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Todesgarten

Todesgarten

Titel: Todesgarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Holtkötter
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dazu.«
    Â»Ach, Unsinn. Natürlich gehörst du dazu. Du hast Daniel
geliebt, wie wir alle. Es ist gut, dass du hier bist. Die Dachkammer ist frei.
Ich habe das Bett frisch bezogen.«
    Â»Danke, Bärbel.«
    Regen setzte ein und prasselte aufs Dach der Veranda.
Es fiel Michael schwer, den Rest des Gesprächs zu verstehen.
    Â»Da ist jemand von der Polizei«, sagte Christoph. »Ein
Herr Herzberger. Er wartet draußen in der Halle.«
    Â»Von der Polizei? Dann ist es also so weit. Er kommt
wegen dieser Dinge, mit denen Daniel zu tun hatte.«
    Â»Nein, nein. Das verstehst du falsch.«
    Â»Aber du hast der Polizei doch alles gesagt, was du
weißt?«
    Er antwortete nicht.
    Â»Christoph! Wir können doch keine Geheimnisse vor
ihnen haben!«
    Â»Das alles hat doch gar nichts mit seinem Tod zu tun.
Es hat doch gar keinen Sinn …«
    Â»Woher willst du das denn wissen?«
    Â»Ich …«
    Â»Haben sie etwa den Mörder gefasst?«
    Sie bekam keine Antwort. Michael hörte, wie sich jemand
der Tür näherte, und trat eilig einen Schritt zurück. Christoph tauchte auf der
Schwelle auf.
    Â»Kommen Sie. Bärbel Neubauer ist hier.«
    Michael trat vorsichtig ins warme Licht der Küche.
Bärbel Neubauer stand an der Anrichte. Eine kleine und schlanke Frau, die trotz
der vielen Falten im Gesicht elegant und auf gewisse Weise schön aussah.
Offenbar war sie gerade damit beschäftigt zu backen. Vor ihr auf der
Arbeitsfläche stand eine Rührschüssel, daneben Mehl, Zucker, Eier und Schokolade.
    Michael stellte sich vor und trat näher. Christoph
Schütz drückte sich an ihm vorbei zur Tür.
    Â»Ich gehe nach oben in mein Zimmer.«
    Â»Soll ich dir einen Kaffee machen?«
    Â»Nein, ich komme gleich wieder. Dann helfe ich dir in
der Küche.«
    Damit zog er die Tür hinter sich zu. Michael war
allein mit Bärbel Neubauer.
    Â»Ich hoffe, ich störe nicht«, sagte er.
    Â»Aber nein. Sie müssen entschuldigen, wir sind alle
ein wenig durcheinander hier.«
    Â»Christoph Schütz hat mich gebeten, mitzukommen, um Ihnen
den Ausgang der Ermittlungen mitzuteilen.«
    Â»Ja, ich weiß.« Es war kaum mehr als ein Flüstern. Sie
hielt sich an der Arbeitsfläche fest. »Sie haben den Täter gefasst?«
    Â»Ja, das haben wir.«
    Sie betrachtete die Rührschüssel, als müsse sie überlegen,
wo sie ihre Arbeit unterbrochen hatte. Dann wischte sie sich die Hände an der
Schürze ab.
    Â»Das ist gut.«
    Â»Es war ein achtzehnjähriger Junge aus Wedding. Er
gehörte einer Bande an, die Schwule überfällt und verprügelt. Er sagt, Daniel
hätte ihm …« Er wusste nicht, wie er es formulieren sollte. »… schöne Augen
gemacht. Da hat er zugeschlagen.«
    Sie reagierte nicht. Nach einer Weile zog sie eine eingefettete
Kuchenform hervor und gab den Teig aus der Rührschüssel hinein.
    Â»Das war ein Treffpunkt für Homosexuelle«, fügte er
hinzu. »Dort ging es darum, Kontakte zu knüpfen. Mehr hat Daniel nicht getan.
Er hat sich ganz normal verhalten.«
    Ohne aufzusehen nickte sie.
    Â»Die Gerichtsverwaltung wird den Termin für die Verhandlung
festsetzen. Sie werden darüber informiert werden.«
    Er wartete. Aber sie schwieg weiterhin und zog einen
Beutel mit getrockneten Aprikosen hervor. Eine nach der anderen drückte sie
vorsichtig in den Teig.
    Â»Daniel war ganz verrückt nach diesem Kuchen«, sagte
sie schließlich. »Irgendwann hat er mir verboten, ihn zu backen. Weil er doch
so sehr auf seine Figur achtete und sich einfach nicht beherrschen konnte.
Manchmal habe ich ihn deswegen erst recht gebacken, um ihn ein bisschen zu
ärgern. Er hatte doch überhaupt keine Disziplin.«
    Sie lächelte matt, dann drückte sie die letzte
Aprikose in den Teig.
    Â»Alles andere musste leicht und fettarm sein. Aber diesen
Kuchen, den hat er immer hemmungslos in sich hineingestopft. Zwei Stücke für
neunhundert Kalorien oder eine Stunde auf dem Laufband.«
    Michael fühlte sich nicht gut dabei, die nächste Frage
zu stellen. Aber er brauchte eine Antwort.
    Â»Wird Daniels Pflegevater auch da sein? Zum Kuchenessen?«
    Sie sah verwundert auf. »Bernd? Wie kommen Sie darauf?«
    Â»Wir haben gestern versucht ihn zu erreichen. Aber er
war nicht zu Hause. Er lebt in Stuttgart, wenn ich richtig informiert bin?«
    Ihr

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