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Todesfuge: Gerda und Otto Königs zweiter Fall (German Edition)

Todesfuge: Gerda und Otto Königs zweiter Fall (German Edition)

Titel: Todesfuge: Gerda und Otto Königs zweiter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Wierlemann
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gesehen. Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob das der richtige Weg ist. Wenn Pirchow wenigstens etwas kooperativer wäre.“
    Gerlinde nickte. „ Das ist der falsche Ansatz, glaub mir. Der Mann kann gar nicht anders. Stell dir doch mal folgende Situation vor: Was wäre, wenn dein Vater nicht gestorben wäre, sondern wenn du herausgefunden hättest, dass Wellenstein dein Erzeuger ist? Wie würde es dir gehen, wenn du deine ganze Kindheit und Jugend hättest mit ansehen müssen, wie ich leide und du machtlos gewesen wärst, etwas an der Situation zu ändern?“
    Georg sah seine Mutter nachdenklich an. Es hatte zwar immer wieder Situationen gegeben, in denen er sich einen Vater gewünscht hatte, aber seine Mutter und er waren ein gutes Team gewesen. Sie hatten immer gewusst, es gab nur sie beide und ein Vater oder Mann stand nicht zur Debatte. Wenn er sich vorstellte, der fehlende Vater wäre nicht durch vorzeitigen Exitus am Familienleben gehindert worden, sondern wäre ihnen aus Selbstsucht und Gleichgültigkeit fern geblieben, dann konnte sich Georg vorstellen, dass er eine ähnliche Enttäuschung und Wut entwickelt hätte wie Pirchow, allerdings nicht mit den gleichen Konsequenzen.
    „Mensch Mama, an dir ist wirklich eine Psychologin verloren gegangen“, meinte Georg anerkennend und prostete seiner Mutter zu. „Irgendwie wusste ich, dass du mir einen guten Rat geben würdest. Du bist einfach die Beste.“
    G erlinde war ganz gerührt. „Ich helfe dir gern, musst mich halt nur mal öfter fragen, gell.“ Georg lachte. „Jetzt werd’ mir aber nur nicht übermütig. Der Polizist bin immer noch ich und das soll auch so bleiben.“ Gerlinde schenkte ihrem Sohn nach und sie freuten sich beide daran, dass ihnen an diesem Abend die Gesprächsthemen nicht ausgingen.
    Es war spät geworden , bis Gerlinde ihrem Sohn auch noch von dem zweiten Besucher erzählt hatte und Georg schließlich aufbrach. „Jetzt muss ich aber wirklich los, Mama. Morgen früh hab’ ich schließlich wieder Dienst. Aber es war wirklich nett bei dir und das Essen war spitze wie immer. Vielen Dank.“
    „Ich habe den Abend auch sehr genossen, Georg. Was hältst du davon, wenn wir das nächste Woche wiederholen? Gleiche Zeit, gleicher Ort?“
    „Gern, aber dann darf ich nicht mehr so viel Rotwein trinken. Das war heute schon ziemlich an der Grenze. Ich will doch schließlich deinen guten alten Opel heil nach Hause bringen. Nicht, dass ich da noch eine Delle reinfahre.“
    „Das wäre auch nicht so schlimm, ist doch schließlich nur Blech. Weißt du, ich finde aber, dass zu einem guten Essen einfach auch ein schöner Wein gehört und der hat uns heute Abend doch gut geschmeckt, oder? Ich mache dir einen anderen Vorschlag. Nächsten Mittwoch bringst du einfach einen Schlafanzug mit und übernachtest bei mir auf dem Sofa. Von hier aus hast du es am Morgen sowieso viel näher zur Arbeit. Was hältst du von der Idee?“
    Georg nickte zustimmend und so hatten sie ihren Jour fixe vereinbart und freuten sich bereits heute darauf.

- 24 -
    Freitagvormittag / Salongeflüster
     
    Gerda war es nach den Ereignissen des Wochenendes schwer gefallen, ihre Arbeit im Salon wieder aufzunehmen, als ob nichts geschehen sei. Ihr Mann hatte sie zwar gedrängt, ein paar Tage auszuspannen, aber Gerda wusste genau, dass die Ruhe ihr nicht gut tun und sie ständig an den Fall denken würde, obwohl der eigentlich abgeschlossen war. Lieber wollte sie noch die drei Wochen warten und dann gemeinsam mit Otto in den Urlaub fahren, so wie sie es geplant hatten. Die Arbeit würde sie immerhin ablenken.
    Schon am Samstagabend war es Gerda klar gewesen, dass sie ihre Routine beibehalten wollte und sie hatte darauf bestanden, dass Otto sie am Sonntag wieder zur Probe brachte. Auch Wellenstein war am Sonntagmorgen erschienen, als sei nichts vorgefallen. Er ließ sich nichts anmerken und das Probenwochenende verlief ohne weitere Vorfälle. Kaum einer der Sänger hatte gemerkt, welche Musik hinter den Kulissen gespielt wurde. Und diejenigen, die etwas ahnten, vermieden es, den Maestro direkt anzusprechen. Gerda hatte zwar gehört, dass es in der Gerüchteküche zum Ende der Proben heftig zu brodeln begann - warum sollte es in der Kantorei auch anders laufen als überall sonst - aber sie hielt sich bedeckt. Sie hatte Wellenstein schließlich versprochen, die Sache diskret zu behandeln.
    Den freien Montag nach dem Probenwochenende hatten Gerda und Otto zusammen verbracht. Otto war

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