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Todesfuge: Gerda und Otto Königs zweiter Fall (German Edition)

Todesfuge: Gerda und Otto Königs zweiter Fall (German Edition)

Titel: Todesfuge: Gerda und Otto Königs zweiter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Wierlemann
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Passagen, denen er den letzten Schliff verpassen wollte, um am kommenden Sonntag den ausgezeichneten Ruf der Bärlinger Kantorei noch zu übertreffen.

- 20 -
    Samstagabend / Falle
     
    Schon als Gerda die Treppe zum Gewölbekeller herunterstieg, hörte sie, dass ihre Chor-Kollegen den geselligen Teil des Probenwochenendes bereits eröffnet hatten. Die Kellerbar, die man in dem frommen Tagungshaus eigentlich nicht erwartet hätte, war gemütlich eingerichtet. Die Stimmung der Sänger war ausgelassen und so manches Viertele Trollinger war bereits geleert.
    Gerda hatte nach der letzten Probe noch schnell bei Georg vorbeigesehen. Der saß noch genauso in seinem Ascona, wie sie ihn am Morgen verlassen hatte. Gerda war auf der Beifahrerseite eingestiegen und musste aufpassen, dass sie nicht auf einen der zahlreichen Plastikbehälter trat, die im Fußraum lagen. Georg schien die Unordnung erst jetzt zu bemerken und sie war ihm sichtlich unangenehm. „Entschuldige bitte das Durcheinander, ich räume gleich auf. Weißt du, auch meine Oldies haben mich mit Essen versorgt und sie haben es ziemlich gut mit mir gemeint.“
    Gerda musste ihn verständnislos angesehen haben, denn der Hauptkommissar ergänzte noch : „Ich meine natürlich meine Hausmitbewohner. Ich hatte nur erwähnt, dass ich den Massagesitz heute richtig gut würde gebrauchen können, weil mir eine lange Bereitschaft am Marienberg bevorstand und das hatte gereicht. Schon am Mittag standen Frau Helmle und Frau Schäufele mit einem warmen Mittagessen vor meinem Auto. Sie waren ganz schön enttäuscht, als sie sahen, dass ich von den Nonnen bereits bestens versorgt worden war. Um ihnen eine Freude zu machen, habe ich ihr Essen dann auch noch verdrückt.“ Georg klopfte auf das Kühlfach in der Mittelkonsole. „Ohne den Verdauungsschnaps hätte ich das nicht geschafft.“
    „Mir hat die ganze Aufregung ein wenig auf den Magen geschlagen. Ich bin froh, wenn das alles rum ist. Hoffentlich hebt mir Otto noch ein bisschen was von seinem Gourmet- Menü auf.“
    „Von deinem Mann soll ich dich übrigens herzlich grüßen, er ruft ungefähr alle halbe Stunde an und will wissen, wie es dir geht und ob es etwas Neues gibt. Ich bin selbst schon gespannt, ob wir mit unserer Vermutung richtig liegen und der Täter uns in die Falle geht. Hast du den Schlüssel dabei?“
    Gerda reichte dem Hauptkommissar den Zimmerschlüssel mit der Nummer elf. „Hier. Im Augenblick sind alle in der Bar und es dürfte noch etwas dauern, bis die ersten ins Bett gehen. Du hast also genug Zeit.“
    „Alles klar, ich warte dann in Wellensteins Zimmer auf euch. Bis später.“
    Gerda wusste, dass der Abend in der Kellerbar einfach dazugehörte, aber heute musste sie sich richtig überwinden, sich unter die feucht-fröhliche Gesellschaft zu mischen und bei den üblichen Sing-Spielchen mitzumachen. Der Probentag war anstrengend gewesen und die Anspannung hatte Gerda zusätzlich zu schaffen gemacht. Aber sie wollte sich nichts anmerken lassen, alles sollte schließlich so sein wie immer und so bestellte sie sich einen Wein und sang mit. Die Stimmen der Kantorei-Sänger waren geschult und den besonderen Belastungen eines Probenwochenendes spielend gewachsen, deshalb nahm der Chor auch jetzt keine Rücksicht, sondern feierte sich durch ein breites Repertoire an Trinkliedern. Als das Reihum-Singen an Gerda war, absolvierte sie ihren Part sogar zu ihrer eigenen Zufriedenheit. Normalerweise hasste sie es, bei den geselligen Runden allein eine Strophe zu einem Spaß-Lied improvisieren zu müssen. Aber heute war ihr ein lustiger Text eingefallen und jeder Ton hatte gesessen, was man von ihrem Nebensitzer, an den sie den großen Trinkstiefel weitergereicht hatte, nicht behaupten konnte.
    Ansgar Wellensteins Stimme war angeschlagen. Der Probentag war zu viel gewesen für seine mitgenommenen Stimmbänder und die Stimme brach ihm mehrfach weg. Sein Bruder, der am Bar-Piano die Darbietungen seiner Sänger begleitete, lachte laut. „Mensch, Ansgar, nicht schlappmachen! Es kann doch nicht sein, dass ausgerechnet der Bruder des Dirigenten krächzt wie ein Rabe im Stimmbruch. Los, noch eine Strophe, das kannst du besser!“
    Wellensteins Bruder tat, was ihm befohlen wurde und setzte erneut an. Die Zuhörer wussten, dass der zweite Versuch nicht besser ausfallen, sondern die Sache nur noch schlimmer machen würde und waren peinlich berührt von der Szene. Die Heiterkeit war plötzlich verflogen und jeder

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