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Todesfuge: Gerda und Otto Königs zweiter Fall (German Edition)

Todesfuge: Gerda und Otto Königs zweiter Fall (German Edition)

Titel: Todesfuge: Gerda und Otto Königs zweiter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Wierlemann
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sei. „Gnädige Frau, ist Ihnen nicht gut? Kann ich Ihnen helfen?“ Mit ein paar Schritten war Otto zu ihr geeilt - die Zigarette hatte er einfach fortgeworfen - und nahm die zierliche Frau am Arm. „Das ist alles ein wenig viel für Sie, habe ich Recht?“
    Esther Wellenstein ließ sich bereitwillig von Otto zu der kleinen Gartenbank führen, die im Eingangsbereich aufgestellt war. Esther war froh, dass der Friseur seinen Arm um ihre Schulter gelegt hatte. Es tat ihr gut, sich beschützt und geborgen zu fühlen. Sie trocknete ihre Tränen, die sie nicht hatte unterdrücken können. „Es ist so schrecklich, Herr König. Das nimmt gar kein Ende mehr. Jetzt habe ich schon wieder einen Brief gefunden. Ich halte das einfach nicht mehr aus!“ Mit zitternden Fingern überreichte sie Otto den Briefumschlag, auf dem mit Schreibmaschine Wellensteins Name getippt war.
    „Gnädige Frau, ich verspreche Ihnen, dass ich alles in meiner Macht Stehende unternehmen werde, um Sie von diesem Alptraum zu erlösen. Lassen Sie mich gleich mit dem Hauptkommissar sprechen. Kommen Sie.“ Ergeben ließ sich Esther Wellenstein ins Haus führen, verschwand aber sofort nach oben ins Bad, um ihr Make-up zu korrigieren. Otto informierte Georg über das Auftauchen des vierten Briefes.
    Wellenstein war gerade dabei, seine Gäste zu verabschieden, als Georg zu ihm trat und ihn um ein Wort unter vier Augen bat. Der Dirigent entschuldigte sich bei seinen Gesprächspartnern und folgte dem Hauptkommissar in die Küche. „Ihre Frau hat einen weiteren Brief gefunden und wenn Sie nichts dagegen haben, dann würde ich ihn gern mit auf die Wache nehmen, um ihn dort zu analysieren und mit den anderen Exemplaren zu vergleichen.“
    Wellenstein nahm die Nachricht äußerlich gelassen hin, ihn schien nichts mehr erschüttern zu können. „Haben Sie noch etwas herausgefunden, was Sie weiterbringt?“
    Georg zog eine kleine Tüte aus seiner Jackentasche. „Im Küchenmülleimer habe ich dieses Paar Gummihandschuhe gefunden. Die gehen jetzt erst einmal ins Labor und aus Ihrem Garten möchte ich mir noch Pflanzenproben mitnehmen, wenn Sie gestatten.“
    „Tun Sie das, tun Sie das. Wenn ich Ihnen jetzt nicht mehr helfen kann, entschuldigen Sie mich bitte, ich möchte meine Gäste verabschieden.“
    „Eine Frage habe ich noch. Als ich vorhin in der Küche stand, habe ich gesehen, dass ein junger Mann mit einem Geigenkasten auf das Haus zuging. Er kam allerdings nicht herein, sondern ist gleich wieder verschwunden. Können Sie sich das erklären?“
    Wellenstein ließ sich nicht anmerken, dass ihm dieses Gespräch höchst unangenehm war und dass er das Thema gern gewechselt hätte. Er hoffte, dass der Hauptkommissar ihn nicht weiter mit Fragen bedrängte, denn über die Verabredungen mit Michael wollte er nicht sprechen. Das war seine Privatangelegenheit und ging niemanden etwas an. Nicht auszudenken, was geschähe, wenn die Freitagstreffen bekannt würden! Das wäre sein gesellschaftlicher Tod. In Bärlingen konnte nichts lange geheim gehalten werden und Wellenstein wusste, dass er sich angreifbar gemacht hatte. Aber das Spiel um Macht und Unterwerfung hatte auch deshalb diesen ungeheuren Reiz für ihn, weil es mit einem so hohen Risiko verbunden war.
    „Herr Haller, S ie ahnen gar nicht, wie viele junge Leute hier einfach klingeln und glauben, mir vorspielen zu können. Wir schicken diese Personen gleich wieder fort. Sie mögen ja Talent haben und auch Mut beweisen, aber sie sollen sich lieber offiziell bei einer Musikhochschule oder einem Orchester bewerben. Wo kämen wir denn da hin, wenn alle Stellen auf diese Weise besetzt würden?“
    „Dann haben Sie also niemanden erwartet und kennen auch keinen jungen Mann, schlank, um die dreißig, kurze braune Haare?“
    „Nein. Und wenn Sie mich fragen, dann bin ich froh, wenn diese Party überstanden ist. Jetzt muss ich mich wieder um meine Gäste kümmern. Sie entschuldigen mich?“
    Georg nickte. Er schaute sich die Handschuhe in der Plastiktüte an. War es ein Zufall, dass Wellensteins Assistent aus der Küche gekommen war, bevor er diesen Fund im Mülleimer gemacht hatte? Es konnte schließlich nur ein Vorwand gewesen sein, dass Pirchow vorgab, Wellensteins Medikamente zu suchen. Nach der Analyse der Handschuhe würde er es wissen. Jetzt musste er sich dringend um den neuen Brief kümmern. Als er aus der Küche kam, stand das Ehepaar König schon zur Abfahrt in die Polizeidienststelle bereit.
    Georg nahm

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