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Todesfuge: Gerda und Otto Königs zweiter Fall (German Edition)

Todesfuge: Gerda und Otto Königs zweiter Fall (German Edition)

Titel: Todesfuge: Gerda und Otto Königs zweiter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Wierlemann
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ihre Liste der Verdächtigen mit dem Erscheinen der Dirigenten-Gattin jetzt von zwei auf drei angewachsen war und sie hoffte inständig, dass das Kaffeetrinken zu einem zügigen Ende kam. Wie mit Georg vereinbart, hatte sie nach dem Ende der Chorprobe das Mikrofon wieder angeschaltet, damit er die Gespräche um sie herum verfolgen und ihr, wenn nötig, Anweisungen über den Ohrhörer geben konnte.
    Esther Wellenstein hatte sich an das Kuchenb üfett gestellt und bediente die Sänger, die das Angebot dankbar annahmen. Wellenstein hatte sich mit Gerda gesetzt, um noch die Details für den Konzertkarten-Vorverkauf zu besprechen. „Vergesst vor lauter Arbeit das Kaffeetrinken nicht.“ Frau Wellenstein hatte zwei Teller mit Kuchen in der Hand und bediente Gerda und ihren Mann.
    „Vielen Dank, setzen Sie sich doch zu uns“, Gerda wies auf den freien Platz.
    „Danke, ich komme gleich, ich hole mir nur auch noch ein Stück Kuchen.“
    Als Esther Wellenstein zurück zum B üfett ging, schaute Gerda auf den Kuchen. Wellenstein wollte bereits die Gabel ergreifen, aber sie hielt ihn mit einer sanften Handbewegung zurück. Gerda wollte kein Risiko eingehen, immerhin wäre Giftmord nichts Ungewöhnliches für Täterinnen. Und die Wirkung des Eisenhuts schien bereits in kleinsten Dosen absolut tödlich zu sein. Der Kuchen war offensichtlich in Ordnung; er schien den Sängern zu schmecken und auch gut zu bekommen. Einen ganzen Chor zu vergiften, nur weil man den eigenen Mann im Visier hat, das traute Gerda Frau Wellenstein nicht zu. Sie mochte vielleicht gute Gründe haben, sich ihres Gatten für immer entledigen zu wollen und auch der Mord an der eigenen Schwiegermutter wäre nichts Ungewöhnliches, aber Gerda schien es unwahrscheinlich, dass die Mörderin einen solchen Kollateralschaden in Kauf nehmen würde. Frau Wellenstein war vielleicht enttäuscht vom Leben, von ihrem Mann betrogen und deshalb unter Umständen auch zu einem Mord fähig, aber sie war keine skrupellose Todesgöttin, die wahllos um sich schlug.
    Gerda wusste, dass sie keine konkreten Hinweise dafür hatte , dass Wellenstein von seiner Frau Gefahr drohte. Ihr blieb keine Wahl, sie musste handeln. Gleich würde Frau Wellenstein wieder an den Tisch kommen und dann war es zu spät.
    Wellenstein ließ die Gabel widerstandslos sinken. Der Hauptkommissar hatte ihm eingeschärft, keine Fragen zu stellen, egal was Gerda König unternahm und was sie von ihm forderte. Der Dirigent sah sie an. „Der Kuchen schmeckt mit Sahne bestimmt viel besser, meinen Sie nicht auch? Ich besorge uns schnell welche“, damit nahm sie seinen Teller und stand auf. Esther Wellenstein kam ihr mit einem Teller entgegen und lächelte. War das etwa das Lächeln einer Mörderin? Gerda fiel auf, dass Esther Wellenstein heute deutlich besser aussah als gestern, sie wirkte gelöst, fast fröhlich. Entweder hatte die Dirigenten-Gattin ganz tief in die Dose mit den Glückspillen gegriffen oder die Vorfreude auf den baldigen Witwen-Stand hatte sie aufgeheitert.
    Gerda wollte wissen, was sich hinter dieser Maske der guten Laune verbarg und inszenierte ihren kleinen Auftritt , als Esther Wellenstein gerade an ihr vorbeiging. Sie provozierte ein kleines Stolpern und ließ die beiden Kuchenteller, die sie in der Hand trug, fallen.
    „Gerda , alles in Ordnung? Was war das für ein Lärm?“ Georg hatte sich über den Ohrhörer gemeldet. Weil die Friseurin nicht direkt antworten konnte, kommentierte sie ihr Missgeschick so, als ob sie zu sich selbst spräche. „Heidanei, so etwas Ungeschicktes aber auch. Jetzt habe ich den schönen Kuchen heruntergeschmissen.“
    „ Ist wirklich alles in Ordnung?“, hakte Georg noch einmal nach.
    „Das hätte jetzt aber nicht sein müssen. Zum Glück ist nichts Schlimmeres passiert.“
    Georg schien mit der Antwort zufrieden zu sein. Esther Wellenstein hatte dieser Vorfall nicht aus der Ruhe gebracht. Sie wollte Gerda gleich helfen, die Scherben aufzusammeln, als bereits eine der Ordensschwestern mit Handfeger und Schaufel kam und das Malheur beseitigte. Ohne weitere Aufregungen konnte Gerda sich den neuen Kuchen schmecken lassen und auch Wellenstein aß sein Stück mit einer extra Portion Sahne ganz auf, bevor er sich erhob und seine Sänger zur nächsten Probe bat. Das übliche undefinierbare Murren der Sänger, die nichts gegen eine längere Pause einzuwenden gehabt hätten, überhörte er. Sein Jubiläumskonzert sollte perfekt sein und es gab noch genügend

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