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Todesgarten

Todesgarten

Titel: Todesgarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Holtkötter
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sah.
    Â»Hatte er Bekanntschaften mit Mithäftlingen geschlossen?
Hatte er sich hier bereits Feinde gemacht?«
    Â»Wolfgang, er ist erst seit ein paar Stunden hier«,
sagte Gerhard Wüsten. »Er hatte noch überhaupt keinen Kontakt zu Mithäftlingen.«
    Â»Und die Zelle war ganz sicher verriegelt gewesen?«
    Anke trat neben ihn und berührte ihn am Ärmel. »Lass
gut sein«, murmelte sie.
    Wolfgang seufzte. »Nun ja.« Er verließ die Zelle und
nickte Gerhard Wüsten zu. »Danke, dass du mir gleich Bescheid gesagt hast.«
    Â»War doch selbstverständlich.«
    Â»Das hier wird für euch ziemlich unangenehm werden.«
    Wüsten hob die Schultern. »Darum geht es doch nicht.
Mich bläst so leicht nichts um. Ich wünschte nur, ich könnte den Jungen wieder
lebendig machen.«
    Draußen im Flur begann Wolfgangs Handy zu läuten. Er
entschuldigte sich und ging ein paar Meter in Richtung Ausgang. Es war Karsten
Linde.
    Â»Ich hoffe, Sie nehmen es mir nicht übel, dass ich um
diese Uhrzeit anrufe?«
    Â»Nein, gar nicht. Ich bin im Einsatz.«
    Â»Dann störe ich Sie nicht in Ihrer Freizeit, gut. Ich
bin davon ausgegangen, Sie wären mit den Kollegen einen trinken gegangen nach
dem vermeintlichen Erfolg bei dem Schwulenmord.«
    Â»Vermeintlich? Habe ich Sie da richtig verstanden?«
    Linde holte tief Luft. »Entschuldigen Sie. Es ist noch
gar nicht gesichert. Ich habe hier nur einen Zeugen, der alles auf den Kopf
stellen könnte.«
    Â»Was denn für einen Zeugen?«
    Â»Er heißt Lukas Möller. Er schwört Stein und Bein darauf,
mit dem Jungen Sex gehabt zu haben.«
    Wolfgang war sprachlos. »Sex? Wie kann er sich da so
sicher sein? Nachts ist es stockfinster im Park. Da erkennt man doch seine
eigene Hand vor Augen nicht.«
    Â»Trotzdem schwört er darauf. Außerdem gibt es Laternen
und erleuchtete Ecken. Er sagt, der Junge wäre durch den Park geirrt, als hätte
er sich verlaufen. Er vermutet, es war das erste Mal, dass Dennis Sex mit einem
anderen Mann hatte. Er wirkte sehr unbeholfen und war ziemlich aufgeregt. Aber
als es so weit war, sei der abgegangen wie nix. Das waren seine Worte.«
    Wolfgang sah sich um. Vor dem Ausgang stand eine Holzbank,
auf die er sich sinken ließ.
    Â»Was ist danach passiert?«, fragte er.
    Â»Der Junge ist abgehauen. Praktisch mit offener Hose.
Nach dem Höhepunkt hat er offenbar Angst vor der eigenen Courage bekommen und
ist getürmt.«
    Wolfgang ahnte die Antwort auf seine nächste Frage
schon: »In welche Richtung ist der Junge geflohen?«
    Â»In Richtung spanische Botschaft. Er ist da aus dem
Park rausgelaufen.«
    Â»Danke, dass Sie mich informiert haben. Könnten Sie
mir noch eine E -Mail mit den Kontaktdaten schicken?
Ich werde diesen Möller dann morgen mal anrufen.«
    Â»Sicher, das mache ich. Gute Nacht.«
    Wolfgang verabschiedete sich und legte auf.
    Anke war ihm gefolgt und hatte einen Teil des Gesprächs
mitgehört. »Dennis ist unschuldig?«
    Â»Gut möglich. Abwarten.«
    Â»Aber … was ist mit dem Geständnis?«
    Das Geständnis. Der Junge musste es abgelegt haben,
weil ihm dies einfacher erschien, als zuzugeben, dass er selbst schwul sein
könnte.
    Â»Das ist vielleicht nichts wert.«
    Â»Aber …«
    Er winkte ab. »Ich erkläre es dir später.« Mühsam erhob
er sich. »Sag den anderen Bescheid. Morgen früh um neun ist Besprechung. Der
freie Samstag ist vorerst gestrichen. Wie es aussieht, haben wir immer noch
einen Mörder, der auf freiem Fuß ist und wieder zuschlagen könnte.«
    Â»Und was ist mit Michael? Soll ich den auch informieren?
Sein Urlaub fängt ja genau genommen erst am Montag an.«
    Â»Bloß das nicht. Er darf nichts von den neuesten Entwicklungen
erfahren. Er soll seinen verdammten Urlaub machen, und aus. Hoffentlich erholt
er sich ein wenig.« Mit einem müden Lächeln fügte er hinzu: »Und ich geh mal
davon aus, dass er sich privat eher nicht im Tiergarten herumtreibt. Er dürfte
also nicht in Gefahr sein.«
    Â 
    Zweimal hatte sich der Schatten bereits umgedreht. Er
war auf ihn aufmerksam geworden, davon war Michael überzeugt. Ein Teil von ihm
wusste, dass es unmöglich war. Daniel war tot.
    Trotzdem klammerte er sich an die irrwitzige Hoffnung,
alles wäre ein Missverständnis, für das es eine einfache Erklärung gab.

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