Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todesgarten

Todesgarten

Titel: Todesgarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Holtkötter
Vom Netzwerk:
Urlaub. Ehrlich. Und jetzt
möchte ich arbeiten.«
    Michael ließ sich auf seinen Schreibtischstuhl fallen
und blätterte in einer Akte herum, als wäre sein Chef gar nicht mehr anwesend.
    Dann halt nicht, dachte Wolfgang und verließ das Büro.
    Kathrin wartete bereits vor der Tür des Vernehmungsraums
auf ihn. Sie wirkte angespannt. Es war schon lange her, dass sie eine Verdächtigenvernehmung
in einem Mordfall geführt hatte. Er hoffte für sie, dass alles gut lief.
    Â»Können wir?«, fragte er.
    Â»Wir können.«
    Â 
    Â»Kathrin führt die Vernehmung?« Anke stand im Regenmantel
in der offenen Tür. Sie sah Michael fassungslos an. »Habe ich das richtig
gehört?«
    Michael blickte unwillig auf. Am liebsten wäre er
allein im Büro gewesen. Er schämte sich so für den Übergriff in der letzten
Nacht. Es war ihm unbegreiflich, wie es dazu hatte kommen können. Der Junge
hatte doch gar nichts getan.
    Â»Die macht sich hier ganz schön breit, findest du
nicht?«, meinte Anke. »Ist so eine billige Reservekraft und denkt dann
plötzlich, sie kann die Verdächtigenvernehmung führen, während ich draußen rumrenne
und den Treppenterrier mache. Das ist doch echt ein Ding.«
    Â»Aber du führst nie die Verdächtigenvernehmungen. Du
hasst das sogar.«
    Â»Darum geht es doch gar nicht. Ich meine nur, dass diese
Frau eine ganz schöne …«
    Sie hielt inne und betrachtete ihn.
    Â»Hast du die Nacht durchgemacht?«
    Â»Nein. Ich … ich hab mir wohl einen Virus eingefangen.«
    Â»Und schleppst dich an deinem letzten Arbeitstag krank
ins Büro? Also, du bist wirklich unverbesserlich.«
    Er spürte Ärger in sich aufsteigen. Sie sollte ihn in
Ruhe lassen. Der Blick, den er ihr zuwarf, funktionierte offenbar, denn sie
wandte sich ab und ließ das Thema auf sich beruhen. Dann stellte sie ihre Tasche
ab und pellte sich aus dem Regenmantel.
    Â»Also, ich hör mir das jedenfalls mal an. Was ist,
kommst du mit?«
    Â»Die Vernehmung? Ich weiß nicht.«
    Â»Jetzt komm schon. Danach spendiere ich dir einen
Kaffee. Dann wirst du mal wach.«
    Sie zog ihn am Ärmel, und er stand widerstrebend auf.
Vielleicht war es ja keine so schlechte Idee. Er musste irgendwie auf andere
Gedanken kommen. Wenn er die ganze Zeit herumsaß und über die Sache gestern
Abend im Tiergarten nachdachte, würde er noch verrückt werden.
    Sie schlichen sich in Wolfgangs Büro, das durch eine
Zwischentür mit dem Vernehmungsraum verbunden war. Es war nicht das erste Mal,
dass sie sich an die Tür stellten und lauschten, was nebenan gesagt wurde. Anke
schloss leise die Bürotür, während sich Michael schon in Stellung brachte. Auf
der anderen Seite war Kathrins Stimme zu hören.
    Â»Das war aber deine Entscheidung, sich dieser Clique
anzuschließen. Dir war bekannt, dass es sich bei Raubüberfällen und
Körperverletzungen um schwere Vergehen handelt, oder?«
    Michael trat einen Schritt zur Seite, um Anke Platz zu
machen. Dabei stieß er Wolfgangs Regenschirm um, der am Regal lehnte und nun
lautstark gegen einen Aktenschrank knallte.
    Â»Sei doch leise, verdammt«, zischte Anke.
    Michael hob den Schirm auf und stellte ihn vorsichtig
zurück.
    Â»Das hat da drinnen keiner gehört«, murmelte er.
    Â»Na, hoffentlich nicht. Jetzt komm schon, sonst verpasst
du noch alles.«
    Â 
    Kathrin beugte sich leicht über den Tisch. »Du sagst,
du magst keine homosexuellen Männer. Was ist der Grund dafür?«
    Der Junge war blass und wirkte apathisch. Diese Befragung
war zu viel für ihn, das war deutlich zu spüren. Wolfgang glaubte nicht, dass
er lange standhalten würde. Was immer er für eine Rolle hierbei spielte, sie
würden es bald von ihm erfahren.
    Ein leiser Knall war zu hören. Er drang von nebenan,
aus seinem Büro. Mit gerunzelter Stirn sah er zur geschlossenen Zwischentür.
Dann wanderte sein Blick zu Frau Schrade, doch die schien nichts bemerkt zu
haben. Ihr Blick klebte am Bildschirm.
    Â»Was magst du an denen nicht?«, fragte Kathrin.
    Â»Weiß nicht.« Der Junge sah zu Boden. »Die sind halt irgendwie
so weiblich, so sensibel drauf. Das mag ich nicht.«
    Â»Und warum nicht? Was ist so schlimm daran, weiblich
zu sein?«
    Â»Man macht sich doch nur selbst damit fertig, wenn man
so gefühlsmäßig drauf ist. Irgendwann kommt was, und wer

Weitere Kostenlose Bücher