Todesfuge: Gerda und Otto Königs zweiter Fall (German Edition)
hinter seinem Schreibtisch Platz. Gerda und Otto waren im Zimmer stehen geblieben. In seinem Dienstzimmer war Georg für sie plötzlich eine Amtsperson und nicht mehr der Schorsch, den sie seit seiner Kindheit kannten. Der Hauptkommissar bemerkte ihr Zögern und zeigte auf die beiden leeren Stühle vor seinem Schreibtisch . Die Aktenberge hatte er zur Seite geschoben und die Briefe nebeneinander ausgelegt. „Kommen Sie, wir haben keine Zeit zu verlieren. Wenn unsere Vermutung stimmt, dann steht das nächste Attentat bevor und vielleicht können wir herausfinden, was der Absender plant.“
Gerda wies auf die Aktenmappen. „Sind das alles Verbrechen, die hier bei uns in Bärlingen passiert sind? Ich wusste gar nicht, dass wir auf so einem gefährlichen Pflaster leben.“ Otto rückte seiner Frau den Stuhl zurecht. „Schätzle, darüber darf uns Georg doch bestimmt nichts sagen, Amtsgeheimnis. Richtig?“ Der Hauptkommissar nickte erleichtert. Er hatte keine Zeit , um seiner Lieblingsfriseurin Einblicke in seine Arbeit zu geben und sie möglicherweise zu enttäuschen, wenn sie hinter jedem Aktendeckel einen spannenden Fall erwartete. Vor ihm türmte sich die oftmals öde Routine einer Kleinstadt. Die Untersuchung der Drohbriefe war seit dem Fall „Merz“ das Spannendste, was er auf seinem Schreibtisch hatte.
Otto und Gerda beugten sich ebenfalls über den Brief und ließen die Worte auf sich wirken. Georg war gespannt darauf, wie kriminalistische Laien den Brief deuten würden und ließ Königs den Vortritt. Otto zeigte auf den Umschlag und meinte, dass es sich tatsächlich um den letzten Brief handeln könnte, gestand aber, dass er auch keinen Anhaltspunkt für eine konkrete Drohung erkennen konnte.
Gerda schüttelte den Kopf und unterbrach ihren Mann. „Ich glaube fest daran, dass es einen weiteren Mord gibt und dass dieser am Wochenende stattfinden wird.“ Der Hauptkommissar nickte zustimmend, „Das glaube ich auch.“ Otto schaute ratlos von seiner Frau zu Georg. „Da steht doch mit keinem Wort, dass etwas passiert.“
„Also ich verstehe Wir sind viele und werden alle um dich versammelt sein, wenn es für dich soweit ist so, dass der Anschlag Wellenstein gilt und dass er während des Probenwochenendes geplant ist.“
„Das sehe ich auch so, Frau König , und ich denke, dass wir mit unseren Verdächtigungen ganz richtig liegen, denn der Täter oder die Täterin scheint aus dem unmittelbaren Umfeld Wellensteins zu kommen.“
Georg wies mit dem Finger auf die letzte Zeile des Briefes. Ein letztes Mal bin ich dir nahe und weise dir deinen Platz. Alle schwiegen betroffen.
„Und was machen wir jetzt?“, wollte Gerda wissen. „Wir müssen dem armen Wellenstein doch helfen. So wie ich ihn kenne, wird er das Probenwochenende sicher nicht absagen.“
Georg lehnte sich in seinem Schreibtischstuhl zurück. Er wusste, dass er sich jetzt auf dünnes Eis begab. Aber es half nichts, er hatte keine andere Wahl. „Wenn wir den Attentäter auf frischer Tat, das heißt bei dem Versuch ertappen wollen, dann können wir nicht mit einem Polizeiaufgebot während des Probenwochenendes anwesend sein.“ Otto unterbrach ihn. Der Fall hatte ihn mittlerweile in seinen Bann gezogen und seinen neu entdeckten kriminalistischen Spürsinn angespornt. „Das habe ich mir eben auch gedacht. Uns bleibt nur eins übrig, wir müssen undercover ermitteln.“
Beide Männer sahen Gerda an und diese hatte sofort verstanden. „Ihr meint, dass ich im Exerzitienhaus auf der Suche nach einem Mörder durch die Gänge schleichen soll?“ So direkt gefragt blieb Georg und Otto nichts anderes übrig als zu nicken.
„Na ihr beiden macht mir Spaß! Und wie stellt ihr euch das g enau vor?“
Georg wusste, dass es keine Alternative gab, das Probenwochenende begann schließlich schon morgen Vormittag. Und so hoffte er inständig, dass er die Friseurin von seinem Plan überzeugen konnte. Gleichzeitig wollte er aber auch die Gefahren nicht verharmlosen. „Sie müssen das nicht machen, Frau König. Wenn Sie sich aber dazu entschließen könnten, uns zu helfen, wäre ich Ihnen sehr dankbar und ich verspreche Ihnen, dass ich alles tun werde, um Sie zu schützen.“
Gerda schaute zu ihrem Mann. Otto musste schlucken, er hatte nicht damit gerechnet, dass seine Frau tatsächlich auf Mördersuche geschickt werden würde. Auf der anderen Seite wusste er auch, dass sie als Chorsprecherin besonderes Vertrauen genoss und sich - ohne Verdacht zu erregen
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