Todesfuge: Gerda und Otto Königs zweiter Fall (German Edition)
bedanken. Jetzt können wir uns wieder voller Selbstvertrauen auf die Straße wagen. Ich hoffe, du bist mit deinen Schülern zufrieden?“ Georg nickte und applaudierte den Teilnehmern des Sicherheitstrainings lautlos. „Uns hat es jedenfalls großen Spaß gemacht und ich denke, der eine oder andere musste heute Abend auch über seine Grenzen gehen; eine großartige Erfahrung. Zum Abschluss haben unsere Damen noch eine Kleinigkeit vorbereitet und wir möchten dich und natürlich auch Sie, liebe Frau König und Ihren Mann, zu einem kleinen Umtrunk einladen.“
Herr Schäufele hatte inzwischen das Tor zu seiner Garage aufgemacht und Gerda konnte sehen, dass im Inneren ein kaltes Büffelt aufgebaut war. Die Männer trugen mehrere Garnituren Bierbänke in den Hof und Frau Helmle sorgte mit einer Lampion-Girlande für eine gemütliche Beleuchtung. Seine Oldies hatten es wirklich faustdick hinter den Ohren, aber gegen einen Imbiss und ein Feierabendbier hatte Georg absolut nichts einzuwenden.
Die Hausfrauen hatten sich selbst übertroffen, jede hatte die Spezialität ihrer Küche beigetragen und Otto gingen angesichts der kulinarischen Genüsse die Augen über. Auch wenn er selbst gern Experimente in der Küche einging, einer guten bodenständigen Mahlzeit konnte er nur schwer widerstehen. Er ließ sich von den Damen des Hauses ausführlich beschreiben, was sie an Köstlichkeiten aufgetischt hatten. Die Rentnerinnen freuten sich sehr, dass jemand sich für ihre Kochkünste interessierte und sogar um die Rezepte bat. Die eigenen Männer waren bereits zufrieden, wenn das Mittagessen pünktlich auf dem Tisch stand, wenn es sie satt machte und nicht zu viel kostete. Endlich wurde ihre Arbeit von einem Kenner gebührend gewürdigt und die alten Damen wollten das Büfett gar nicht mehr verlassen, solange Otto mit seinem Teller davorstand und auswählte.
Der hatte schnell erfasst, dass das Außergewöhnliche dieser Gaumenfreuden nicht nur war, dass sie mit Liebe hergestellt waren, sondern das Büfett umschwebte auch die Aura des Verbotenen. Frau Schäufele beispielsweise berichtete stolz, dass ihr Schnaps aus der privaten Brennerei ihres Mannes stamme und nur bei guten Freunden, die dieses Geheimnis für sich behalten konnten, auf den Tisch kam.
Otto hatte verstanden. Besonders angetan hatten es ihm auch die geräucherten Forellenfilets, die einer der Bewohner geangelt und in der Garage geräuchert hatte. Otto schaute nach draußen. Georg und Gerda unterhielten sich angeregt mit den Hausbewohnern. Ob der Hauptkommissar wusste, aus welchen Quellen seine Gaumenfreuden stammten? Das kriminelle Aroma schien Georg jedenfalls nicht herauszuschmecken und Otto würde selbstverständlich dicht halten und nicht verraten, dass die Forellen aus verbotenen Gewässern stammten.
Die Hausfrauen hatten aus dem Nähkästchen geplaudert und Otto dabei auch verraten, dass sie eine verlässliche Quelle hatten, die ihnen Lebensmittel zukommen ließ, kurz bevor das Mindesthaltbarkeitsdatum ablief. Otto hatte nur verständnisvoll mit dem Kopf genickt und gemeint, dass das ungemein praktisch sei, vor allem, da die Renten doch immer weiter gekürzt würden. Die Damen waren glücklich, da hatte sie endlich einer verstanden. Sie ließen Otto gar nicht wieder gehen und legten ihm immer neue Kostproben auf den Teller.
„Mutti, bringst du uns mal den Nachtisch?“ Herr Schäufele hatte sich umgedreht und hielt nach seiner Frau Ausschau. Otto war irritiert. Desserts hatte er auf dem B üfett gar nicht gesehen. Die Angesprochene jedoch schien genau zu wissen, was ihr Mann meinte. Sie nahm sich einen kleinen Tritthocker und angelte eine Blechdose von einem der oberen Regalbretter in der Garage. Otto folgte den Damen des Hauses, die offensichtlich im Bilde waren, was jetzt kommen würde. Frau Schäufele stellte ihrem Mann die Dose hin. „Mach doch gleich ein paar, Helmut. Dann müssen wir nicht so lange warten.“
Georg war irritiert, als der alte Mann die Dose öffnete und begann, mehrere Joints zu drehen. Frau Schäufele hatte doch tatsächlich Gras mitgebracht! Der Hauptkommissar schaute sich um, weil er sehen wollte, wie die restlichen Hausbewohner reagieren würden. Aber offensichtlich war er der einzige, den dieser Nachtisch befremdete. Selbst Königs schienen sich nicht zu wundern.
Es dauerte nicht lange, da machte bereits die erste Tüte die Runde und Georg hatte dankend abgewunken, als ihm der erste Zug angeboten wurde. Er reichte den Joint
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