleinen Pfiff der Verwunderung aus. „Das hätte ich jetzt nicht gedacht. Der äußere Schein kann doch manchmal trügerisch sein.“
Gerda war der Fund unangenehm. Sie war nicht prüde und wusste auch, dass so manchem eingeschlafenen Liebesleben der Einsatz von diversen Accessoires wieder auf die Sprünge helfen konnte. Allerdings fand sie die Masse an erotischen Hilfsmitteln abstoßend und peinlich.
Georg hatte keine Berührungsängste. Er nahm einige der Fundstücke aus dem Schrank und begutachtete sie genauer. „Wenn ich das richtig sehe, sind das alles Sex-Toys für Frauen, oder?“ Er schaute sich fragend zu Gerda und Otto um. Gerda wollte sich nicht näher mit diesen Dingen beschäftigen und winkte sofort ab. „Mich darfst du so etwas nicht fragen, Schorsch. Davon habe ich keine Ahnung.“
Otto kam interessiert näher und besah sich die fraglichen Objekte genauer. Noch bevor die beiden Männer eine Diskussion über den Einsatz und die Wirkung der verschiedenen Gegenstände starten konnten, räusperte sich Gerda geräuschvoll. „Lasst uns endlich zur Sache kommen, wir können uns schließlich nicht ewig hier im Badezimmer verstecken.“ Und mit einem strengen Unterton in Richtung Otto fügte sie noch hinzu: „Ich finde auch, dass der Inhalt dieses Schrankes absolute Privatsache ist.“
Der Hauptkommissar ließ sich von Gerda und Otto ihre Beobachtungen schildern. Als Gerda von der Niedergeschlagenheit der Gastgeberin berichtete, unterbrach sie sich plötzlich und schaute Georg erschrocken an. „Du Schorsch, deine Mutter hat mir erzählt, dass Frau Wellenstein einen seltsamen Blumenstrauß in ihrem Zimmer hatte. Hat der vielleicht etwas mit ihrem Tod zu tun?“
Georg wusste zwar nicht, woher dieser Gedankensprung gerade kam, aber er merkte, dass der Friseurin die Frage sehr wichtig war. „ Da war wirklich ein Strauß. Wir wissen aus verlässlicher Quelle, dass Hans-Peter Wellenstein seiner Mutter am Abend des vergangenen Freitags einen Strauß Rosen gebracht hat. Der Strauß wurde zwar am nächsten Tag entfernt, als die Tote aus dem Zimmer gebracht wurde, aber ich habe Blütenreste auf dem Boden gefunden, die eindeutig belegen, dass sich in dem Strauß noch eine andere Blume befunden haben muss. Die blauen Blütenblätter wurden im Labor untersucht. Eisenhut - hochgiftig.“
Gerda König schlug die Hand vor den Mund, wartete aber ab, bis Georg fertig war. „Anfangs deutete alles darauf hin, dass die alte Dame einer Herzschwäche erlegen sei, aber es stellte sich heraus, dass sie an einer Eisenhut-Vergiftung gestorben ist. Sie hat die Blumen jedoch nicht gegessen, sondern hat den Eisenhut-Extrakt in Form eines Kräuterlikörs zu sich genommen.“ Jetzt schaute der Hauptkommissar Gerda König erwartungsvoll an.
„Wenn sich jemand in Wellensteins Umgebung mit Blumen richtig gut auskennt, dann ist es seine Frau. Gerade eben hat sie mir noch davon vorgeschwärmt wie schön die Gazanien doch mit dem Eisenhut aussehen. Die ganze Terrasse der Wellensteins ist mit dieser blauen Blume eingefasst. Wenn ihr mich fragt, rückt die arme Frau Wellenstein damit auf Platz eins unserer Verdächtigen.“ Georg nickte. „Allerdings müssen wir die beiden Herren auch im Blick behalten, ein ausreichendes Motiv hätten sie schließlich auch. Wir sollten uns an die Arbeit machen und unsere Zeit hier nutzen, um nach eventuellen Spuren zu suchen. Wenn Frau Wellenstein die Drohbriefe an ihren Mann geschickt hat, dann finden wir auch die Überreste der Bastelstunde. Wir sollten gezielt die Mülleimer durchsuchen. Frau König, Sie bleiben bitte oben und schauen sich im Arbeitszimmer um. Hier besteht die geringste Gefahr, dass jemand Sie überrascht. Sie, Herr König gehen bitte zu den Mülleimern vor dem Haus. Ich weiß, das ist keine angenehme Aufgabe, aber das untere Stockwerk sollten Sie sicherheitshalber mir überlassen.“
Otto nickte und nahm dankbar die
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