Todesgarten
hinter sich geschlossen zu
haben. »Ich komme! Einen Augenblick!«
In dem Taschentuch lag noch ein Zettelchen. Der letzte
Schatz aus Daniels Bündel. Auch den wollte Michael sich noch schnell ansehen,
ehe er das Zimmer verlieà und mit Christoph Schütz nach Babelsberg fuhr.
Es war ein kleiner Klebezettel. Er faltete ihn auseinander.
Auf dem Zettel standen nur ein Name und eine Telefonnummer. Sorgfältig
aufgeschrieben und doppelt unterstrichen: Michael Schöne ,
stand da und darunter seine Durchwahl bei der Berliner Polizei.
Â
Frau Schrade hatte mehrere Kannen Kaffee gekocht und
den Tisch im Besprechungsraum mit Kekstellern und Servietten eingedeckt. Das
war wohl ihr Versuch gewesen, die Stimmung ein bisschen aufzuhellen, auch wenn
sie damit nicht viel Erfolg hatte. Die Kollegen waren niedergeschlagen und
wortkarg. Die Nachricht vom Selbstmord in der Jugendarrestanstalt hatte allen
zugesetzt.
Dennis Pfeiffer war nicht nur tot, womöglich war er
auch unschuldig gewesen, trotz seines Geständnisses. Sollte sich die
Zeugenaussage von diesem Möller als richtig erweisen, war er vielleicht nicht
einmal in Tatortnähe gewesen. Und die anderen Mitglieder der Clique kamen jetzt
ebenfalls nicht mehr infrage. Sie waren zur Tatzeit nicht im Park gewesen, das
stand inzwischen fest. Und die These vom schwulenfeindlichen Ãbergriff drohte
in sich zusammenzufallen.
»Also gut.« Wolfgang holte Luft. »Fangen wir noch mal
von vorne an. Familie, Freunde, Arbeitsplatz. So weit sind wir da ja noch nicht
gekommen. Wir haben das Smartphone des Toten und damit alle seine Kontakte. Arbeiten
wir uns weiter vor. AuÃerdem sprechen wir noch mal mit Christoph Schütz und
Bärbel Neubauer. Vielleicht ist denen noch etwas eingefallen.«
Harald stellte seine Tasse ab. »Ich hab da was, das
vielleicht interessant sein könnte. In dem Klub, in dem Treczok gearbeitet hat,
gab es eine Razzia der Drogenfahndung, die ungefähr gleichzeitig wie der Mord
stattgefunden haben muss. Die Razzia war aber wohl eine Pleite. Man sagt, es
hat eine undichte Stelle gegeben.«
Wolfgang legte die Stirn in Falten. »Hast du mal bei
den Kollegen nachgefragt?«
»Nein, aber das habe ich vor.«
»Also gut. Wissen wir, ob Daniel Treczok gedealt hat?«
»Bisher noch nicht. Aber ich häng mich mal da dran.«
»Mach das. Dann brauchen wir noch einen, der heute
Abend nichts vorhat. Dieser Lukas Möller hat sich bereit erklärt, eine
Ortsbegehung mit uns zu machen. SchlieÃlich haben wir immer noch Dennisâ Geständnis.
Ich möchte das Geschehen im Park genau rekonstruieren.«
»Wann denn heute Abend?«
»Um halb elf. Dann dürfte es dort einigermaÃen dunkel
sein. Dabei lässt sich gleich überprüfen, ob dieser Möller Dennis wirklich erkennen
konnte.«
Wolfgang blickte in die Runde, doch alle wichen seinem
Blick aus.
»Also bitte, Freiwillige vor. Wer macht die Begehung
mit?«
Schweigen. Die meisten betrachteten konzentriert die
Kaffeeflecken auf dem Tisch.
»Harald, was ist mit dir?«, fragte Wolfgang.
»Ich hätte nichts dagegen. Aber mein Sohn hat heute
Abend eine Theateraufführung in der Schule.«
»Lohmann?«
»Ich? Wieso denn ich?«
»Jetzt stell dich nicht so an. Einer muss es tun.«
»Aber heute Abend wird im Park doch Hochbetrieb sein,
oder? Vielleicht macht man das besser tagsüber.«
»Du kannst ja deine Dienstwaffe mitnehmen, wenn du
dich dann wohler fühlst.«
»Ich weià nicht ⦠AuÃerdem ist Samstag.«
Wolfgang betrachtete ein weiteres Mal die Runde, dann
stieà er einen Seufzer aus.
»Also gut. Dann werde ich das eben machen.«
Keiner widersprach ihm. Wolfgang schüttelte den Kopf. Eigentlich
war das ja kein Einsatz, für den ein Kommissionsleiter gebraucht wurde. Das war
allen klar.
»Machen wir mit dem persönlichen Umfeld weiter.«
Allgemeine Erleichterung. Wolfgang spürte Ãrger aufsteigen.
Ihr werdet schon sehen, dachte er und beschloss, sich etwas einfallen zu
lassen. SchlieÃlich war Samstag, und alle wollten möglichst schnell nach Hause.
Da gab es bestimmt einige unangenehme Aufträge zu vergeben. Lohmann wäre als
Erster dran.
»Also gut.« Wolfgang lächelte. »Dann wollen wir mal
zusammentragen, was noch zu tun ist.«
9
Michael setzte den Blinker und wartete darauf, dass
die Ampel auf Grün sprang. Christoph
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